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Liebe Ist Nichts Fuer Feiglinge

Liebe Ist Nichts Fuer Feiglinge

Titel: Liebe Ist Nichts Fuer Feiglinge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristine Gasbarre
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Worte sorgfältig. »Ich bin völlig einer Meinung mit dir.«
    Chris erzählt mir, dass sein Großvater ihn gefragt habe, ob »diese kleine blaue Tablette« tatsächlich helfen würde.
    Ich halte im Essen inne. »Nein«, keuche ich. »Was hast du ihm gesagt?«
    »Ich habe ihm geraten, mit seinem Hausarzt darüber zu reden.«
    Das gibt mir den Rest. Ich würde am liebsten die ganze Nacht hierbleiben und mich mit ihm unterhalten.
    Nach dem Essen schauen wir uns im Hofladen um und betrachten frische Kräuter und Zutaten, mit denen man selbst Seife herstellen kann. Ich bin aufrichtig erstaunt, dass es einen solchen Hof in der Nähe meines, nun ja, eher traditionellen Heimatortes gibt. Chris kauft mir ein Vollkornbrot und Zitronenhonig; beides balanciert er in einer Hand, als er mir die Wagentür öffnet. Er reicht mir seine Baseballkappe, nachdem er das Verdeck heruntergelassen hat – von außen ist gar nicht zu erkennen, dass es ein Cabrio ist –, und macht die Musik an. Ein Blues-Song, »Bittersweet Surrender«, ertönt, was mir ziemlich passend scheint. Ich stütze mich mit dem Ellbogen am Fensterrahmen ab. »Spielst du es noch einmal?«, frage ich ihn, als das Lied vorbei ist.
    Ein Lächeln breitet sich auf seinem Gesicht aus, als er mich anblickt. »Bitte tu du es.« Ich drücke auf den Knopf, und Chris tritt aufs Gaspedal. Wir erleben einen dieser seltenen sehr emotionalen Momente. Das Auto wird schneller, die Haare fliegen mir ums Gesicht, der Bass dröhnt, und ich habe das Gefühl, die Erde hat aufgehört, sich zu drehen, und nur wir bewegen uns.
    Vielleicht gibt es ja einen Grund dafür, dass all die anderen Typen Nieten waren; vielleicht haben sich die Enttäuschungen in vergangenen Beziehungen auf der Suche nach dem idealen Partner gelohnt. Es ermutigt mich, dass dieser erfolgreiche Mann meine Gesellschaft genießt und meinen Stil gut findet. Ist das nicht das geheime Bedürfnis jeder Frau? Noch bevor wir bei mir zu Hause ankommen, bin ich mir sicher, dass Chris jemand ist, den ich sehr gernhaben könnte.
    Es ist erst zehn, als er mich vor dem Haus absetzt und mich – ganz altmodisch – zur Tür bringt. Seine Hände hat er in den Hosentaschen, meine umklammern meine kleine Handtasche. Die Erwartung dessen, was er gleich tun wird, versetzt mich in Highschool-Zeiten zurück, als ich entweder sehnsüchtig darauf gewartet habe, dass mein Date mich küsst, oder aber eine unwillkommene Annäherung gefürchtet habe. Chris und ich geben uns möglichst unbekümmert, und ich kann nur hoffen, dass er es ernst meint, als er sagt: »Das sollten wir bald wiederholen.« Er beendet diesen unglaublich angenehmen Abend auf perfekte Weise, indem er mir die Hände auf die Schultern legt und mich sanft auf die Wange küsst. Er ist überrascht, als ich die Geste erwidere und mit meinen Lippen sein glattes, warmes Gesicht berühre. »Danke«, sagt er.
    Ich lächele. »Bitte.«
    Als er zu seinem Auto geht, sagt er über die Schulter: »Ich rufe dich an.«
    Ich blicke ihm nach, dann schalte ich die Außenbeleuchtung aus.
    Hat er tatsächlich gerade gesagt »Ich rufe dich an«?
    Die Hunde melden meine Ankunft, als ich mich in die Küche schleiche. Meine Eltern, die schon im Bett liegen und im Fernsehen die Abendnachrichten vor der Tonight Show mit Jay Leno schauen, wollen alles über meinen Abend wissen. »Und ist er normal ?«, fragt Mom und stützt sich auf den Ellbogen.
    Ich klettere zwischen ihnen ins Bett, eine alte Angewohnheit, die wieder auflebt. »Nicht ganz normal«, erwidere ich. »Aber das ist hinreißend.« Dad fragt, ob er sich auch anständig benommen hat, und ich antworte: »Ja, und zwar so, wie ich es noch nie erlebt habe. In der Küche sind Brot und Zitronenhonig für das Frühstück – könnt ihr glauben, dass er es mir geschenkt hat?« Mom schlägt die Hände zusammen – nicht wegen des Brots, sondern wegen Chris’ Geste –, und ich küsse sie und wünsche ihnen eine gute Nacht.
    In meinem ehemaligen Kinderzimmer setze ich mich mit meinem Tagebuch aufs Bett. Ich will nicht schlafen , schreibe ich. Ich weiß einfach, dass ich morgen früh sein Gesicht vergessen habe.
    Die zweite Verabredung ist eine Katastrophe.
    Chris hat mich zum Yoga-Unterricht eingeladen, wird aber dann über drei Stunden länger von Patienten aufgehalten. Ich recherchiere eine Geschichte, lackiere mir die Nägel und denke: Im Ernst, ich könnte mittlerweile in Philadelphia sein . Sind die Frauen erfolgreicher Männer ständig frustriert?

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