Liebe kommt auf sanften Pfoten
stets abgelehnt. Dies geschah mit der Begründung, dass sie in ihrer knapp bemessenen Freizeit bessere Dinge zu tun hätte, als sich von einem Rudel verrückter Hunde aus der Auffangstation durch den Park zerren zu lassen. In ihrer Liste tauchten Punkte auf wie Putzen, Bügeln und Peter dabei zusehen, wie er das Auto wusch. Ehrlich gesagt wäre ihr sogar alles mit Ausnahme eines Zahnarzttermines lieber gewesen, als sich ihre Jeans beschmutzen zu lassen und anschließend Hundehaare auf ihrem Mantel zu finden.
Selbst Juliets Behauptungen, die Spaziergänge mit Minton hätten nach der monatelangen Trauer dafür gesorgt, dass sie auf andere Gedanken gekommen sei, wischte Louise beiseite. Schön und gut, aber wahrscheinlich war alles besser, als zu Hause herumzuhocken und sich die Seele aus dem Leib zu weinen. So geschah es doch mit großem Widerwillen – und einer Portion Ungläubigkeit –, dass Louise schließlich an einem kühlen Samstagmorgen im Dezember Minton und Hector durch den Park Gassi führte. Juliet hatte Coco sowie einen Shih Tzu aus der Auffangstation namens Gnasher an der Leine. Mit einem überaus ungezogenen Paar goldbrauner Labradore folgte ihnen im Abstand von guten zehn Minuten Diane.
Wenn Peter Toby nicht den ganzen Tag über gehabt und sie mit klaustrophobischen Gedanken zu Hause gesessen hätte, wäre Louise nie im Leben auf diesen Vorschlag eingegangen. Doch jetzt, da sie an der frischen Luft war und das Blut ihr durch die Venen jagte (Juliet legte ein professionelles Tempo an den Tag), musste Louise zugeben, dass die Zeit auf diese Art und Weise wie im Flug verging.
Ohne anzuhalten, um Luft zu holen, hatte Juliet ihr alles über die neue Gästetoilette im Erdgeschoss erzählt – in der sich nun auch ein hübsches Miniwaschbecken befand, das Lorcan einem Kumpel im Baumarkt hatte abschwatzen können.
Selbstverständlich hatte es dieses Gespräch mit einem Kumpel im Baumarkt nie gegeben. Louise hatte das Becken gefunden, Diane hatte es bezahlt, und VictorianPlumbing.com hatte es installationsbereit in der letzten Woche den Kellys ausgeliefert. Wenigstens hatte Juliet den Einbau weitestgehend selbst übernommen – mit Lorcans Hilfe natürlich.
»Ich habe sogar mit einem Drehmomentschlüssel gearbeitet und den Abfluss selbst montiert«, berichtete Juliet stolz. »Lorcan meinte, er würde mich glatt als Klempner einstellen, wenn ich jemals einen neuen Job zu meinem Lebenslauf hinzufügen wollte. Wie es scheint, habe ich gute, starke Handgelenke. Unsere Arbeit würde dir gefallen, Louise. Es sieht perfekt aus, sogar die Messingarmaturen. Ich ertappe mich immer wieder, wie ich ins Gäste-WC laufe, um mir den Spiegel anzuschauen!«
Louise zog einen Augenblick lang in Betracht, Juliet zu verraten, woher all die auf mysteriöse Weise so gut passenden Armaturen, Waschbecken, Duschköpfe und so weiter stammten. Doch Juliet wirkte so begeistert, wenn sie über ihre Renovierungsarbeiten sprach, dass Louise es nicht übers Herz brachte, ihr den Spaß zu verderben. Die Tatsache, dass Lorcan anscheinend einen magischen Zugriff auf all die Dinge hatte, die Juliet wirklich wollte, die sie aber unter normalen Umständen nie hätte bezahlen können, schien dabei nie ihr Misstrauen zu wecken.
»Du und Lorcan, seid ihr …?«, setzte Louise an und stupste Juliet in die Seite, doch mit einem Schlag verdüsterte sich ihre Miene.
»Nein«, entgegnete sie, »wir sind Freunde. Ich kann mich glücklich schätzen, Freunde wie Lorcan und Emer zu haben – das will ich mir nicht verderben.« Ihr Blick fixierte den Ball, den sie Minton geworfen hatte. »Außerdem bin ich für mehr noch nicht bereit. Für einen möglichen Partner wäre das ziemlich unfair, finde ich. Ich bin einfach noch nicht in der Lage, mich sowohl um meine Probleme als auch um die Probleme eines anderen Menschen zu kümmern.«
»Ist das wegen Michael?«, hakte Louise nach.
»Michael ist ein netter Kerl, aber ich will mich nicht mit ihm treffen«, erwiderte Juliet. »Das ist einfach zu seltsam und kompliziert. Für dich, für mich, für ihn – das wäre ein absoluter Albtraum. Ich gehe zwar noch mit Damson Gassi, weil sie mich braucht, aber … Nein.«
Louise merkte, wie Juliet sich bemühte, das Thema zu wechseln.
»Wohin ist Peter heute mit Toby gefahren?«
»Zum Streichelzoo nach Hanleigh.« Zum zehnten Mal, seit sie losgegangen waren, zerrte Louise nun Hector von Gnashers Intimzone weg. »Bis drei Uhr wollen sie dortbleiben. Ich muss also
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