Liebe lieber lebenslänglich: Roman (German Edition)
aufgefallen, als wir uns vorhin unterhalten haben. Dann hat er hier was gekauft, und jetzt lungert er da hinten rum und wartet auf Sie. Scharfer Typ übrigens.«
Es wäre zwar kein Wunder, wenn ich von einem Stalker verfolgt würde, aber es wäre sicher kein scharfer Typ, sondern eher ein gemeingefährlicher Irrer. Nein, bestimmt ist es ein Kollege, der mich beim Blaumachen erwischt hat und mit dem Handy ein Beweisfoto machen möchte.
»Wie sieht er denn aus?«
»Scharf.«
»Das weiß ich schon. Wie noch?«
»Ziemlich schnieke.«
Ich drehe mich um. Es ist Posh Boy, der gemeine Zerstörer meiner beruflichen Karriere, und er steht hinter einem Turm aus ultrasaugfähigen Geschirrtüchern, die im Angebot sind.
»He, Posh Boy, was tun Sie hier?«, rufe ich, während ich die Broschüren in meiner Hand so klein wie möglich zusammenfalte.
Er reagiert zunächst nicht, also ruft Tara: »Er hat ein Fußdeo für Sportler gekauft.«
Posh Boy wird rot.
»Beim Badminton kommen die Füße bestimmt ins Schwitzen.«
»Ich könnte Ihnen dieselbe Frage stellen«, kontert er.
»Ich habe lediglich den Apotheker beraten, ob es momentan ein guter Zeitpunkt ist, sein Haus zu verkaufen.«
»Das glaube ich Ihnen sofort, Grace Flowers, das glaube ich sofort. Nun, da wir uns schon gegenseitig bei Privateinkäufen während der Arbeitszeit erwischt haben … sollen wir zusammen einen Kaffee trinken gehen?«
39
Danny und ich haben während unserer Beziehung aufgehört zu reden. Es war nicht so, als hätten wir in kaltem Schweigen dagesessen und wild gestikuliert, wenn die Fernbedienung unauffindbar war. Es kamen durchaus Worte aus unserem Mund, aber unsere Gespräche drehten sich hauptsächlich um die Essensfrage oder um die Tücken beim Einparken. Würde jemand es darauf anlegen, mich bloßzustellen – nicht, dass das einer tun würde –, und mich nach einem unvergesslichen Gespräch fragen, das ich in den letzten zehn Jahren mit meinem Freund hatte, müsste ich peinlicherweise passen. Rückblickend wird mir bewusst, dass wir einfach Tag für Tag dieselben Nichtgespräche recycelt haben.
»Was essen wir heute Abend?«
»Keine Ahnung. Worauf hast du Lust?«
»Keine Ahnung. Indisch?«
»Cool.«
»Ich hole uns das Übliche auf dem Weg nach Hause.«
»Okay.«
Ich kannte sämtliche Geschichten, die Danny in Gesellschaft zum Besten gab, weil ich sie entweder miterlebt oder schon hundertmal gehört hatte. Zum Beispiel die, als Anthony Hopkins in Dannys Firma kam, um den Hintergrundkommentar für ein Computerspiel aufzunehmen, und Danny ihm einen Kaffee kochte und Anthony Hopkins hinterher meinte, dies sei der beste Kaffee gewesen, den er jemals getrunken habe, und dann seine berühmte Schnüffelgeste aus Das Schweigen der Lämmer machte. Oder die, als Danny und ich einen Stern für unseren Weihnachtsbaum bastelten und er plötzlich ganz dringend pinkeln musste und sein Daumen mit Sekundenkleber an der Vorhaut festklebte. Das war die Art von Geschichten, die Danny erzählte, aber seine Gefühle offenbarte er nie. Er redete nie wirklich .
Das ist etwas, was man von Posh Boy definitiv nicht behaupten kann. Er würde eine bedeutungsvolle Pause nicht einmal erkennen, wenn sie in seiner Nase bohren würde.
»He, Fußpilz, halten Sie eigentlich jemals die Klappe?«
»He, Fresssack, hören Sie eigentlich jemals auf zu essen?«
Ich unterbreche meine wichtige Tätigkeit, die darin besteht, die Baked-Beans-Soße auf meinem Teller mit Toastbrot aufzutunken, und schenke ihm einen ziemlich guten, wenn ich so sagen darf, bösen Blick. Ich hatte eigentlich nicht vor, ihm bei einem Kaffee Gesellschaft zu leisten. Ich wollte viel lieber zurück in meinen Wagen, um mir einen fantastischen Song von Adele auf Antons CD anzuhören, aber dann kamen Posh Boy und ich auf dem Weg zum Ausgang an dem Café im Sainsbury’s vorbei, und mein Blick fiel auf die große Plakatwerbung für ein £ 4.95-Frühstück rund um die Uhr, sodass ich es mir anders überlegte.
»Sie hatten doch auch ein Pfannengericht.«
»Ich habe die zivilisiertere Fünf-Zutaten-Option gewählt. Nicht die mit acht.«
»Tja, so haben Sie leider das geröstete Brot verpasst. Schwerer Fehler.«
»Wann haben Sie das letzte Mal etwas zu sich genommen?«
Ich muss den Eindruck einer ausgehungerten Mitternachtsdiätbrecherin machen, aber es ist erst anderthalb Stunden her, dass ich das Bacon-Sandwich von Anton gegessen habe.
»Ich wollte eigentlich etwas mit Ihnen besprechen.«
»Und
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