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Liebe lieber lebenslänglich: Roman (German Edition)

Liebe lieber lebenslänglich: Roman (German Edition)

Titel: Liebe lieber lebenslänglich: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucy-Anne Holmes
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eingeladen. Da Danny an dem Abend nicht im Pub war, nahm ich an, dass ihr euch bereits getrennt habt. Trotzdem hätte ich warten sollen. Vielleicht war ich noch betrunken vom Vorabend. Äh … es ist nur so, dass ich dich schon immer gut fand, Grace. Ich fühle mich dir sehr nahe. Das kam vielleicht falsch rüber. Ich habe das Gefühl, wir könnten uns sehr nahestehen.«
    »Freddie …«
    »Hm?«
    »Als könnte jemals etwas zwischen uns passieren. Wendy ist meine beste Freundin.«
    »Und?«
    »Was? Das weißt du nicht?«
    »Was denn?«
    »Dass sie auf dich steht, seit sie dich zum ersten Mal gesehen hat.«
    »Wendy?«
    »Ja.«
    »Du meinst deine Freundin Wendy?«
    Unser Freddie ist etwas schwer von Begriff.
    »Ja.«
    »Nein.«
    Das wird langsam peinlich.
    »Wendy?«
    »Ja.«
    Ich kann Wendy nun sogar sehen. Sie hat den Pub verlassen und joggt die Straße entlang in unsere Richtung.
    »Ich habe mich nie richtig mit ihr unterhalten.«
    »Das liegt daran, dass sie dich wirklich gern hat«, entgegne ich leise.
    »Bist du sicher?«
    Ich nicke.
    »Wendy? Ich hatte zwar anfangs mal den Eindruck, dass sie, du weißt schon, ziemlich auf mich abfährt, aber dann war sie mit Martin im Bett und …«
    »Und?«
    Wendy ist schon ganz in unserer Nähe, darum fahre ich mit dem Daumen über die Kehle, um ihm zu signalisieren, dass er den Mund halten soll, aber vergebens.
    »Sie ist ein kleines Flittchen, deine Freundin Wendy, oder nicht?«
    Wendy bleibt wie angewurzelt hinter ihm stehen, und ihre Gesichtszüge entgleisen.
    »Wendy!«, rufe ich.
    Freddie wirbelt herum.
    »Wendy, das war unverzeihlich von mir. Es tut mir leid.«
    Wendy, meine liebenswürdige, verrückte, lustige, fröhliche Freundin Wendy wirkt völlig erschüttert, aber sie ringt sich ein Ist-das-peinlich-Lächeln ab und dreht sich dann würdevoll um, bevor sie sich langsam entfernt.
    »Sie ist der netteste Mensch auf diesem Planeten«, fauche ich Freddie an und laufe ihr nach.

37
    »Es läuft definitiv nicht nach Plan«, sage ich ernst zu meinem Spiegelbild.
    Mein Spiegelbild, das den Ernst der Lage erkannt hat, nickt und stammelt: »Das ist eine verdammte Untertreibung!«
    Ich starre mir in die Augen.
    »Okay, Gracie Glücklos, du musst möglichst schnell wieder Kurs aufnehmen. Schluss mit diesem Blödsinn, sich eine Woche freizunehmen, weil dein Freund dich hat sitzen lassen. Sammeln. Konzentrieren. Also, der Plan lautet verkaufen, verkaufen und noch mehr verkaufen. Und diese … du weißt schon … diese eine Sache rasch in Ordnung bringen. Geh in die Apotheke und hol dir die Tabletten, von denen Wendy erzählt hat. Und danach machst du mit deinem Leben weiter.«
    Ich gehe hinüber zu dem CD -Player auf meiner kaktuslosen Fensterbank. Ich brauche für heute einen Song. Einen Song, der die Dinge besser macht. Einen Song der Hoffnung. Ich klappe den Klodeckel hinunter und hocke mich darauf, weil ich ratlos bin, welcher Song das sein könnte. Was würde Dad auflegen? Wahrscheinlich I will survive , in voller Lautstärke, nur so aus Trotz. Aber das Stück habe ich nicht auf CD , und außerdem … Gibt es etwas Schlimmeres als eine verlassene Frau, die mit Tränen in den Augen leise Gloria Gaynor summt, bevor sie zur Arbeit aufbricht? Obwohl ich mich vielleicht für diesen Look entscheiden sollte. Danny und seine Eltern haben sicher Stunden gebraucht, um den Transporter zu beladen. Die ganze Straße wird es mitbekommen haben. Vielleicht sollte ich also einfach die Haustür aufreißen und eine bewegende Interpretation in der klassischen Rolle der Frischverlassenen geben, inklusive eines schulterfreien Paillettenkleids und einer halb leeren Ginflasche. Vielleicht wäre das die richtige Art. Die Leute würden dann sagen »Ist das nicht die Frau, die gestern Abend im Pub einen hysterischen Anfall hatte? Ihr Freund ist letzte Woche ausgezogen. Die hat aber eine kräftige Lunge.« Ich frage mich, ob die alte Gracie, die, die früher ständig sang, das tun würde. Es wäre ihr zuzutrauen. Bei einem Schulausflug nach Brighton hat sie einmal in voller Länge ein Stück von Grace Jones mit dem Titel Pull up to the bumper a cappella auf der Straße gesungen, während der Busfahrer circa achtundzwanzig Anläufe brauchte, um rückwärts einzuparken.
    Mein Vater und ich haben früher überall gesungen. Buchstäblich überall. Er hat auch dazu getanzt. Ich nicht. Das war mir immer zu peinlich. Dabei kann ich tanzen. Ich beherrsche klassischen Walzer, Rumba und wohl auch die meisten

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