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Liebe, Lust und Lesebrille

Liebe, Lust und Lesebrille

Titel: Liebe, Lust und Lesebrille
Autoren: Felicitas Roemer
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uninteressant? Und ist sie als Mutter großartig gewesen, aber als Frau doch eher langweilig geworden? Und wenn das so ist, könnte man das wieder ändern? Schließlich werden wir auch immer älter, und es liegen immerhin noch ca. 30 Lebensjahre vor uns! Eine Menge Lebenszeit, die doch sinnvoll gestaltet werden will.
    Auf jeden Fall müssen neue gemeinsame Ziele, neue Träume her. Zumindest für all diejenigen, die keine Lust haben, den Rest ihres Lebens im langweiligen Trott gleichgültig oder gar frustriert nebeneinanderher zu leben.
Warum Zweifel an der Partnerschaft in der Lebensmitte normal sind
    Wenn Sie also die bereichernde, aber auch anstrengende Phase des Familienlebens mit Kindern jahrelang gemeinsam gemeistert haben, hat Sie das als Paar wahrscheinlich stark zusammengeschweißt. Bislang war es also wichtig, den komplexen und anstrengenden Familienalltag zu bewältigen: Arbeitsteilung und Haushaltsführung, Gelderwerb und Kindererziehung – all das ist vielleicht nicht immer konfliktfrei abgegangen, hat aber doch viel Zeit und Energie in Anspruch genommen und ein starkes Wir-Gefühl entstehen lassen. Sie haben sicher schon so manche Krise gemeistert und Probleme zusammen gelöst, Durststrecken über- und Ängste ausgestanden, Freude und Glück miteinander geteilt und zusammen Stolz auf das bisher Erreichte empfunden. Das bindet stark aneinander und sorgt für eine gewisse Form von Nähe und Verbindlichkeit: Es ist so etwas wie eine stabile Paar-Identität entstanden.
    Und jetzt? Wie wird sich Ihre Paar-Identität weiterhin ausgestalten, wenn sie sich nicht mehr in erster Linie auf den Erhalt der Familie stützt? Wenn die Kinder erwachsen werden und dadurch mehr Freiraum gewonnen wird, steht die Beziehung mehr oder weniger auf dem Prüfstand. Die Kinder brauchen uns nicht mehr ständig, die Partner sind folglich mehr auf sich selbst als Einzelpersonen und auf sich als Paar zurückgeworfen. Das wirft Fragen auf, fühlt sich vielleicht einsam an und stellt uns vor neue Herausforderungen. Nun zeigt sich, was die Partner mit dieser frei gewordenen Zeit, aber vor allem: was sie mit sich selber anfangen wollen.
    Statt endlich die Früchte zu ernten, die man einst gemeinsam gesät hat, kommen nun oft Grübeleien auf: Will ich diesen Mann/diese Frau auch dann noch, wenn die meiste Familienarbeit erledigt ist? Es gibt ja schließlich keine zwingenden Gründe mehr, zusammenzubleiben!
    Haben wir uns noch viel zu sagen? Hält uns mehr als nur die Gewohnheit zusammen? Was reizt uns am anderen, was wollen wir aneinander noch entdecken?
    Oder bin ich innerlich ganz woanders, träume ich heimlich schon längst von einem Neuanfang mit einem anderen Mann bzw. einer anderen Frau? Oder von erotischen Abenteuern der besonderen Art? Habe ich mich emotional schon resigniert zurückgezogen und will ihn/sie eigentlich gar nicht mehr an mich heranlassen? Was nervt mich an meinem Partner? Fühle ich mich manchmal sogar abgestoßen oder angeekelt?Gibt es etwas in der Partnerschaft, das mich immer wieder oder dauerhaft wütend macht?
    Natürlich ist es nicht unbedingt angenehm, sich mit diesen Themen auseinanderzusetzen. Im Gegenteil: Manchmal macht das sogar regelrecht Angst: Muss ich jetzt bereuen, mein halbes Leben mit diesem Menschen geteilt zu haben? Kommt meine Partnerschaft bei dieser Bilanzierung so schlecht weg, dass mich das große Heulen überfällt? Konnten die Kinder bislang vielleicht noch die Löcher stopfen, die man nicht spüren wollte, so wird nun einfach zwangsläufig deutlich, was alles brachliegt.
    Und muss ich mich vielleicht auch mal selbstkritisch fragen, ob ich mein Bestes gegeben habe, um die Partnerschaft zu pflegen und lebendig zu halten? Welche Blockaden und Ängste meinerseits haben vielleicht bisher Nähe und Wachstum manchmal verhindert?
    Und weil diese Fragen so bohrend in die Tiefe gehen (und manchmal eben auch an die Substanz), sitzen manche Paare diese Krise stoisch aus. Sie ersticken grundsätzliche Fragen im Keim, lassen die aufkommenden Gefühle von Leere und Verunsicherung nicht zu, machen einfach weiter wie bisher, ohne irgendetwas in Frage zu stellen. Sie übertünchen Ängste oder betäuben sie sogar mithilfe von Alkohol, Internet oder anderen Suchtmitteln. Das große Schweigen wird auch oft von Geplapper oder nervenden Streitereien gedeckelt, man redet um den heißen Brei herum und vermeidet dabei konsequent, das Wesentliche anzusprechen. Dieses hartnäckige Aussitzen versteckt sich dann
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