Liebe meines Lebens
Sie hatte jedoch daraus gelernt und würde nicht noch einmal auf seine scheinheiligen Komplimente hereinfallen.
“Wie bitte?”
“Du hast mich ganz richtig verstanden!” Mit dem Mut der Verzweiflung blickte Olympia ihn herausfordernd an. Es war allerhöchste Zeit, dass sie ihm ihren Standpunkt unmissverständlich klarmachte, sonst würde er nachher erwartungsvoll vor ihrem Bett stehen. Er war Grieche und wäre nie auf die Idee gekommen, an seiner männlichen Überlegenheit zu zweifeln. Je länger sie mit sich reden ließ, desto schwerer würde es sein, ihn von seinem Vorhaben abzubringen.
“Du bist jetzt meine Frau”, sagte Gregoris leise und trügerisch sanft.
Die Wut, die aus seinem Blick sprach, ließ ihr den Atem stocken, und ihre Knie wurden weich. “Ja”, brachte Olympia mühsam hervor. “Aber ohne entsprechende Gefühle ist das trotzdem kein Grund für mich, mit dir zu schlafen.”
“Also gut.” Er ging zu Tür.
Sie konnte es nicht fassen.
Sie hatte gewonnen!
Eigentlich war das jedoch nicht weiter verwunderlich. Trotz seines Machogehabes war Gregoris ein moderner und kultivierter Mann, der eine Frau nicht ins Bett zwingen würde. Sie hatte ihm nur ganz deutlich zeigen müssen, dass sie nicht kokettierte, sondern meinte, was sie sagte.
“Würdest du bitte kommen?”
“Oh!” Olympia schreckte aus ihren Gedanken auf. Also hatte Gregoris sich entschlossen, diese Farce nicht aufrechtzuerhalten. Wahrscheinlich würden Gregoris und sie wieder nach London fliegen, und jeder würde sein eigenes Leben führen, genau wie sie es vorgeschlagen hatte. Seltsam, dass ihr diese Vorstellung gar nicht mehr so verlockend erschien.
“Ich hoffe, du hast es dir gut überlegt”, sagte er, als sie auf ihn zuging. “Ein Zurück wird es nicht mehr geben.”
Wofür hielt er sie eigentlich? Bildete er sich vielleicht ein, dass sie doch mit ihm ins Bett wollte und Nein sagte, aber Ja meinte? Zu diesen Frauen gehörte sie nun wirklich nicht. Sie hatte siebenundzwanzig Jahre ohne Sex gelebt, und auch weitere hundert Jahre Enthaltsamkeit würden sie nicht dazu bringen können, ihre Einstellung ihm gegenüber zu ändern.
“Ich weiß, was ich tue.” Selbstzufrieden sah sie ihn an.
Die drei Männer, die am Hubschrauber beschäftigt waren, richteten sich auf, als sie Gregoris erblickten, und der Pilot kam, um seine Anweisungen entgegenzunehmen. Da Gregoris Griechisch sprach, konnte sie nichts verstehen, sah jedoch, dass der Pilot erstaunt die Brauen hochzog. Dann verbeugte er sich höflich und ging zurück, um auch die anderen Besatzungsmitglieder über die geänderten Pläne zu informieren.
“Dein Mut ist wirklich zu bewundern, Olympia.” Gregoris betrachtete sie. “Wenn es darum geht, dich zu blamieren, kennst du keine Hemmungen.”
“Wieso blamiere ich mich?” Erstaunt blickte Olympia ihn an.
“Wenn wir jetzt nach London fliegen und ich dich vor versammelter Hochzeitsgesellschaft deinem Großvater zurückgebe, werden einige Gäste bestimmt schockiert sein. Die meisten aber wird das Spektakel köstlich amüsieren.”
Sie war sprachlos.
“Obwohl es mir gelungen ist, die Medien von der Feier fernzuhalten – einen so saftigen Skandal werden sie sich nicht entgehen lassen, und du wirst dein Bild bald in sämtlichen Illustrierten bewundern können. Deine Mutter und dein Großvater werden entsetzt sein, aber sie werden mir Recht geben, dass ich eine Braut verstoße, die nicht bereit ist, die Ehe zu vollziehen.”
Wie konnte er die Tatsachen denn nur so verdrehen? Fassungslos sah sie ihn an. Er wirkte völlig ruhig, und seine Miene war unbewegt. Ganz nüchtern hatte er sie über die Konsequenzen ihrer Verweigerung aufgeklärt.
“Das kann doch nicht dein Ernst sein”, brachte Olympia mühsam hervor.
“Warum nicht? Kaum sind wir verheiratet, willst du mich zum Narren halten und Bedingungen nicht erfüllen, denen du vorher per Vertrag zugestimmt hast. Dazu hast du dir den falschen Mann ausgesucht, meine Liebe.”
Der Hubschrauber war jetzt startklar, und die Freiheit war für sie greifbar nah. Aber Freiheit zu welchem Preis?
“So eine Behandlung lasse ich mir nicht gefallen!”, erwiderte Olympia wütend.
“Wenn du nicht freiwillig mit mir kommst, werde ich dich eben durch den Saal zerren müssen, und wenn du noch so laut schimpfst und um dich schlägst.”
“Nie würdest du wagen, so eine Szene zu machen!”, trumpfte sie auf.
“Warum nicht? Ich bin lieber ein schlechter Gewinner als ein guter
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