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Liebe macht blind - manche bleiben es

Liebe macht blind - manche bleiben es

Titel: Liebe macht blind - manche bleiben es Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Nöstlinger
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ergründen aber ist der allergrößte Verstoß gegen die männlichen Wünsche! Puffärmel am Nachthemd zu haben, steht auf dem Salatpapier, sollte keiner einfühlsamen Frau unterlaufen.
    Was, in drei Teufels Namen, hat ein männlicher Mann gegen Puffärmel?
    Verdutzt starrt man der Salatschnecke nach, die das Zeitungsblatt verlässt.
    In der Fleischpfanne am Herd brutzelt es bedrohlich, die Petersilie wird langsam welk, und die schleimig-klebrige Kriechspur der Salatschnecke hat die Zeitungszeile unter den „Puffärmeln“ unleserlich gemacht.
    Nie mehr werden wir erfahren, was es mit Puffärmeln auf sich hat.

Sind Sie eine Gluckhenne?
    Unlängst hörte ich wieder einmal in einer Radiosendung, die sich mit der Mutter-Kind-Beziehung befasste, dass Mütter vor allem keine Gluckhennen sein sollten, dass Mütter ihre Kinder „loslassen“ müssen.
    Natürlich nickt man zustimmend, wenn man solches hört, denn man weiß ja, dass eine Gluckhenne keine ideale Bezugsperson für ein Menschenkind sein kann. Es hält sich ja auch keine Mutter für eine Gluckhenne. Wo, bitte, beginnt denn das Gluckhennensyndrom? Natürlich: Die Mutter, die ihren zwölfjährigen Sohn täglich und zum Gespött seiner Klassenkollegen von der Schule abholt, ist eine Gluckhenne. Und die Mutter, die ihr Kleinkind des Abends ohne Babysitter zu Hause lässt, ist keine!
    Aber die Durchschnittsmutter agiert irgendwo zwischen den beiden Extremen, und da wird es reine Anschauungssache, ob man sie zur Gluckhenne stempelt.
    Ich habe eine Freundin, die sagt von mir, ich sei bei der Kinderaufzucht die reinste Gluckhenne gewesen. Höre ich dies, lächle ich und denke: Ach du Gute, das sagst du, um deine Schuldgefühle zu verdecken, weil du dich um deinen Nachwuchs zu wenig gekümmert hast!
    Ich habe eine andere Freundin, die deutet mir manchmal an, dass ich meine Kinder viel zu früh „losgelassen“ habe. Höre ich dies, lächle ich und denke: Ach du Gute, so siehst du das, weil du eine Gluckhenne bist und deine Kinder immer als deinen Besitz betrachtet hast!
    Aber rückerinnernd und um Ehrlichkeit bemüht, muss ich den echten Gluckhennenmüttern der Freunde meiner Kinder Dank abstatten. Viele kindliche und jugendliche Vorhaben meines Nachwuchses, die ich „erlauben“ zu müssen meinte, scheiterten daran, dass die Freunde und Freundinnen meiner Kinder nicht „durften“.
    Da war ich dann oft ziemlich erleichtert. Fair war das sicher nicht, aber schön war es schon, wenn nicht mir, sondern der Mutter vom Andi oder vom Xandi die Schuld am Scheitern von Freiheitsbestrebungen gegeben wurde. Auch grobe Tricks können eine Mutter-Kind-Beziehung fördern!
    PS: Diese Ansicht soll weder Anleitung noch guter Rat sein, da in der Mutter-Kind-Beziehung Ehrlichkeit an erster Stelle stehen muss! Ich gestehe den Trick bloß ein, um die armen Gluckhennen ein wenig aufzubauen.

Machen Sie sich doch Umstände!
    Bitte, machen Sie sich nur keine Umstände!“, pflegen ganz bescheidene Leute zu sagen, wenn sie sich bei Leuten zu Besuch anmelden, die ihnen nicht sehr vertraut sind.
    Da man sich aber, wenn man Gäste hat, ohnehin Umstände macht und bescheidenen Leuten genauso viel bieten will wie anspruchsvollen, kauft man halt ein, womit man bei Gästen üblicherweise Erfolg hat.
    Edlen, herben Weißwein ersteht man und gut abgehangenen Lungenbraten. Und die Tiefkühltruhe durchwühlt man bis zum Boden und zur eisigen Fingersteife nach Erdbeermark für die Eistorte. Und extrafeine italienische Kaffeebohnen kauft man, um die Bescheidenen abschließend noch mit Espresso zu verwöhnen. Dann marschieren die bescheidenen Gäste ein! Sie sehen den artig gedeckten Tisch und klagen: „Aber wir haben doch gesagt, dass Sie sich keine Umstände machen sollen!“
    Worauf die Gastgeber versichern, dass sie sich ja wirklich keine Umstände gemacht haben, keine Spur von Umständen! Dann will der Gastgeber den Gästen edlen Weißwein in die Gläser füllen, aber die Bescheidenen lehnen ab. Nein, nein, gegen Alkohol seien sie im Prinzip nicht, nur gegen Weißwein. Der macht ihnen Sodbrennen. Aber wenn vielleicht ein Schlückchen Rotwein im Haus wäre?
    Leider! Rotwein ist keiner da. „Hol Rotwein vom Wirten“, zischelt die Gastgeberin ihrem Mann zu, doch das hören die Bescheidenen und rufen: „Aber nein, machen Sie sich nur keine Umstände, bitte!“ Und die ganze Zeit, während der Gastgeber außer Haus ist, um Rotwein zu holen, muss die Gastgeberin ihre Gäste trösten, weil sie nun

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