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Liebe Ist Nichts Fuer Feiglinge

Liebe Ist Nichts Fuer Feiglinge

Titel: Liebe Ist Nichts Fuer Feiglinge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristine Gasbarre
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auftauchte.
    »Perfekt!«, erwiderte er und wischte sich die nassen Haare aus dem Gesicht. »Warte nur, bis du selber drin bist.«
    Ich band mir die Haare zu einem Knoten zusammen und zog mich auf unserem winzigen Sandstrand aus, wobei ich darauf achtete, nicht zu verführerisch zu wirken. Bis jetzt hatte ich immer wenig Scheu bei Männern, aber bei Chris war es anders. Ich wollte respektabel erscheinen und keine Romanze erzwingen. Am liebsten hätte ich lustvoll gestöhnt, als ich in den See sprang – das Wasser war himmlisch –, aber ich verkniff es mir und schwieg. Nach einer Weile fragte ich: »Weißt du was?«
    »Nein, was?« Er trieb etwa eine Bootslänge von mir entfernt auf dem Rücken dahin.
    »Du hast einen wundervollen natürlichen Duft.«
    Das Wasser schwappte leise, als er sich hinstellte. Leise fragte er: »Glaubst du daran?«
    »An was, an Pheromone? Oh ja.«
    »Ich auch.« Eine Weile schwiegen wir. »Sieh dir diesen Himmel an«, sagte er dann. Der Mond war zu drei Vierteln voll, umgeben von funkelnden Sternen.
    »Ja«, seufzte ich und ließ mich tiefer ins Wasser gleiten.
    »Kannst du da stehen, wo du bist?«
    »Oh.« Ich versuchte, mit den Füßen den Boden zu erreichen. »Ja, ich kann stehen, aber ich will nicht. Es ist ganz schlammig hier.«
    »Dann komm her«, sagte er und streckte seine Hand aus. »Hier sind Felsen.«
    Ich wartete einen Moment und schwamm dann langsam auf ihn zu. Kurz vor ihm hielt ich an und sagte zu seiner Überraschung: »Das ist nahe genug.« Im Mondschein sah ich, wie er seine Hand ins Wasser sinken ließ.
    Ich hätte ihm gerne seine Verwirrung genommen und ihm erklärt, dass ich nur deshalb so zögerlich war, weil ich Angst hatte, ihm zu nahe zu kommen und dann nicht mehr genug von ihm bekommen würde. Und vielleicht würde ich ihm dann alles geben wollen, während er noch gar nicht so weit war. Dieser Lauf der Dinge ist so unvermeidlich wie der Zyklus des Mondes.
    »Ich kriege langsam Hunger«, erklärte ich ihm. »Du auch?« Ich war erleichtert, dass sich sein Verhalten mir gegenüber nicht abgekühlt hatte. Er ergriff meine Hand, um mir die Leiter auf den Steg hinaufzuhelfen. Unter der Lichterkette über der Bar aßen wir Salzgebäck und tranken Prosecco. »Ich liebe solche Mahlzeiten«, sagte er, als ob ihm das zum ersten Mal bewusst würde. »Leichtes, vollwertiges Essen.«
    Ich schlang mein Badetuch fester um meinen nassen Bikini. »Ich auch.« Ich konnte von unseren Gesprächen nicht genug bekommen. Wir lachten zusammen und erzählten uns Geschichten, und ich war mir sicher, ich wollte ihn wiedersehen … Aber ich hätte zu gerne gewusst, wer von uns beiden eigentlich für mein Zögern verantwortlich war.
    Als ich ihn vor seinem Haus absetzte und ihm half, das Fahrrad aus dem SUV zu laden, starrte er mich einen Moment lang an, dann legte er seinen Arm um meine Schulter und küsste mich fest auf den Mund. Nachdem er im Haus verschwunden war, stand ich ein paar Sekunden in der Dunkelheit, presste die Lippen zusammen und überlegte verwirrt, was er mir damit hatte mitteilen wollen. War es Tausend Dank für deine Hilfe mit meinem Fahrrad? Oder war es eine jungenhafte Art, mir zu sagen, Ich beginne langsam, Gefühle für dich zu entwickeln?
    Am darauffolgenden Dienstag war ich lässig gekleidet mit Pferdeschwanz und abgeschnittenen Jeans in der Stadt unterwegs, um Safran zu kaufen, weil ich ein Rezept ausprobieren wollte, das ich soeben an ein Food-Magazin verkauft hatte.
    Mein Handy klingelte. »Was machst du gerade?«, fragte Chris.
    »Ich suche nach Safran.«
    Er lachte. »Safran?«
    »Ja. Du ahnst nicht, wie schwer es ist, in einem kleinen Ort in Pennsylvania Safran zu finden. Was gibt’s?«
    »Bist du sehr beschäftigt?«
    Oh ja, schrecklich. »Äh, eigentlich nicht.«
    »Komm zu mir nach Hause.«
    »Ist alles in Ordnung?«
    »Alles ist bestens. Du wirst schon sehen. Hey.«
    »Ja.«
    »Bring deinen Badeanzug mit.«
    »Äh …« Oh Gott, ich muss nach Hause rennen und mir die Beine rasieren! »Okay, bis gleich also.«
    Mist, dachte ich. Ich hatte einen Abgabetermin einzuhalten, aber das konnte ich ihm doch nicht sagen. Ich fuhr vom Parkplatz des Lebensmittelladens und raste nach Hause, um erneut einen Bikini zu finden, der so viele Unzulänglichkeiten meines Körpers wie möglich bedeckte. Seit wann schwimmt man schon bei der dritten Verabredung gemeinsam? Denkt er nicht darüber nach, dass ich ihn vielleicht erst einmal ein bisschen besser kennenlernen möchte,

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