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Liebe macht blind - manche bleiben es

Liebe macht blind - manche bleiben es

Titel: Liebe macht blind - manche bleiben es Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Nöstlinger
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ist eben noch kein Garant dafür, zusammen auch glücklich sein zu können.
    Ohne die, über die es zu klagen gilt, hätten sich Mann 1 und Frau 2 genauso wenig zu sagen wie Mann 2 und Frau 1.

Des Partners Kram wie den eigenen hüten
    Die Menschen, die sämtlicher Dinge, die sich in ihrem Besitz befinden, jederzeit ohne Zaudern und Suchen habhaft werden können, sind rar. Wesentlich mehr Menschen suchen einen Teil ihrer Habe andauernd und können ihn nicht finden.
    Diese Leute sind arm dran, aber noch ärmer sind die, die mit so einer „Verlegerpersönlichkeit“ leben, denn der, der seine Brille, seine Schlüssel oder seine Geldbörse sucht, tut dies nicht diskret und ohne die anderen damit zu belästigen, sondern lauthals klagend und um aktive Mithilfe bei der Suchaktion bittend.
    Diese Hilfe kann man auch schwer ausschlagen, da solche Suchaktionen immer in Terminnot stattfinden, und man kann den Familienernährer schließlich nicht schon wieder zu spät ins Büro kommen lassen, nur weil er den Autoschlüssel nicht selber findet.
    Und wenn man sich Omas verlustiger Brille nicht annimmt, versaut einem die gute Frau den ganzen Fernsehkrimi durch andauerndes Nachfragen über die optische Lage auf dem TV-Schirm. Und wenn man die Mama bei der Geldbörselsuche nicht unterstützt, findet sie es erst nach Ladenschluss vom Supermarkt, und es gibt kein Nachtmahl.
    Lebenskluge Partner von ewigen „Verlegern“ haben sich antrainiert, des Partners Kram wie den eigenen zu hüten. Sie sehen seine Brille, seine Schlüssel oder sein Geldbörsel wo liegen und prägen sich diese Lage genau ein. Mit überlegenem Lächeln können sie Stunden später dann eine Zeitung lüpfen und den Blick auf die Schlüssel freigeben, die Brille aus dem Nähkorb holen und die Börse aus der Brotdose.
    Viel Dank ernten sie dadurch! Sie werden zu Rettern in der Not. Aber übertrieben sollte diese Tugend des Auffindens nicht werden, denn an Retter in der Not gewöhnt man sich leicht. So leicht – unter Umständen –, dass schließlich der „Verleger“ seelenruhig lächelnd herumsitzt, während die übrige Familie hektisch seine Schlüssel sucht.
    Wie und wo Leute suchen, gibt übrigens Aufschluss über ihre Wesensart. Verwegen Phantasievolle rücken Schränke von der Wand, wenn sie hinter Schlüsseln her sind. Die Katze könnte schließlich mit dem Schlüssel auf den Schrank gesprungen sein und ihn hinterhältig in den Spalt zwischen Wand und Schrank befördert haben.
    Feste Charaktere jedoch verharren an der Stelle, wo sie, ihrer Ansicht nach, den Schlüssel abgelegt haben, und durchwühlen andauernd denselben Haufen Kram; was üblicherweise erfolgreich ist, denn meistens sind verlegte Dinge ohnehin fast dort, wo sie sein sollten.

Tattergreise
    Ein Leser fragt bei mir in etwas zynischem Tonfall an, wie ich als emanzipierte Frau zu den kavalierhaften Vergünstigungen stehe, die „Herren alter Schule“ schutzbedürftiger Weiblichkeit zukommen lassen und die da sind: Tür aufhalten, in den Mantel helfen, Feuer geben, Sessel zurechtrücken und stehenbleiben, bis Dame sitzt, immer auf der richtigen Gehsteigseite neben Dame herwieseln, Tasche tragen, wenn Inhalt für Dame zu schwer, und dergleichen Artigkeiten mehr.
    Also: Ich stehe positiv dazu! Ich schätze es, durch offene Türen zu gehen, ein flackernd Flämmchen vor der Zigarette zu sehen, liebevoll mit Sitzfläche umhegt zu werden, schwere Taschen nicht tragen zu müssen und, falls der Gehweg schmal, die Innenseite benutzen zu dürfen. Ich bin auf freundliche Hege und Pflege sogar derart versessen, dass ich mir solche Wohltaten auch von Frauen zufügen lasse.
    Aber etwas nervös macht es mich schon, wenn ein Mann nicht zum Sitzen kommt, weil mehrere Damen ihren Platz nicht und nicht einnehmen wollen. Und ein Mann, der es als seine oberste Pflicht sieht, fünf Damen, die alle ein Feuerzeug haben, mit seiner Flamme zu versorgen, wirkt auch eher störend; besonders, wenn sein Feuerzeug nicht funktioniert und ihm die Damen dauernd ihre Feuerzeuge aushändigen müssen.
    Auch mit Herren, die einem allzu hurtig in Mäntel helfen, kann man seine Not haben, weil sie einen so schnell in das gute Stück hineinstopfen, dass man nicht mehr dazukommt, Mütze und Schal, die man im Ärmel deponiert hat, vorher zu entfernen.
    Und dann muss man wie ein drittklassiger Zauberer agieren, um ihrer wieder habhaft zu werden. Doch abgesehen von solchen liebgemeinten Fehlleistungen, bin ich für jedes

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