Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Liebe Ist Nichts Fuer Feiglinge

Liebe Ist Nichts Fuer Feiglinge

Titel: Liebe Ist Nichts Fuer Feiglinge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristine Gasbarre
Vom Netzwerk:
wohl nicht im Spiel. »Oh, nett«, bemerke ich. »Ist das ein Schaltknüppel?«
    »Ja, das ist ein Schaltknüppel«, erwidert er freundlich. Er steigt auf seiner Seite ein und schnallt sich an. Er ist echt süß, leicht gebräunt mit Haaren, die feucht von einem Bad im See sind, das er nach der Arbeit noch schnell genommen hat, wie er mir erklärt. Sein Duft ist männlich, er riecht nach Seife, Wasser und Pinie. Alles an dem Mann ist neu für mich. »Bevor wir in das Restaurant fahren, in das ich dich heute Abend entführen will, muss ich dich fragen, ob du irgendetwas nicht isst.«
    Ich lache. »Äh, nein. Ich wünschte, ich könnte mich interessant machen und dir erzählen, ich sei Vegetarierin oder so, aber ich esse so gut wie alles.« Ich schweige und blicke ihn an. »Aber nett, dass du fragst.« Zum Glück haben seine Klimaanlage und seine Coolness meine Nervosität vertrieben.
    »Gut. Wir essen auf dem Hof von Freunden von mir. Es ist alles biologisch, und wir essen im Garten. Sie wollen Burritos machen. Klingt das okay?«
    »Das ist … wundervoll. Ist der Hof hier in der Gegend?«
    »Eine halbe Stunde entfernt in Brookville.«
    »Ach, gibt es einen Bio-Hof in Brookville?«
    Ein Stromstoß durchfährt mich, als er mich ansieht und lächelt. »Du klingst überrascht.«
    »Ich … ich weiß nicht, vermutlich kommt mir diese Ecke nicht so fortschrittlich vor. Wow … ein Bio-Hof.«
    »Ja«, sagt er, schaut auf meine Ballerinas und die zahlreichen Silberarmbänder an meinem Handgelenk. Ich habe sie in Paris gekauft. »Ich weiß, was du meinst.«
    Im Auto unterhalten wir uns so angeregt, dass ich am liebsten immer weiterfahren würde. Zum Glück kann er sich nicht mehr erinnern, wo die Farm ist, und so haben wir reichlich Gelegenheit zum Plaudern. Er ist sechs Jahre älter als ich und kommt ursprünglich aus Michigan. Er hat Zahnmedizin studiert und sich dann im Promotionsstudium auf Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie spezialisiert. In diese Gegend ist er gezogen, nachdem er einige Jahre in der Praxis eines Zahnchirurgen gearbeitet hat, der ihn zum Partner machen wollte, wenn er nach der Promotion zurückkäme.
    »Ob du es glaubst oder nicht«, sagt er über seinen Partner, »er ist einer der Pioniere in diesem Land, was Kieferchirurgie angeht.«
    »Wow, und deshalb hast du beschlossen, dich mit ihm zusammenzutun?«
    »Ja.«
    »Sehr beeindruckend«, sage ich.
    Er blickt mich an und lächelt. »Danke«, sagt er.
    »Möchtest du einen Schweizer Kaugummi?«, frage ich ihn.
    »Oh ja «, antwortet er. »Ich habe noch nie Schweizer Kaugummi probiert. Danke.«
    »Bitte. Er ist zuckerfrei. Das ist besser für die Zähne, weißt du.«
    »Das ist wichtig«, sagt er.
    Diese zusätzlichen Minuten im Auto geben mir Zeit, seinen Duft einzuatmen, der mir hoffentlich für immer in der Nase bleibt. Zum ersten Mal in meinem Leben empfinde ich eine erste Verabredung als spektakulär. Ich bin eher an anstrengende Gespräche über Sport gewöhnt, die mich zu Tode langweilen oder in mir den Wunsch nach Sex wecken. Beides ruft in mir Sehnsucht nach meinem Bett hervor, so dass ich den Augenblick nicht genießen kann.
    Bei dieser Verabredung jedoch dreht sich nicht alles nur um uns – die Familie auf dem Hof spielt eine ebenso große Rolle wie wir. Chris bezaubert mich, als er auf einen Baum klettert, um mit dem sechsjährigen Sohn der Familie über die Alpträume zu reden, die den kleinen Kerl geweckt haben. Das Ehepaar führt mich durch den Garten, der voller Rosmarin, Lavendel und Salbei ist. Zum Abendessen sitzen Chris und ich unter einem Baum, essen Rinder-Burritos und trinken Sangria. Ich spüre ein leises Rauschen im Kopf und ermahne mich insgeheim, jetzt zu Wasser zu wechseln, aber Chris sagt: »Ist es nicht wundervoll, dass sie hier gar keinen Alkohol trinken?« Keinen Alkohol! Ich schenke mir Sangria nach.
    Auf seinem Handy spielt Chris Sting und Eric Clapton – wir hören sie beide gern, und wir hatten bereits festgestellt, dass wir beide »Musikmenschen« sind, wie er es nennt. Erfreut erfahre ich, dass er ein enges Verhältnis zu seinen Großeltern hat. Er erzählt mir, dass er sie finanziell ein wenig unterstützt, seit er praktiziert, und dass sein Großvater ihm seitdem häufig aus seinem Leben erzählt. »Es ist so wichtig, dass wir von unseren Großeltern so viel wie möglich erfahren und lernen, solange wir sie noch haben«, sagt er.
    Wieder könnte ich schwören, ein wenig beschwipst zu sein, und ich wähle meine

Weitere Kostenlose Bücher