Liebe ist Sterblich (Valerie Dearborn) (German Edition)
hasste sich selbst dafür, es zu tun. Er wusste, dass es zwecklos war, warum wehrte er sich also? Weil du schwach bist. Er atmete zitternd aus, sich bewusst, dass er schnell atmete, dass er dem Hyperventilieren nahe war.
Emotion. Sie würde ihn umbringen. Er konnte das hier nicht schaffen. Lucas hörte das Geräusch von Fußtritten, als jemand die Treppe herunter auf ihn zukam. Und wer würde dieses Mal erscheinen, um ihm einen Besuch abzustatten, fragte er sich und zwang sich dazu, gleichmäßig zu atmen.
Lucas stand aufrecht, sein Ausdruck eine Maske, die den Ansturm von Emotionen, die in ihm brannten, verbarg. Immer noch bluffte er. Das Spiel geht weiter! Nichts ist schon vorbei!
„Deine Empathin ist stärker als sie aussieht“, sagte Cerdewellyn, als er um die Ecke kam. Er warf Lucas diesen Informationsfetzen zu und wartete darauf, dass er anbiss.
Reagiere nicht!
Cer beobachtete ihn, wollte genau wissen, wie sehr Valeries Blut ihn verändert hatte. Wie viele Schwächen waren jetzt entblößt? Cer war groß, fast genauso groß wie Lucas, aber dünner, vielleicht graziöser. In fast jeder Hinsicht waren sie gegensätzlich. Lucas war hell und Cerdewellyn war dunkel. Cerdewellyn war königlich gewesen, mit Reichtum und Privilegien geboren. Lucas demgegenüber war gerade mal besser als ein ungebildeter Bauer gewesen, der zu einem erbarmungslosen Emporkömmling aufgestiegen war, der bereit war zu töten, um an die Spitze zu kommen.
Cer verschränkte die Arme und kam einen Schritt näher. „Ich habe nicht verstanden, wie sie so stark kämpfen konnte. Ich hatte sie gebrochen, verstehst du. Jeden Knochen zermalmt. Sie war fast tot. Schwach. Verletzlich. Doch jetzt ist sie es nicht mehr. Es ist erstaunlich“, sagte er, aber es war deutlich, dass er nicht erstaunt war; er war wutentbrannt.
Lucas fühlte, wie sein Herz vor etwas, das wohl panische Angst sein musste, zu hämmern begann. Er wollte sich die Lippen lecken, den Blick abwenden, irgendetwas tun. Stattdessen sah er an Cers rechter Schulter vorbei und hoffte, dass die winzige Geste nichts verriet.
„Sie kämpft immer noch. Es könnte stundenlang weitergehen. Ich komme mir etwas albern vor, weil ich so lange gebraucht habe, um es zu begreifen. Du hast sie getrunken. Sie hat dich getrunken. Du gibst ihr Stärke, damit sie sich mir nicht ergibt.“
Cer wollte Antworten. Aber er war immer so schlecht darin, welche zu bekommen. Der Mann wusste einfach nicht, wie man foltert. Das erschien ihm komisch, und er konnte es sich nicht verkneifen, zu lachen.
Cer lächelte höhnisch und machte ein missbilligendes Tsstss-Geräusch. „Du weißt, welche Gefahr es mit sich bringt, sie zu füttern. Und von ihr zu essen. Hat sich in all diesen Jahren nichts geändert, Lucas? Du kannst einer Empathin immer noch nicht widerstehen? Wie wichtig ist sie dir im Augenblick? Wirst du sterben, um sie zu beschützen?“, fragte er leise.
„Bist du eifersüchtig?“, fragte Lucas. Hör auf, den Entführer zu provozieren! Seine Fäuste verkrampften sich. Cer lächelte.
„Im Laufe der Jahrhunderte gab es eine Konstante. Die Empathin ist gestorben, und du hast überlebt. Aber dieses Mal wird anders sein, weißt du warum?“
„Ich nehme an, du wirst es mir sagen und deine Frage ist rhetorisch“, antwortete Lucas mit rauer Stimme. Es beschämte ihn.
Cer seufzte. „Dein Draufgängertum, Lucaius“, erklärte er, wie ein Vater, der von seinem Sohn enttäuscht ist. „Dieses Mal wird es anders sein, weil du in meinem Land bist, meiner Gnade ausgeliefert und aller Verteidigung beraubt.“
„Du wirst mich noch zum Erröten bringen.“
Cerdewellyn bewegte sich einige Schritte zurück. Ein Stuhl erschien wie von Zauberhand, und Cerdewellyn nahm Platz, streckte seine Beine aus und schlug sie an den Knöcheln übereinander, als wären er und Lucas Freunde in einem Gesellschaftszimmer, die am Ende einer langen Nacht des Herumhurens und Glücksspiels vor dem Feuer herumlümmelten. „Nein. Ich werde dich zum Bluten bringen. Ich werde dich Glied für Glied auseinanderreißen. Es ist nichts weniger als was du verdienst.“ Tod und Verheißung in jedem Wort. Lucas fragte sich, warum Cerdewellyn wartete. Warum folterte oder tötete er ihn nicht?
„1540 war ein sehr schlimmes Jahr“, sagte Cer in gelangweiltem Tonfall.
Lucas hob den Kopf, schaute unter einem Heiligenschein aus schmutzig-blondem Haar hervor. „Glaube mir, wenn ich sage, dass 1540 schon sehr lange her ist! Die Zeit hat
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