Liebe ist staerker als Haß
wie er zuvor zwei Schritte, beugte sich leicht nach hinten, als wollte sie die Schleppe aufnehmen, faßte aber absichtlich daneben. Sie blickte ihn mit Unschuldsmiene an. »Du mußt es noch einmal vormachen.«
»Na ja, jetzt paß aber gut auf! Zwei Schritte, nach hinten beugen, aufheben, über den Arm legen.« Er machte ihr alles genau vor. »Versuch es jetzt!«
Er stellte sich hinter sie und legte ihr einen Arm um die Taille. »Zwei Schritte!« Dann beugte er sich leicht nach hinten und zwang sie, es ebenso zu machen. Er nahm ihre rechte Hand in seine. »Jetzt heb das verdammte Ding hoch und leg es dir über den Arm!«
Wiederum schaffte es Zared, die Schleppe fallen zu lassen. Sie trat von ihm weg und sah ihn unschuldig an. »Ich bin wohl zu dumm dazu. Vielleicht solltest du das Kleid anziehen und es mir genau vormachen.«
Als sie sein Gesicht sah, brach sie in Gelächter aus.
»So ein verdammter Racker!« sagte er und griff nach ihr.
Mit einer Bewegung, die beinahe perfekt wirkte, hob Zared die Schleppe auf und legte sie sich über den Arm. Dann rannte sie ihm weg. Zuerst wollte sie gleich durch die Tür entwischen. Aber er war vor ihr da, breitete die Arme aus, und sie konnte nicht vorbei. Einen Augenblick lang bekam sie Angst. Hätte sie ihre Brüder so verspottet, ihre männlichen Fähigkeiten lächerlich gemacht, dann hätten sie es ihr heimgezahlt. Aber ihm las sie an den Augen ab, daß er sich über sie amüsierte.
Die Schleppe im Arm, rannte sie wieder weg und legte den freien Arm um einen Bettpfosten. Zuerst kam es ihr seltsam vor, daß er sie nicht einfing, denn das wäre ihm ohne weiteres möglich gewesen. Sie lief zu einem Tisch und schob ihn zwischen sich und ihn. Danach lief sie links um den Tisch, und er kam ihr dort entgegen. Dann versuchte sie es rechts, und wieder versperrte er ihr den Weg. Lachend lief sie, so schnell sie konnte, mal zur einen, mal zur anderen Seite. Aber er war jedesmal schneller als sie.
Zared schob einen Stuhl vor und sprang hinüber. Er streckte die Arme nach ihr aus. Aber sie entwischte ihm, bevor er sie fassen konnte. Sie kletterte auf die Fensterbank, und als er sich auf sie stürzte, lachte sie schrill und sprang wieder herunter. Er war immer dicht hinter ihr. Zweimal bekam er sie zu fassen. Doch er packte nicht richtig zu, und sie konnte ihm wieder entwischen.
Schließlich sprang sie aufs Bett. Vor Lachen und vom vielen Laufen und aus einem ihr unerklärlichen Gefühl war sie ganz außer Atem.
Auf dem Bett fing er sie ein. Er wälzte sie herum und kitzelte sie, bis sie vor Lachen nicht mehr konnte. Seine Hände tasteten ihren Körper ab.
»Bittest du mich jetzt um Verzeihung?« fragte er, die Hände an ihren Rippen. Sie lag rücklings auf dem Bett, und er saß auf ihr, mit den Oberschenkeln an ihren Hüften. Seine Hände waren jetzt still. So schaute er auf sie hinunter.
»Niemals!« rief sie, lächelte aber dabei. »Niemals werde ich einen Howard um Verzeihung bitten.«
Sie hatte es nicht böse gemeint - die Worte waren ihr ohne Absicht herausgerutscht -, doch seine gute Laune war dahin, und er ließ von ihr ab. Als er vom Bett stieg, faßte sie ihn am Arm. »Ich habe es nicht...« Sie wußte nicht weiter.
Er setzte sich einen Augenblick auf den Bettrand. Dann drehte er sich zu ihr um. Zared hielt den Atem an. Eigentlich sieht er gar nicht übel aus, dachte sie und lächelte ihn an.
Er grinste zurück, und Zared dachte: Vielleicht könnte man sogar sagen, daß er gut aussieht.
Sein Grinsen wurde stärker, und dann warf er sich wieder auf sie, nahm sie in die Arme und sagte: »Du wirst noch einmal mein Tod sein.«
Zared kreischte. Ihre Arme wurden zusammengepreßt. Er blickte sie mit zärtlicher Miene an, aber sie wurde nicht klug daraus.
Er strich ihr eine Haarsträhne hinter das Ohr. »Weißt du, daß du sehr hübsch bist?«
»Bin ich nicht«, sagte sie leise. »Ich sehe wie ein Junge aus.«-
Darüber mußte er laut lachen. Er legte sich neben sie und schloß sie von hinten in die Arme. »Keine sieht einem Jungen unähnlicher als du.«
»Aber nie hat jemand bezweifelt, daß ich ein Junge ...«
»Das beweist nur, wie dumm die Leute sind.«
Wohlig gab sie sich seiner Umarmung hin. So hatte sie noch keiner in den Armen gehalten. Zwischen ihr und ihren Brüdern war es nie zu zärtlichen Gesten gekommen, und es gab nur wenige Frauen bei ihnen. Ihr Verstand sagte ihr, daß sie sich aus seinem Griff lösen müßte. Aber es war so schön, in seinen Armen
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