Liebe lieber lebenslänglich: Roman (German Edition)
wahrscheinlicher, sie hat zu einem ihrer Fitnessvideos trainiert, die sie in dem Wohltätigkeitsladen in Caernafon kauft.
»Hallo?«, wiederholt Dannys Mutter.
Ich blicke Mum an. Ich weiß nicht, was ich von ihr erwarte. Ich bin am Telefon, und sie steht drüben beim Wasserkocher.
»Äh … Mrs. Saunders?«, bringe ich schließlich heraus.
»Ja.«
»Hier ist Grace.«
»Oh.«
Sie könnte sich wenigstens die Mühe machen, erfreut zu klingen. Zehn Jahre lang habe ich die Socken ihres Sohnes aufgesammelt. Na ja, vielleicht nicht aufgesammelt, sondern eher zu dem Haufen schmutziger Wäsche unter das Bett gekickt. Sie hat gesagt, dass sie mich wie eine Tochter liebt, aber scheinbar bin ich ziemlich schnell wie ein ungeliebtes Möbelstück ausrangiert worden.
»Äh … ich müsste Danny kontaktieren wegen … äh … etwas …«
»Und wegen was, Schätzchen?«
»Äh … nur …«
»Wenn es nicht dringend ist, Grace, glaube ich nicht, dass ihr zwei Kontakt haben solltet.«
»Äh … na ja …«
»Grace, mir ist klar, dass es schwer ist, und du weißt, dass ich kein Fan von abgedroschenen Sprüchen bin, aber ihr müsst jetzt beide euer eigenes Leben leben.«
»Es ist dringend, Mrs. Saunders.«
»Bist du sicher, Grace?«
»Na ja, ich denke, eine Schwangerschaft ist ziemlich dringend.«
LANGE PAUSE .
»Bist du sicher, dass es von ihm ist?«
Am allerliebsten würde ich darauf antworten: »Ja, Mrs. Saunders, ich habe nur mit Ihrem blöden Sohn geschlafen« oder »Nicht wirklich, Mrs. Saunders, ich vögle wild herum, seit Sie mir im Namen Ihres Sohnes den Laufpass gegeben haben.« Aber das passt nicht zu mir, und außerdem sind wir hier nicht in der Jeremy Kyle Show , also lasse ich es sein und begnüge mich mit einem einfachen Ja.
Wieder entsteht eine sehr lange Pause, und ich denke, dass sie mir glaubt.
»Gut. Wie geht es dir, Grace?«
»Oh. In letzter Zeit ist mir oft schlecht, und ich bin ständig müde, aber heute fühle ich mich ganz gut. Ich bin gerade bei meiner Mutter. Wir … ich … äh … Ursprünglich habe ich das nicht so geplant, wissen Sie, weil Danny ja weg ist. Ich dachte zuerst, ich schaffe das nicht allein. Was ich damit eigentlich sagen will, ist, dass ich schon einen Termin in der Klinik hatte. Ich meine, ich hatte einen Termin, um ein Dingsda machen zu lassen, aber ich habe es mir anders überlegt. Mum hat super reagiert, und wir denken, dass wir das gemeinsam hinkriegen.« Mum und ich wechseln ein sentimentales Teamlächeln. »Danny sollte es erfahren, aber ich brauche nichts von ihm, und ich verlange auch nichts von ihm.«
»Verstehe. Aha. Ach du dickes Ei.«
Arme Frau. Wahrscheinlich wollte sie heute einen leckeren Braten zum Mittagessen machen, und ich habe ihre Pläne sabotiert. Sie und ihr Mann sollten auswärts essen. Sie sollte nicht am Herd herumhantieren, wenn sie mit den Gedanken ganz woanders ist. So passieren nämlich Unfälle. Wenigstens gibt es ein paar nette Lokale in der Umgebung. Sie könnte in Caernafon bei der Apotheke vorbeifahren, wenn sie schon einmal da ist, und der Apothekerin ausrichten, dass das Baby unterwegs ist, um das sie sich dann kümmern kann.
»Darf ich es Ihnen überlassen, Danny zu informieren?«
»Oh … äh …«
»Wenn ich es ihm selbst sagen soll, müssen Sie mir seine Nummer geben.«
»Nein, nein. Ich mache das schon.«
»Gut, also dann, tschüss.«
Ich hätte fast spaßeshalber »Granny« hinzugefügt.
»Puh«, sage ich, als ich auflege.
»Und?«, fragt Mum, die den Tee vor mir auf den Tisch stellt.
»Arme Frau. Das war wohl ein kleiner Schock.«
»Was hat sie gesagt?«
»Oh … äh … hauptsächlich ›Ach du dickes Ei‹. Sie hat sicher keinen Orgasmus gekriegt.«
»Grace!«
Ich blicke auf meinen Bauch. »Armes kleines Ding«, sage ich. »Granny Wales ist nicht so begeistert von dir wie Granny London. Aber mach dir keine Sorgen, wir zahlen ihr das heim mit billigem Parfüm zu Weihnachten und deinen ganzen Krakelbildern. Ich kann dich zu ihr bringen, wenn du zahnst, oder dich in ihrem schicken Wohnzimmer ans Töpfchen gewöhnen und solche Sachen.«
»Grace!«, sagt meine Mutter tadelnd.
Das bezieht sich auf meine Granny-Wales-ist-gemein-Rede, aber es wirkt nicht, weil Mum gleichzeitig strahlt und sichtlich begeistert ist von der Rolle, die ich ihr zugedacht habe.
»Armer Danny. Damit rechnet er bestimmt nicht.«
»Wenigstens hat das Baby eine Chance, groß zu werden.«
»Hallo, du da drinnen! Bist du ein
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