Liebe meines Lebens
Verlierer.”
Olympia hatte das Gefühl, der Kopf müsste ihr zerspringen, so fieberhaft jagten sich ihre Gedanken. Sie stellte sich vor, wie Gregoris sie ihrer Familie wie einen nutzlosen Gegenstand zurückgab, während die Hochzeitsgäste fasziniert zusahen. Das würde er nicht wagen! Ein Blick in sein Gesicht belehrte sie allerdings eines Besseren.
“Das ist doch ein Sturm im Wasserglas!” Sie versuchte, die Situation zu retten, indem sie an seine Vernunft appellierte. “Lass uns das Problem wie zwei erwachsene Menschen lösen! Wir bleiben auf der ‘Aurora’ und spielen ein ganz normales Ehepaar. Wer will uns das Gegenteil beweisen?”
“Du willst einen Vertrag brechen? Dafür habe ich keinerlei Verständnis.”
“Du bist unfair …”
“So?”
“Du hast mich
gezwungen,
auf deine Bedingungen einzugehen. Du hast mich erpresst. Du wolltest meiner Mutter …”
“Ich weiß, ich weiß”, unterbrach er sie. “Aber kehr bitte zuerst vor deiner Tür! Du hast mich angebettelt, dich zu heiraten, du hast dich mir regelrecht aufgedrängt!”
“Das habe ich nicht! Oh Gregoris!” Olympia war verzweifelt. “Warum müssen wir uns nur so streiten!” Sie warf dem Hubschrauber einen wehmütigen Abschiedsblick zu, drehte sich dann um und ging wieder in den großen Salon.
“Ich möchte jetzt meine Kabine sehen”, sagte sie ausdruckslos zu Gregoris, der ihr gefolgt war.
Er drückte auf einen Knopf, und ein Steward erschien, um ihr den Weg zu zeigen. Die Yacht war wirklich beeindruckend groß. Auf dem Weg zu ihrer Kabine bemerkte Olympia einen Fitnessraum, einen Swimmingpool und eine Bibliothek. Schließlich öffnete der Steward ihr eine Tür und verabschiedete sich.
Olympia schnitt ein Gesicht, als sie den Kühler mit dem Champagner und einen prachtvollen Blumenstrauß auf dem Tisch entdeckte. Sie blickte in den Schrank und war erleichtert, dass sie dort nur ihre eigene Garderobe vorfand. Dann suchte sie das Bad.
Von dem Waschbecken und der Wanne aus Marmor völlig überwältigt, sah sie erst gar nicht, dass etwas auf den Spiegel geschrieben war. Neugierig ging sie näher. “Nimm es mit mir auf – wenn Du kannst!”, war in ungelenken Buchstaben quer über den Spiegel geschmiert. Auf der Konsole darunter lag eine aufgeschlagene Illustrierte.
Olympias Blick fiel auf das ganzseitige Foto einer hinreißenden Blondine in verführerischer Pose. “Gisele Bonner” lautete die Überschrift des Artikels auf der gegenüberliegenden Seite. Es war ein Schock für Olympia, und eine innere Stimme riet ihr, den Spiegel zu säubern und die Zeitschrift ungelesen in den Abfall zu werfen.
Olympia ignorierte die Warnung. Obwohl sich ihr Magen schmerzhaft zusammenkrampfte, betrachtete sie das Bild näher. Gisele trug ein kurzes Kleid mit dünnen Trägern, das ihre atemberaubende Figur mehr betonte als verhüllte. Sie hatte beneidenswert lange Beine, große, wunderbar blaue Augen und hohe Wangenknochen. Ihr sinnlicher Mund war der Traum eines jeden Mannes, und ihr strohblondes Haar fiel ihr glatt und seidig auf die schmalen Schultern.
Als hätte sie sich verbrannt, ließ Olympia das Magazin fallen, nahm es aber sofort wieder zur Hand. Wie unter Zwang las sie den Artikel. Gisele Bonner sei, so wurde berichtet, ein berühmtes Topmodel und die ständige Begleiterin des griechischen Großindustriellen Gregoris Cozakis. Sie war zweiunddreißig Jahre alt und wollte nie heiraten, da sie ihre Freiheit liebte und Kinder nicht ausstehen konnte.
Mit zittrigen Fingern blätterte Olympia um, bereute es jedoch sofort, denn ihr Blick fiel auf ein anderes Foto: Gisele und Gregoris, Arm in Arm bei den Filmfestspielen in Cannes. Olympia wünschte, sie hätte die Illustrierte nie angefasst.
Ein unterdrückter Schrei ließ sie zusammenzucken, und abrupt drehte sie sich um. Im Türrahmen stand ein junges Zimmermädchen, das starr auf den Spiegel sah und sich erschrocken die Hand vor den Mund hielt. Die junge Frau fasste sich aber schnell und sprach erregt und in einem für Olympia viel zu schnellen Griechisch auf sie ein, wahrscheinlich um ihre Unschuld zu beteuern. Dann nahm sie ein Tuch und rieb den Spiegel schnell wieder blank.
Mit den wenigen Brocken Griechisch, die sie sprach, gab Olympia dem Mädchen zu erkennen, dass sie dem Vorfall keine Bedeutung beimaß, und ging zurück in die Kabine. Aber ihre Gleichgültigkeit war nur gespielt, und Olympia hatte das Gefühl, völlig am Ende zu sein. Sie war froh, als das Mädchen, die
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