Liebe kommt auf sanften Pfoten
einen Koffer, den er wahrscheinlich von Hugh geliehen hatte, bei dem er seitdem übernachtete. Sowohl die Tasche als auch der Koffer sahen leer aus.
Sobald Louise ihn erblickte, ihren wunderbaren, leisen Mann, wie er dort in dem Haus stand, wo er hingehörte, brach die sorgfältig vorbereitete Liste in einem gewaltigen Wortschwall aus ihr heraus.
»Peter, wir müssen uns unterhalten. Ich will dir alles erklären. Ich will, dass du weißt, wie viel du mir bedeutest und wie wichtig mir unsere Ehe ist.«
»Ist sie das?«, fragte er.
»Ja! Ich liebe dich. Und ich habe dich immer geliebt. Es ist nur, dass die letzten anderthalb Jahre nach Tobys Geburt verdammt hart für mich waren, mit dem Mutterschaftsurlaub und allem anderen. Wir waren beide immer so unendlich müde . Aber es ist normal, dass Paare auch mal stürmische Zeiten durchmachen. Das liest man doch immer wieder; das ist die schwerste Zeit in einer Ehe – die ersten Jahre nach der Geburt von Kindern. Wir müssen uns an die neue Situation anpassen und …«
Peter war keinen Zentimeter von der Tür gewichen, und als Louise mit ausgestreckten Händen einen Schritt auf ihn zuging, wich er zurück. Dies verletzte Louise mehr, als es eine Ohrfeige vermocht hätte.
»Das ist es also, was du getan hast?«, fragte Peter voller Sarkasmus. »Dich anzupassen? Auf einer Parkbank, zusammen mit einem verheirateten Mann aus dem Elternverein?«
»Ja«, stammelte Louise und wurde durch seinen eisernen Tonfall völlig aus der Bahn geworfen. Es war nicht alles nur ihr Fehler gewesen. »Ich wollte herausfinden, ob ich immer noch ein Mensch oder nur noch die Mutter deines Kindes bin.«
»Was soll das denn heißen?«
»Dass du aufgehört hast, mit mir wie mit einem normalen Erwachsenen zu reden, nachdem du wieder arbeiten gegangen bist und ich den ganzen Tag zu Hause festhing! Wir haben nur noch über Tobys Tagesablauf gesprochen und über das, was du bei der Arbeit gemacht hast. Ich bin vor Langeweile beinahe wahnsinnig geworden, aber das wolltest du einfach nicht sehen. Ich habe mich durch Tobys Geburt doch nicht in eine andere Person verwandelt. Ich bin immer noch ich!«
Jetzt war Peter derjenige, der aussah, als hätte man ihm eine Ohrfeige verpasst. »Deine Affäre war also mein Fehler? Willst du mir das sagen?«
»Nein! Aber Michael hat mir zugehört. Er hat mir das Gefühl gegeben, dass ich auch noch andere Dinge zu sagen habe als ›Wo sind denn die Feuchttücher?‹.«
Als der Name Michael fiel, zuckte Peter zusammen. Seine Miene versteinerte sich, als würde auch er sich mit seinen vorbereiteten Fragen im Freiflug befinden. »Wie oft hast du mit ihm geschlafen?«
Der zuckende Muskel an seinem Auge zeigte, wie viel Mühe es ihn kostete, die Beherrschung nicht zu verlieren. Louise wusste, wie sehr sie ihn verletzt hatte. Ihre vorgetäuschte Tapferkeit begann zu bröckeln.
»Das spielt keine Rolle.«
»Natürlich spielt das eine Rolle!« Peters Augen blitzten auf. »Wie oft? Und versuch ja nicht, mich anzulügen, Louise.«
Plötzlich hatte Louise das Sprungbrett vor Augen, von dem Juliet und sie als Kinder im Schwimmclub hatten herunterspringen müssen. Juliet war die Erste gewesen und ohne zu zögern gesprungen. Sie hatte sogar einen richtigen Hechtsprung hingelegt, während Louise auf dem Weg nach oben jede einzelne Stufe gezählt und sich vorgestellt hatte, wie die Fallhöhe mit jeder Stufe anstieg.
Einen Weg zurück gab es nicht mehr. Es würde wehtun, aber sie musste ehrlich sein.
»Ein Mal«, erwiderte sie. »Ein einziges Mal, und ich habe sofort gewusst, dass ich einen Fehler gemacht habe.«
Während sie sprach, waren Peters Schultern abgesackt, und sein ganzer Körper wirkte, als hätte jemand die Luft aus ihm herausgelassen. Louise wurde klar, dass er offenbar gehofft hatte, » Nie . Wir haben nicht miteinander geschlafen. Wir haben immer nur geredet« zu hören.
»Und das ist die Wahrheit, weil ich mir wünsche, dass wir noch einmal von vorn anfangen können.« Sie weinte. »Ich habe einen Fehler gemacht! Einen schrecklichen, dummen Fehler, und das habe ich auch eingesehen. Ich wünsche mir, dass wir uns Hilfe suchen, damit wir unsere Ehe wiederaufbauen können, weil sie alles für mich ist. Unsere Familie ist all das, was ich mir immer gewünscht habe …«
Peter schob sie beiseite und eilte mit seinen leeren Taschen zur Treppe.
»Wo gehst du hin?«, rief sie ihm hinterher, bevor ihr wieder einfiel, dass Toby oben in seinem Kinderzimmer lag und
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