Liebe ist staerker als Rache
…
„Wieder einmal auf der Flucht?“
Sie erstarrte. Langsam drehte sie sich um. Vor ihr stand Nic, die Arme vor der Brust verschränkt. Sein Haar stand wirr ab, die Augen waren blutunterlaufen, und rasiert hatte er sich anscheinend auch schon länger nicht mehr. Er sah atemberaubend aus!
„Was willst du hier? Aber zu deiner Information: Ich bin nicht auf der Flucht.“ Die Schlange rückte ein paar Zentimeter vor.
„Wie man sich täuschen kann. Ist dir das Weingut letztendlich doch nicht so wichtig?“
„Du weißt ganz genau, dass das nicht stimmt. Ich liebe es!“
„Und warum gehst du dann?“
Maddie wurde rot. Sie registrierte, dass sich die Leute in der Schlange anrempelten. Natürlich erkannten sie Nic, der aus Mendozas vornehmster Familie stammte. Wenn man jetzt auch noch sie erkannte, dann konnte sie sich die Gerüchte bereits vorstellen, die wie ein Lauffeuer die Runde machen würden.
De Rojas hat Vasquez aus der Stadt gejagt!
Widerstrebend gab Maddie ihren Platz in der Schlange auf und nahm Nic beiseite. „Seit wann muss ich denn persönlich anwesend sein?“
„Das ist Teil des Deals.“
Am liebsten hätte sie mit dem Fuß aufgestampft. „Nic, ich gehe, und nichts auf der Welt kann mich daran hindern.“ Sie stellte sich wieder hinten an.
„Und wenn ich jetzt sage: Geh nicht? Und das hat nichts mit dem Vertrag zu tun.“Maddie erstarrte. Plötzlich war es fast unmöglich, tief durchzuatmen. Die neugierigen Blicke der Umstehenden hätten ihr plötzlich nicht gleichgültiger sein können. Ich muss mich verhört haben, entschied sie. Stur blieb sie in der Schlange stehen.
„Maddie! Verdammt nochmal!“
Nic stellte sich ihr in den Weg.
„Nic!“
„Ich will nicht, dass du gehst! Ich brauche dich!“
Krampfhaft umklammerte Maddie ihre Handtasche. Ihr Herz begann zu flattern, aber immer noch hielt sie an der Überzeugung fest, er meine den Vertrag. „Hernan kann sich genauso gut um alles kümmern.“
„Ich rede doch nicht von diesem verdammten Vertrag! Der ist mir doch völlig gleichgültig! Der war doch nur ein Vorwand, um dich haben zu können, ohne zugeben zu müssen, dass ich Angst vor einer neuerlichen Zurückweisung hatte.“ Er berührte ihre Wange. „Maddie, ich weiß, ich habe es ruiniert, weil ich zu feige war, mich zu meinen Gefühlen zu bekennen. Aber damals … das hat so weh getan. Das hätte ich nicht noch einmal überlebt.“
Maddie dachte, der Erdboden würde sich unter ihr auftun. „Es tut mir unendlich leid, dass ich meiner Mutter erlaubt habe, mein Herz zu vergiften! Dass ich dir damals nicht gleich alles gesagt habe. Dabei wollte ich dich so sehr. Ich war unsterblich in dich verliebt. Und ich weiß, du wirst mir nie vergeben können.“ Sie wich zurück. „Und deshalb gehe ich jetzt. Ich kann nicht in deiner Nähe leben … dich lieben und gleichzeitig zu wissen, dass du meine Gefühlte nicht erwiderst. So stark bin ich nicht.“
„Du … du liebst mich? Sogar jetzt noch?“
Maddie nickte unter Tränen. „Ich konnte dich nie vergessen. Als ich zurückkam, habe ich versucht, mir einzureden, dass ich dich hasse. Aber ich habe mich selbst belogen. Diesem blöden Vertrag habe ich doch nur zugestimmt, weil ich dachte, dich nur dadurch zu bekommen.“ Sie wischte sich über die feuchte Wange und wandte sich ab.
Nic riss sie herum.
„Bitte, Nic. Lass mich los.“
Er zwang sie, ihn anzusehen. Sie blickte in sein Gesicht, und ihr Herz schien stillzustehen. Wie jung er plötzlich wirkt! dachte sie. Die Sorgenfalten waren wie weggewischt. Er lächelte sie an. Mit diesem wundervollen, sinnlichen Mund. Ihr wurde schwindlig.
„Hast du ein Wort von dem gehört, was ich zu dir gesagt habe?“
Maddie runzelte die Stirn. Was hat er eigentlich gesagt?
Da nahm er ihr die Tasche aus den Händen. Er sank auf die Knie. Nahm ihre Hand, blickte zu ihr hoch … mit diesen wundervollen blauen Augen. „Maddie Vasquez. Ich liebe dich. Schon immer. Ich habe nie aufgehört, dich zu lieben. Ich habe mir es aber erst eingestanden, als du zurückkamst. Ich habe versucht, mir einzureden, ich würde dich hassen, mich an dir rächen zu wollen … aber dabei wollte ich eigentlich immer nur dich. Dein Herz, deine Liebe.“
Sie sah ihn schockiert an.
Ganz bestimmt träumte sie das alles!
Die Menschen, die vorher in der Schlange gestanden hatten, bildeten inzwischen einen Kreis um sie herum. Maddie hörte, wie ein paar Frauen in der Menge tief aufseufzten.
„Maddie Vasquez! Bitte
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