Liebe Mathematik, löse deine Probleme bitte selber - verblüffend einfache Lösungen für Mathematik im Alltag
an.
Doch bevor wir uns kopfüber in dieses traurige Kapitel stürzen, sollten wir uns die Entstehungsgeschichte dieser Monster ansehen. Die Geschichte des Rechnens auf dem Blatt ist lang und verworren. Wie bereits erörtert, brauchten Gesellschaften Tausende Jahre, bis sie so weit entwickelt waren, dass sie komplexe Berechnungen durchführen konnten. Mr. Barton braucht also gar nicht so zu tun, als handele es sich dabei um Kinderkram.
Zur Zeit Christi Geburt wurden Zahlen meist auf die griechische Art notiert. Die Griechen nahmen ihr Alphabet, wiesen jeder Zahl von eins bis neun, dann jedem Zehner von zehn bis neunzig und dann jedem Hunderter von einhundert bis neunhundert einen Buchstaben zu. Die 27 dafür benötigten Buchstaben hatten sie aber gar nicht, weshalb sie sich ein paar von den Phöniziern ausleihen mussten.
Nach dem griechischen System bedeutete α eins, ß zwei, θ neun, ι zehn, κ zwanzig, ρ einhundert, und σ zweihundert, um nur einige Beispiele zu nennen. Durch Kombination der Buchstaben ließ sich jede Zahl bis 999 schreiben, beispielsweise 112 als ριß, 229 als σκθ oder 354 als τνο. Auch mit größeren Zahlen konnten die Griechen problemlos umgehen, nachdem sie Symbole für tausend (/) und zehntausend (M) erfunden
hatten. Zweitausend schrieben sie als / ß, zwanzigtausend als M mit einem ß darüber:
ß
M
Dieses System mag jetzt sehr vernünftig klingen, macht aber Berechnungen leider (oder glücklicherweise, je nach Standpunkt) sehr schwierig. Heute müssen wir nur mit Kombinationen aus zehn verschiedenen Symbolen klarkommen, doch die Griechen jonglierten mit 27 Symbolen. Wir addieren 2 und 3 praktisch genauso, wie wir 20 und 30 addieren. Für das griechische System trifft das nicht zu, es gibt keinen Zusammenhang zwischen dem Symbol für 2 und dem für 20. Deswegen rechneten die Griechen lieber mit Rechenschiebern (auch Abakus genannt) als schriftlich.
Im Allgemeinen hielten sie vom Rechnen ohnehin nicht viel; Philosophen wie Mathematiker interessierten sich viel mehr für Zahlenmuster, denn in ihnen glaubten sie, einen Blick auf das Innerste des Universums zu erhaschen. Die Griechen konnten sich an Mustern derart begeistern, dass sie fast eine Religion daraus machten.
Die Pythagoreer waren Anhänger von Pythagoras, dem antiken griechischen Philosophen und Mathematiker, dem man allgemein die Entdeckung des nach ihm benannten Satzes (a 2 + b 2 = c 2 ) nachsagt. Allerdings gibt es Hinweise darauf, dass schon die Ägypter diesen Zusammenhang gekannt und beim Bau ihrer Pyramiden genutzt haben. Auch die Chinesen nutzten diesen Umstand schon lange vor Pythagoras in der Landvermessung. Wie auch immer, Pythagoras und seine Anhänger haben die Formel auf jeden Fall verwendet und dazu beigetragen, sie in der westlichen Welt zu verbreiten.
Die Pythagoreer glaubten, dass die Zahlen eins bis vier besondere Eigenschaften trügen, die mit den Grundformen des
Universums zusammenhingen. Die Eins stand für den Punkt, die Zwei für die Linie, die Drei für die Oberfläche und die Vier für den Körper.
Zehn galt ihnen als die »perfekte Zahl«, weil sie die Summe aus eins, zwei, drei und vier ist und damit Punkt, Linie, Oberfläche und Körper in sich vereinigt.
Manche Zahlen hielten sie für gut, andere für schlecht. Ungerade Zahlen betrachteten sie als männlich, denn wenn man sie paarweise als Punkte aufzeichnete, ragte am Ende immer ein einzelner Punkt heraus. Gerade Zahlen betrachteten sie als weiblich, weil nichts hervorstand, wenn man sie in paarweise angeordneten Punkten darstellte.
Sieben ist männlich
Acht ist weiblich
Das Alphabetsystem kam diesen Leuten sehr zupass, weil jedem Wort oder Namen ein Zahlenwert zugeordnet werden konnte, aus dem sich dann etwas herauslesen ließ. Diese Vorstellung nennt man Zahlenmystik, und sie ist bis heute in vielen Kulturen verbreitet. Sie wurzelt im mystischen Glauben, dass Zahlen die Wahrheit irgendwie auf eine ganz besondere Weise erfassen.
Sie mögen das jetzt für Unfug halten, doch selbst im 21. Jahrhundert glauben viele Menschen noch an Zahlenmystik. Die 13 gilt vielen als Unglückszahl, die 7 als Glückszahl. Japaner mögen die Zahl 4 nicht, weil ihr Wort dafür wie ihr Wort für »Tod« klingt. Auch die 9 schätzen sie nicht besonders, weil ihr Wort dafür wie das Wort für »Schmerz« klingt. Deswegen vermeiden viele Hoteliers, Zimmernummern mit einer 4 oder einer 9 auszuweisen. Auch der Renault 4 verkaufte sich in Japan
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