Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Liebe macht blind - manche bleiben es

Liebe macht blind - manche bleiben es

Titel: Liebe macht blind - manche bleiben es Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Nöstlinger
Vom Netzwerk:
partnerschaftlich in der Familie – sowohl im Haushalt als auch bei der Kindererziehung – betätigen, die zudem keine Angst mehr vor „unmännlichen“ Gefühlen haben und ihre Frau als gleichberechtigt sehen. Dies behauptet wenigstens eine neue Studie.
    13 % sind ja nicht allzu viel, da aber die Studie diesen Anteil an „neuen Männern“ vor allem unter jungen Männern ausfindig gemacht hat, während unter den älteren Herrschaften das „traditionelle“ Männerbild noch üblich ist, dürfte der Trend zum „neuen Mann“ zunehmen, und es ist damit zu rechnen, dass es nicht mehr lange dauern wird, bis dieser liebenswerte Männer-Typ in der Mehrheit ist! Und wem haben wir für die „neuen Männer“ unseren Dank zu bekunden?
    Wohl den „alten Frauen“, die sie großgezogen und ihnen nach dem Motto „Was Hänschen nicht lernt …“ von klein auf beigebracht haben, dass es für männliche Wesen keine Schande ist, zu kochen, zu bügeln, Fenster zu putzen und Milch zu holen, dass es erlaubt ist, traurig zu sein und zu weinen, und dass männlicher Nachwuchs weiblichem gegenüber keine Privilegien beanspruchen darf!
    Ohne Scheidungen loben zu wollen: Aber viele der Mütter, die männliche Kinder zu „neuen Männern“ erzogen haben, hätten das nicht geschafft, wären sie keine geschiedenen Alleinerzieherinnen gewesen!
    Mit einem Ehemann, der im Haushalt keinen Finger rührt – weil das Weibersache ist – und dazu noch den „starken Mann“ spielt, der nur fürs Geldverdienen und für häusliche „Klein-Reparaturen“ zuständig ist, sich sogar der Einzelträne schämt, die ihm beim Begräbnis seiner Mutter über die Wange rollt, kann eine Mutter den Sohn nur schwer zum „neuen Mann“ erziehen. Da nimmt sich der Sohn nämlich lieber ein Beispiel an seinem Papa! Das ist wesentlich bequemer für ihn!
    Und die Schwerstarbeit, zuerst den Ehemann „umzuerziehen“, um dann den Sohn richtig erziehen zu können, das schafft wohl kaum eine Frau.
    Seien wir doch einmal ehrlich. Wem haben wir also tatsächlich diese „neuen Männer“ zu verdanken?
    Na, klarerweise doch all den „alten Männern“, die von ihren Familien abgehauen sind und damit sämtliche Hindernisse zur Aufzucht der „neuen Männer“ beseitigt haben!

Kartenspiel-Spiel
    Eigentlich halte ich Kartenspielen für eine langweilige Sache. Mein Gram, wenn ich verliere, und meine Freude, wenn ich gewinne, halten sich in derart bescheidenen Grenzen, dass ich mich wegen einer so geringen Veränderung meines Gefühlshaushalts nicht einmal zum Kartenmischen bereit erklären würde.
    Trotzdem liebe ich seit einiger Zeit diese Art von Freizeitbeschäftigung, denn ich habe mit Erstaunen bemerkt, dass man beim Kartenspielen seine Mitmenschen besser kennenlernt als in langen und ausführlichen Intimgesprächen.
    Es ist schon ein erregender Anblick, wenn Freund Adalbert, der sonst so gelassen und kühl Kalkulierende, nach Erhalt von sieben „Bummerln“ plötzlich – und zum Schrecken seiner Ehefrau – die prall gefüllte Brieftasche auf den Tisch knallt und sie als „Einsatz“ für das nächste Spiel geben will.
    Wer von den Mitspielern dann fast bereit wäre, die Brieftasche als „Einsatz“ anzunehmen, tut auch gut zu wissen.
    Und dass Tante Emma, deren Güte und Verständnis für Kinder immer als erwiesen galt, ihren Lieblingsenkel dauernd verbittert keifend des „Schwindelns“ bezichtigt, gibt einem allerhand zu denken.
    Noch mehr zu denken gibt, dass die gute Elfi, die ewige Vorzugsschülerin und Intelligenzbestie, die Grundregeln des „Dreier-Schnapsens“ nicht kapiert und alle paar Minuten nach den näheren Merkmalen einer „Gabel“ fragt und sich mit drei ungedeckten Zehnern in einen „Gang“ wagt.
    Hätte ich mich mit Elfi nicht zum Kartentisch gesetzt, hätte ich noch lange Hochachtung vor ihrem „Superhirn“ gehabt.
    Das Schönste am Kartenspielen aber ist, dass der Kartenspieler heftig und total emotional reagieren darf. Ungehemmte Schadenfreude kann ihren Lauf nehmen, helle Freude sich grinsend breitmachen, wilde Wut knallend entströmen, wie Gas dem gestochenen Luftballon.
    Und wenn Schwager Robert gegen mich gewinnt und ich zische ihm zu: „Ich verabscheue dich!“, dann streicht er lächelnd seinen Gewinn ein und nimmt mir nichts übel.
    Dass mein verbittertes Gezischel mit dem Ausgang der Kartenpartie rein gar nichts zu tun hat, sondern mir ein Anliegen ist, seit ich den unmöglichen Menschen in die Familie bekommen habe,

Weitere Kostenlose Bücher