Liebe, Lust und ein süßes Geheimnis
Kinderbüchern. Ab Samstag läuft dort eine kleine Ausstellung mit meinen Grafiken. Ich habe bei den Vorbereitungen dazu geholfen.“
Nach allem, was passiert war, hatte sie vorgehabt, die Ausstellung abzusagen. Doch Daniels Einwand, das Leben ihres Vaters und nicht ihres sei zu Ende, hatte sie schließlich umgestimmt.
„Glauben Sie, dass es jemanden aus dem Umfeld Ihres Vaters gibt, der ein Mordmotiv hätte?“, fragte der Mann regungslos.
„Nein.“ Sie schüttelte den Kopf. „Mein Vater hat nie über das Geschäft mit mir geredet. Ansonsten würde mir kein Mensch einfallen, der ihm hätte schaden wollen.“
„Und Ihre Familie?“, fügte McDonough hinzu. „Gab es irgendwelche Spannungen oder Meinungsverschiedenheiten?“
„Nein.“
Der Mann schwieg einen Moment lang. „Was ist mit seiner Geliebten und den beiden Söhnen in Greenville?“
Lily hatte geahnt, dass sie nach dem Doppelleben ihres Vaters gefragt werden würde. Trotzdem fühlte es sich falsch an, mit diesem emotionslosen Beamten über diese Sache zu sprechen. „Ich weiß wirklich so gut wie nichts über sie“, antwortete sie aufrichtig. „Auf der Beerdigung meines Vaters habe ich sie zum ersten Mal gesehen.“
Prüfend sah Detective McDonough sie an. „Na gut. Das wär’s dann fürs Erste“, sagte er und klappte den Ordner zu, der vor ihm auf dem Tisch lag. „Wir werden Ihre Aussage überprüfen. Sollten Sie noch etwas hinzufügen oder verändern wollen, wäre jetzt der Zeitpunkt dafür.“
Erleichtert darüber, dass die Vernehmung endlich vorüber war, schüttelte Lily den Kopf. „Nein. Ich habe alles gesagt, was ich sagen konnte.“
„Vielen Dank, Ms Kincaid.“
Als sie aufstand, ging er zur Tür des kleinen Vernehmungszimmers und hielt sie für Lily auf. „Sollte ich noch Fragen haben, werde ich mich bei Ihnen melden.“ Dann gab er ihr seine Karte und fügte hinzu: „Und sollte Ihnen etwas einfallen, was unseren Ermittlungen hilft, rufen Sie mich bitte an.“
Als Lily von der Polizeistation zurück zum Beauchamp-Haus fuhr, machte sie innerlich drei Kreuze, weil sie es hinter sich gebracht hatte. Der Detective hatte ihr gesagt, dass er alle anderen Familienmitglieder ebenfalls vernehmen würde. Vermutlich war sie also die Erste gewesen.
Den Ermittlungen wirklich nutzen würde ihre Aussage wahrscheinlich nicht, aber wenigsten wusste McDonough nun, dass sie ein wasserfestes Alibi hatte, und konnte sie von der Liste der Verdächtigen streichen.
Bestimmt kam die Polizei mit den Ermittlungen schneller voran, sobald sie herausfanden, mit wem ihr Vater kurz vor seinem Tod Kontakt gehabt hatte. Und dann war es vermutlich nur noch eine Frage der Zeit, bis sie den Mörder festnehmen würden.
Als sie die Auffahrt ihres Hauses hinauffuhr, sah sie Charlotte Addison in einem der großen weißen Korbstühle auf der Veranda sitzen. Offenbar wartete sie auf Lily.
„Hallo Mrs Addison“, sagte sie, nachdem sie aus dem Wagen gestiegen war. „Ich wusste gar nicht, dass Sie heute vorbeischauen wollten. Ich hoffe, Sie warten noch nicht allzu lange.“
„Nein. Ich bin erst seit ein paar Minuten hier“, sagte Daniels Mutter und lächelte Lily zu ihrer großen Überraschung an.
Lily hatte keinen blassen Schimmer, warum Charlotte Addison ihr gegenüber plötzlich so freundlich war. Doch was immer der Grund sein mochte, seit dem Tag, an dem sie ihr erklärt hatte, dass sie nicht verkaufen würde, zerbrach Lily sich nicht länger den Kopf darüber.
Mrs Addison war die Mutter des Mannes, den Lily liebte. Und das Verhalten, das sie neuerdings an den Tag legte, war immer noch besser als die vielen Unverschämtheiten an jenem schrecklichen Weihnachtsessen.
„Möchten Sie vielleicht hineinkommen?“, fragte Lily, da ihr nichts anderes einfiel.
„Vielleicht für ein paar Minuten.“
Lily schloss die Tür auf und bat Mrs Addison herein.
„Ich muss etwas mit Ihnen besprechen“, sagte diese.
„Möchten Sie vielleicht eine Tasse Tee?“, fragte Lily, während sie ihren Besuch durch die Eingangshalle führte.
„Nein, vielen Dank.“ Im Wohnzimmer angekommen, setzte Charlotte sich auf den Rand des Sofas und blickte Lily an.
„Ich weiß, dass ich in der Vergangenheit ein bisschen … na ja, sagen wir, dass ich mir etwas überstützt ein Bild von Ihrer Familie gemacht habe“, erklärte sie, wobei sie jedes Wort mit Bedacht zu wählen schien. „Aber ich denke, das liegt nun hinter uns, und wir sollten gemeinsam nach vorne
Weitere Kostenlose Bücher