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Liebe macht blind - manche bleiben es

Liebe macht blind - manche bleiben es

Titel: Liebe macht blind - manche bleiben es Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Nöstlinger
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doch Umstände gemacht haben.
    Vom Fleisch nehmen die Bescheidenen nur ein Minischeibchen: Nicht weil sie auf Diät gesetzt sind, sondern weil sie medium gebratenes Fleisch nicht mögen. Sie sagen es zwar nicht, aber man merkt es; sonst würden sie ja das rosige Mittelstück vom Fleischscheibchen nicht ungegessen am Teller belassen.
    Von der Eistorte kann die bescheidene Frau nicht nehmen, weil sie gegen Erdbeeren allergisch ist, den Espresso müssen beide ablehnen, weil sie sonst nicht schlafen können.
    Wie schön wäre die Einladung doch gelaufen, hätten die Bescheidenen ganz unbescheiden gesagt: „Für uns, bitte, etwas Suppenfleisch und Rotwein! Oder zumindestens hätten sie, der Realität entsprechend, sagen sollen: „Machen Sie sich, bitte, ruhig die falschen Umstände!“

Wenn wir sie nur ließen
    Die Männer sind keine Machos und Paschas mehr. Die haben umgelernt und sehen ein, dass sie partnerschaftlich alle Arbeit im Haushalt zu tätigen haben.
    Nur noch 12 % der Männer, heißt es, halten Hausarbeit für „reine Frauensache“, die sie nichts angeht.
    Allerdings hat sich diese schöne Erkenntnis nicht in noch schönere Tat umgesetzt. Mehr als 80 % aller Hausarbeit wird noch immer von Frauen erledigt. Woran das liegt, darüber sind naturgemäß Männer und Frauen uneins.
    Aber was Frauen dazu meinen, fällt nicht ins Gewicht, die interpretieren ja den Widerspruch zwischen männlichem Tun und Denken nur! Männer hingegen erleben ihn, wissen also aus erster Hand Bescheid!
    Da wäre zum Beispiel der liebe Hugo, der gern seine 50% im Haushalt tun würde. Aber Hugo ist beruflich in „gehobener Position“, und die hat er angestrebt, weil ihm Chefsein mehr liegt als Ausführen von Befehlen. Einer wie Hugo wird eben unwillig, wenn er „niedere“ Tätigkeit erledigen soll. Dem liegt es mehr, mit dem Kochbuch in der Hand das Gulasch-Kommando zu übernehmen und seine Frau anzuweisen, Fleisch in Würfel von 3 Zentimeter Kantenlänge zu schneiden und den Paprika nicht zu lange zu rösten. Aber seine Frau sieht das nicht ein, will in der Küche die Chef-Position behalten und Arbeit an ihn delegieren! Klar, dass er da die Lust verliert und lieber Zeitung liest.
    Oder der eifrige Otto! Der ist ein Mann, der alles exakt bedenkt, und so kommt er halt ins Sinnieren, wenn er ein Häuptel Zwiebel schneiden soll. Muss er ja auch, wenn in dem Netz sieben verschieden große sind! Welches ist zu nehmen, wie viel Deka soll’s haben, wie breit soll eine Schnitte sein, wie lang jedes Teilstück, in das er die Schnitten schneidet? Und sind die vorhandenen Messer optimal für diese Arbeit geeignet? Otto kann echt nichts dafür, dass seine Frau das Zwiebelhäuptel zerkleinert, während er noch am Durchdenken ist!
    Oder Kurti! Kurti ist einfach zu jeder Arbeit willig. Auch zum Einkaufen. Aber bitte doch nicht gerade dann, wenn etwas anderes dringlicher ist. Seine Frau kann ihm den Einkaufszettel doch nicht überreichen, wenn er gerade beim Briefmarkensortieren ist!
    Etwas Einfühlungsvermögen in die männliche Psyche müssten Frauen halt aufbringen, wenn es um partnerschaftliche Arbeitsteilung geht! Wenn sie das nicht schaffen, sind sie selber schuld, dass 88% williger Männer weit weniger als 20% der Hausarbeit leisten!

Von den „Rechthabern“
    Zu den Menschen, die nur unter Aufbietung größter Geduld zu ertragen sind, gehören die „Rechthaber“! Was so ein eingefleischter „Rechthaber“ ist, kann nie zugeben, dass er im Unrecht ist; selbst, wenn es sich um eine Kleinigkeit handelt, streitet er herum, als ob es ums Leben ginge!
    Und wenn man ihm das Lexikon unter die Nase hält und schwarz auf weiß belegt, dass „Arawak“ nicht – wie von ihm behauptet – ein Vogel ist, sondern ein Ureinwohner der Karibischen Inseln, wird er zuerst einmal die Qualität des Lexikons anzweifeln. Kommt er damit nicht durch, wird er sagen, dass sich der Vogel, den er meint, nicht mit „w“, sondern mit „v“ schreibe und nur in speziellen, nicht allgemein zugänglichen Fachbüchern aufzufinden sei!
    Eine andere beliebte Rechthaber-Taktik ist, hinterher zu behaupten, nie behauptet zu haben, was sich als falsch herausgestellt hat!
    Ohne schamrot zu werden, dreht der Rechthaber die Positionen im Streitfall um! Empört ruft er: „Ich hab nie gesagt, dass die Sommerzeit in England früher aufhört als bei uns!“ Und das Äußerste, worauf er sich dann einlässt, ist, dass der strittige Fall ein Missverständnis war und er – weil

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