Liebe ist staerker als Rache
es aussehen ließ, als verbände sie und ihre Mutter ein herzliches Verhältnis.
„Auf dem Rückflug nach Argentinien reichte mir die Stewardess ein Magazin. Ich wollte schon ablehnen, da sah ich das Titelfoto. Natürlich konnte ich nicht widerstehen und las den Artikel. Ich erfuhr alles über die wundervolle Beziehung zwischen dir und deiner Mutter, dass es ihr inzwischen gelungen ist, die schmerzhafte Vergangenheit hinter sich zu lassen – ihre Trennung von deinem Vater.“
Maddie kannte diesen Artikel und konnte es nach wie vor nicht fassen, dass sie derart ausgehungert gewesen war nach der Zuneigung ihrer Mutter, dass sie sich so von ihr benutzen ließ. Sie zwang sich, die Erinnerung beiseitezuschieben.
„Leider hast du vergebens so viel Mühe auf deine Abschreckungstaktik verschwendet, de Rojas. Du hast mich lediglich in meinem Entschluss bestärkt, das Weingut zum Erfolg zu führen. Ich habe die letzten zwei Wochen in einem Haus ohne Strom verbracht! Du siehst, ich nehme nicht gleich Reißaus und renne ins nächste Wellnesshotel. Und jetzt – wenn du nichts dagegen hast – möchte ich mich verabschieden. Ich muss morgen früh raus.“
Sie raffte ihr Kleid und wollte gehen, blieb aber mit einem Absatz einer ihrer viel zu großen Schuhe hängen und stolperte. Eine starke Hand schloss sich um ihren Arm. Die Berührung traf sie wie ein elektrischer Schlag. Nicolás ließ sie nicht los. Er drehte sie zu sich, als wäre sie eine Marionette.
„Was meinst du damit: ein Haus ohne Strom?“
Eigentlich galt Maddie eher als groß für eine Frau, aber im Moment fühlte sie sich klein und schmächtig. „Der Strom ist schon seit Monaten abgestellt, weil mein Vater die Rechnungen nicht mehr bezahlen konnte. Wir benutzen einen uralten Generator.“
„Ich wusste nicht, dass die Lage derart schlimm ist.“ Nic wirkte ernsthaft schockiert.
Maddie versuchte, ihren Arm loszureißen, aber er hielt sie fest. „Als wenn dich das interessieren würde! Du warst doch viel zu sehr damit beschäftigt, die Briefe deines Anwalts zu unterschreiben, um einen Mann, der auf dem Sterbebett lag, zu zwingen, an dich zu verkaufen. Weißt du überhaupt, dass der letzte Brief ausgerechnet an seinem Sterbetag geschickt wurde?“
Jetzt wirkte Nicolás eindeutig verwirrt. Er verstärkte den Griff um ihren Arm. „Wovon redest du eigentlich? Ich habe nie irgendwelche Briefe unterschrieben. Nach dem Tod meines Vaters wurde jegliche Korrespondenz mit deiner Familie eingestellt. Ich hatte genug mit unserem Weingut zu tun.“
„Streng dich nicht weiter an, de Rojas. Es war ein Fehler, hierher zu kommen. Dadurch habe ich meine Familie, meinen Vater, verraten. Es wird nicht wieder geschehen.“
Nic ließ sie los, und Maddie fühlte sich plötzlich seltsam desorientiert. Ihre Wut verrauchte schlagartig. In Nics eisblauen Augen funkelte etwas auf, das mehr als alle Worte sagte. Etwas, das eine direkte körperliche Reaktion bei ihr auslöste.
„Du bist aber gekommen. Und zwischen uns ist etwas … etwas das uns damals schon zusammengebracht hat … und es ist immer noch da.“
Maddies Verwirrung wuchs, ihr schwindelte. Seine Worte brachten die Vergangenheit zurück. Glasklar hörte sie seine Worte von damals: „Du bist einfach nur ein Flittchen. Ich war neugierig, wie sich wohl das Vasquez-Prinzesschen anfühlt. Jetzt weiß ich es: halbseiden.“
Sie fühlte wieder die Demütigung, den Schmerz. Seit damals hatte sie nie mehr einem Mann vertraut. Sie musste sich schützen. Nie mehr sollte sie jemand derart verletzen können. Er darf nicht merken, wie viel mir das immer noch ausmacht, dachte sie.
Sie zwang sich, ihm geradewegs in die Augen zu blicken. „Ich habe dich einmal verführt, de Rojas. Du glaubst doch nicht im Ernst, dieser Abend würde mich so beeindrucken, dass ich es ein zweites Mal täte? Ist dein Ego immer noch derart verletzt, dass du acht Jahre später immer noch deine Wunden leckst?“
Nicolás wurde bleich unter seiner Sonnenbräune. „Du verdammtes Biest!“
3. KAPITEL
Maddie konnte sich nicht erklären, woher sie den Mut genommen hatte, Nic diese Worte an den Kopf zu werfen, die ja wohl am ehesten auf sie selbst zutrafen. Ich bin nie über die damaligen Ereignisse hinweggekommen, gestand sie sich ein. „Keine Angst, du wirst mich nie mehr zu Gesicht bekommen! Ich glaube, wir können diese Farce jetzt beenden. Ich bin nur gekommen, um zu erfahren, was du im Schilde führst. Du hast mich wirklich total
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