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Liebe Lottofee, anbei meine Zahlen für kommende Woche - Die kuriosesten Zuschriften ans Fernsehen

Liebe Lottofee, anbei meine Zahlen für kommende Woche - Die kuriosesten Zuschriften ans Fernsehen

Titel: Liebe Lottofee, anbei meine Zahlen für kommende Woche - Die kuriosesten Zuschriften ans Fernsehen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne
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sei sie vom Zuschauer selbst entwickelt oder ihm von der Fernsehsendung so präsentiert worden.
    So erschreckend solche Ausblendungen der wirklichen Verhältnisse auch sein mögen  – es gibt Schlimmeres!
    Einbildungen
    Manche Partnerschaften scheinen nicht so sehr an der Fehlinterpretation eines Partners durch den anderen zu kranken, sondern am totalen Verlust aller Koordinaten, die die jeweils erlebte Wirklichkeit der Welt der Träume oder der Welt der Tatsachen zuordnen. Der Philosoph Saul A. Kripke beschreibt dieses Phänomen wie folgt: »Mit der empirischen Entdeckung, dass Wärme Molekularbewegung ist, haben wir den Sachbezug von ›Wärme‹ für die wirkliche Welt und für alle möglichen Welten festgelegt. Da wir nicht a priori wussten, was Wärme ist, mussten wir uns zunächst damit begnügen, die Wärme nicht durch notwendige Merkmale, sondern durch die kontingente Eigenschaft zu charakterisieren, dass sie in uns dasjenige hervorruft, was wir Wärmeempfindungen nennen. Diese Eigenschaft ist sicherlich zufällig, da die Erde z. B. von Wesen bewohnt sein könnte, die auf Lichtwellen mit Wärmeempfindungen reagieren, dagegen auf Tonwellen mit visuellen Empfindungen. Es wäre ganz irreführend, diese mögliche Welt so zu beschreiben, dass darin Tonwellen Licht und Lichtwellen Wärme sind. Vielmehr müssten wir sagen: In dieser Welt leben Wesen, die für Tonwellen in derselben Weise empfindlich sind wie wir für Lichtwellen und für Lichtwellen (Photonen) in derselben Weise wie wir für Wärme.« 1
    Um nicht missverstanden zu werden, wir wollen hier keineswegs der Illusion Vorschub leisten, eine nicht den Tatsachen entsprechende Wirklichkeit sei weniger »wahr« oder gar »verrückter« als jene, die ungeprüft vom Alltagsbewusstsein übernommen werden kann  – vielmehr geht es uns darum, klarzustellen, dass es sich stets um »mögliche Welten« handelt, aus deren Sicht unsere Alltagswirklichkeit genauso »irreal«, »verrückt« und »unbegreiflich« erscheint, wie wenn uns ein Blick in jene anderen »möglichen Welten« erlaubt ist.
    Es ist eben vielleicht nur Einbildung, wenn wir der Überzeugung sind, nur wir könnten die Schauspieler und Sprecher auf unserem Bildschirm beobachten, wie sie agieren, wie sie denken und sprechen. Wäre es nicht ebenfalls im Sinne solcher »möglichen Welten« denkbar  – und allein aus diesem Grund haben wir es gewagt, in dieses Buch ein so langes und kompliziertes philosophisches Zitat aufzunehmen  –, dass diese uns genauso umgekehrt beobachten, wie wir agieren, wie wir in unserem Zimmer sitzen, wie wir, während wir fernsehen, auf dieser Seite des Bildschirms sprechen und denken und eventuell gerade Dinge tun, bei denen wir nur ungern beobachtet werden?
    Lesen Sie die Erfahrungsberichte unserer Briefschreiber, die diese Form der Aushebelung jedes Privatlebens durch das Medium Fernsehen ans Licht des Tages gebracht haben.

    Seit einiger Zeit ist mir aufgefallen, dass Sie mein Fernsehen angezapft haben und eine Übertragung live ausstrahlen. Hierzu hätte ich gern erfahren, warum ich eigentlich nicht gefragt wurde, würden Sie mich bitte hierzu aufklären, und für die anderen Fernsehsender gilt das auch.
    Aus dem Physikunterricht wissen wir doch, dass ein Informationskanal stets nach beiden Seiten offen ist  – könnte nicht gerade jene Minderheit der Fernsehzuschauer die intelligentere sein, die bereits erkannt hat, dass unser Fernsehapparat nicht nur das Tor zur Welt, sondern auch das Einfallstor in unsere Wohnstube ist? Werden wir beobachtet, sobald wir die Glotze anschalten? Gibt es jenseits der Mattscheibe einen geheimen Dienst, der uns jeden Tag von Neuem ausspioniert? Ist das Fernsehen die verschärfte Version eines Staatstrojaners?
    Weigern Sie sich nicht vorschnell gegen diese von manchem Briefschreiber ernsthaft vertretene und von der modernen Philosophie samt den Erkenntnissen der Physik untermauerte Ansicht.

    Langsam bin ich es leid, mich von den Sprechern der Tagesschau beim Abendessen beglotzen zu lassen!
    Ein »Opfer« listet penibel alle Übergriffe auf:
    Mein Name ist Paul Borowski, ich schrieb seit Ende 1999 Frau Gudrun Malz, Moderatorin im ZDF, Liebesbriefe, welche sie via Bildschirm sofort beantwortete, der Flirt läuft nunmehr über 10 Jahre. Mittlerweile habe

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