Liebe klopft nicht an
mich noch einmal für mein anfängliches Benehmen dir gegenüber entschuldigen. Ich hoffe, meine kleine Aufmerksamkeit gefällt dir.
Taylor
Völlig perplex las Amy die Zeilen dreimal, ehe sie diese verstand. Das Geschenk war von Taylor?
Ihr Herz machte einen kleinen Freudensprung. Amy legte die Karte aufs Bett und machte sich eifrig daran, den Deckel zu entfernen.
Ihr erster Blick fiel auf zartes Seidenpapier, durch das etwas Bläuliches schimmerte. Als sie das Papier entfernte, keuchte sie überrascht auf.
In der Schachtel befand sich das blaue, mit Kristallen besetzte Kleid, das sie am Abend zuvor im Schaufenster bewundert hatte.
Mit zitternden Fingern umfasste sie die Spaghettiträger und zog das Kleid ganz behutsam aus der Verpackung.
Eine halbe Ewigkeit stand sie nur da, hielt das Kleid vor sich in die Höhe und starrte es ehrfürchtig an. Erst als etwas Nasses sie an der Wange kitzelte, bemerkte sie, dass es Tränen waren.
Als Amys Wecker am Samstagmorgen klingelte, fegte sie ihn fluchend vom Nachttisch. Mit geschlossenen Augen lag sie da und versuchte ihre Gedanken zu ordnen. Heute war Ashleys Hochzeit. Amy erinnerte sich an die Party am Vorabend, an Jessicas desolaten Zustand und an ... sie riss sie Augen auf. Taylors Geschenk.
Ihr Blick huschte suchend im Zimmer umher und blieb an dem zartblauen Kleid haften, das an einem Kleiderbügel am Schrank hing.
Es war also wirklich wahr und Amy hatte es nicht geträumt. Die Erinnerung daran, wie sie das Kleid in der Nacht ausgepackt und bewundert hatte, wirkte wie eine Überdosis Koffein auf ihren Körper. Sofort war Amy hellwach.
Sie hatte in der Nacht die Vorhänge nicht zugezogen und nun funkelten die kleinen Kristalle im Tageslicht, wie Diamanten.
Sie sprang aus dem Bett und eilte hinüber zum Kleiderschrank. Vorsichtig fuhren ihre Finger über den Stoff, als wolle sie sich vergewissern, dass es auch wirklich real war.
Noch in der Nacht hatte sie es zum ersten Mal anprobiert und es hatte perfekt gepasst. So als wäre es nur für sie gemacht.
Nachdenklich knabberte sie auf ihrer Unterlippe herum und runzelte dabei die Stirn. Amy wünschte sich nichts mehr, als heute dieses Kleid zu tragen, doch konnte sie das tun? Konnte sie ein so teures Geschenk von Taylor annehmen?
Noch während sie grübelte, klopfte es verhalten an ihrer Tür. Hoffentlich handelte es sich nicht um Taylor, der sehen wollte, ob ihr sein Geschenk gefiel?
Amy warf einen raschen Blick in den Spiegel und ein Laut des Entsetzens kam aus ihrer Kehle. Ihre Haare standen wild vom Kopf ab und ihre Haut war rot und fleckig.
Mit laut klopfendem Herzen ging sie zur Tür und fragte: »Wer ist da?«
»Ich bin es«, hörte sie eine dünne, kränkliche Stimme antworten. Amy riss die Tür auf.
Draußen auf dem Gang stand Jessica und sah milde gesagt furchtbar aus.
»Hi«, krächzte Jessy und ging an Amy vorbei in deren Zimmer. Sie steuerte geradewegs auf das Bett zu und ließ sich bäuchlings darauf fallen.
»Warum hast du zugelassen, dass ich so viel getrunken habe?«, stöhnte sie anklagend ins Kissen. Amy schloss die Tür und wandte sich zu ihrer Freundin.
»Ich habe mehr als einmal versucht, dich davon abzuhalten, doch du wolltest nicht auf mich hören.«
»Fadenscheinige Ausrede«, murmelte Jessy und versuchte sich aufzusetzen. Sie presste die Finger gegen die Schläfen. »Mir ging es noch niemals in meinem Leben so schlecht wie heute«, erklärte sie mit leidendem Gesichtsausdruck. Dann fiel ihr Blick auf das Kleid und sie stutzte.
»Habe ich jetzt schon Halluzinationen oder hängt da wirklich der Fummel, den ich zu sehen glaube?«
»Du fantasierst nicht«, antwortete Amy. Jessica drehte den Kopf zu ihr und sah sie fragend an.
»Warst du heute noch mal dort und hast es doch gekauft?«
»Nein, das Kleid ist ein Geschenk von Taylor. Er wollte sich entschuldigen, dass er die ersten beiden Tage so ein Arschloch war.«
»Von Taylor?«, wiederholte Jessica ungläubig. Dann stahl sich ein vielsagendes Grinsen auf ihr Gesicht. »Oha, wenn sich da mal nicht etwas zwischen euch anbahnt«, gluckste sie.
»Quatsch, zwischen uns ist rein gar nichts. Wir verstehen uns nur gut«, versicherte ihr Amy.
»Ja ... ja ... und Kolumbus wollte nur ein bisschen Boot fahren.« Sie deutete auf das Kleid. »Da würden meine hellblauen Riemchensandalen mit den silbernen Absätzen gut dazupassen.«
»Brauchst du die denn nicht selbst?«, wollte Amy wissen. Jessy schüttelte den Kopf.
»Nein,
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