Liebe ist Sterblich (Valerie Dearborn) (German Edition)
Brot, Obst und eine Silberkaraffe mit einem ramponierten Silberkelch daneben. Großartig. Das schon wieder. Sie biss sich auf die Zunge, um den Mund zu halten. Keine Notwendigkeit ihm zu sagen, dass er sein Essen nehmen und sich selbst ficken konnte.
Seine Stimme war fest vor Entschlossenheit. „Letzten Endes werdet Ihr essen und trinken. Ich habe Euch ein großartiges Geschenk gemacht, Euch in mehr verwandelt, als Ihr jemals hättet sein können. Ich hoffe, dass Ihr eines Tages dankbar sein werdet.“
„Ich bin sicher, dass du das tust, und ich bin sicher, dass ich es nicht sein werde. Ich will hier weg!“, sagte sie laut und stolz.
Cer wendete sich von ihr ab und ging auf die Tür zu. Fast als sei es ein nachträglicher Einfall, sagte er: „Geht nicht nach Lucas suchen. Versteht Ihr? Ich bin mir unserer Abmachung bewusst. Er wird leben, bis Ihr um etwas Gegenteiliges bittet oder die geforderte Zeit abgelaufen ist.“
„Wo ist er?“, fragte Val, wobei sie sich was ihn betraf so hin und her gerissen fühlte, dass ihr allein davon, seinen Namen zu sagen, übel wurde.
„Genügt es nicht zu wissen, dass er am Leben ist? Ist das nicht mehr als er verdient?“
Sie war von ihrem Vater hintergangen worden. Von Jack. Von Cer. Doch Lucas... sein Verrat schmerzte vielleicht am meisten. Er hatte sie belogen, ihr die Erinnerung genommen, ihren freien Willen ausgelöscht. „Was hast du mit ihm gemacht?“, fragte sie, und ihre Fingernägel bohrten sich in ihre Handflächen.
Cer rieb sich müde die Augenbrauen. „Die Güte einer Empathin. Er hat Euch hierher gebracht, Euch verraten und dennoch könnt ihr nicht von ihm lassen. Ich habe ihn, ja. Und ich habe ihn verletzt . Nichts, was ihn töten wird. Er hat mein Volk zerstört. Nichts, was ich ihm antun kann, kann das aufwiegen. Er ist am Leben. Belasst es dabei!“
Er öffnete die Tür, doch Val konnte es nicht lassen. „Wo ist er? Ich will wissen, was du mit ihm gemacht hast.“ Weil ich ein riesiger, beschissener Trottel bin.
„Er hat Euch verraten“, sagte Cer ausdruckslos.
Sie lachte unglücklich. „Alle haben mich verraten. Ich werde nicht zu ihm hingehen. Ich will es bloß wissen.“
Nun sah er sie an. „Lucas ist nicht mehr Eure Angelegenheit. Ich bin Eure Angelegenheit. Mein Volk. Was ich Euch gegeben habe. Und vielleicht solltet Ihr anfangen, Euch mehr um Euch selbst Sorgen zu machen. Ich habe Erwartungen an Euch, Valerie. Meine Welt zerfällt. Ich habe es schlimmer gemacht, indem ich Euch solche Kräfte verliehen habe. Findet Euch damit ab, hier bei mir zu bleiben und meine Gattin zu werden. Trinkt das Wasser! Esst das Essen! Denn wenn ich zurückkehre, wird Euer Leben neu beginnen.“
Er schloss die Tür heftig hinter sich. Schlug sie aber nicht zu. Sie nahm an, er würde niemals eine Tür zuschlagen, egal wie aufgebracht er war. Er war stolz auf seine Selbstbeherrschung.
Die Wasserkaraffe fiel ihr ins Auge, und sie war so durstig, dass sie dachte, sie könnte sie riechen. Dies war der Warte-Wettstreit. Wie viel länger konnte sie es ohne Essen oder Wasser aushalten? Valerie stand aus dem Bett auf und ging zum Spiegel. Ihr Gesicht war blass, und sie hatte tiefe, dunkle Ringe unter den Augen. So sieht ausgezehrt also aus.
Ihre Haut fühlte sich unter ihrem Hemd wund an, und sie hob es hoch, entblößte ihren Bauch, dann entfernte sie ihren BH, wollte sehen, welchen Schaden es gab. Auf ihrer Brust waren dünne, schwarze Linien, die von einem Mittelpunkt ausstrahlten. Ihr Herz fing an zu hämmern. Sie beugte sich vor, betrachtete die Linien und Muster genauer und bemerkte, dass sie wie Ranken aussahen. Dreh nicht durch! Schrei nicht! Das ist es, was sie in den Filmen machen, und es hilft niemandem.
„Es wird sich beruhigen. Es tut nicht lange weh.“
Val sah ruckartig auf, sah Bewegung hinter sich im Spiegel. Virginia war da, lief am Bett vorbei und fuhr mit einem Finger über die Tagesdecke. Valerie wirbelte herum, aber das Zimmer selbst war leer.
„Ich stehe nicht wirklich hinter dir; ich bin im Spiegel. Tut mir leid, ich wollte dich nicht erschrecken.“
„Wirklich?“, Val bezweifelte das irgendwie.
Virginia lächelte hübsch. „Wirklich.“
Val leckte sich die Lippen, fuhr mit den Fingern immer noch das Muster auf ihrer Brust entlang. „Was ist das hier?“, flüsterte sie. Es fühlte sich glatt an, und wenn sie es nicht hätte sehen können, hätte sie nicht gewusst, dass es da war. Das machte es irgendwie noch schlimmer, als ob
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