Liebe mich... bitte nicht
können, damit sie am Tag des Festes dann auch wirklich Ruhe haben. Es kommt zu Unfällen und in der Notaufnahme ist die Hölle los. Da ich dachte, es wäre schon okay, einmal nicht dabei zu sein und eben ... später zu kommen, habe ich die Hauptschicht für eine Kollegin übernommen.“
Mac blickte sie aufmerksam an, verhielt sich jedoch ruhig und ließ sie reden. Sie war froh, dass er sie nicht drängt e und auch nichts von ihr zu erwarten schien. Trotzdem machte es ihr der Kloß in ihrem Hals schwer, zu sprechen.
„ Gegen acht Uhr am Abend wurde ich im Krankenhaus ausgerufen. Am Empfangstresen stand die Polizei ... Es hatte eine Explosion gegeben, woraufhin das Feuer ... das in der Küche entstanden war, sich rasend schnell auf das ganze Haus ausgedehnt hatte ... Meine Familie hatte sich anscheinend in der Küche versammelt...“ Tränen füllten ihre Augen und sie versuchte sich auf die schlafenden Kätzchen zu konzentrieren, um ihre Fassung nicht zu verlieren.
„Man sagte mir ... als die Feuerwehr eintraf, konnte man nichts mehr tun. Das Haus meiner Großmutter ... es war bereits bis auf die Grundmauern abgebrannt. Meine Großmutter hat diesen verdammten Gasherd mehr geliebt , als meinen störrischen Großvater ... Wir wollten ihr eine neue Küche schenken ... dieses Jahr an Weihnachten.“
Leise Tränen liefen ihre Wangen entlang. Sie versuchte sich zu beruhigen, denn wenn sie sich zu sehr in den Sog der Vergangenheit ziehen ließ, bekam sie jedes Mal eine heftige Angstattacke und sie wollte nicht, dass Mac das mit ansah.
Behutsam legte er ihr eine Hand auf ihre Arme, mit denen sie sich fest umklammert hielt. „Du hast deine ganze Familie bei diesem Feuer verloren?“, hakte er sanft nach.
Stumm nickte sie, während sie sich langsam vor und zurück wiegte.
„Ich... ich habe das Haus gesehen. Ich musste es sehen. Denn ich hielt es für einen schlechten Scherz. Verstehst du? So etwas passiert nicht wirklich... es klang einfach nicht real. Noch nie zuvor hatte ich von einem derartigen Unfall gehört. Ich habe nicht geglaubt, dass es plötzlich einfach niemanden mehr geben sollte. Wieso sollten meine Eltern, mein Onkel, mein Bruder und meine Grams... warum sollten sie nicht mehr da sein? Warum war ich noch da? Warum war ich nicht bei ihnen, als das passierte? Welches Recht hatte ich, vor dem Haus zu stehen und nicht genau wie sie darin begraben zu sein... Das war nicht fair, nicht richtig... Ich hätte dort sein sollen. Das wäre nicht...“
„ Mein Gott Beth, es war doch nicht deine Schuld. Das ist schrecklich, aber du kannst doch nichts dafür. Ich bin so froh, dass du da bist“, mit diesen Wort zog er sie schützend in seine Arme und presste ihr bei seiner Umarmung, förmlich die angehaltene Luft aus den Lungen. „Es tut mir so leid.“, flüsterte er an ihrem Ohr. Beth bemerkte, dass ihre Tränen zwar weiterhin sein T-Shirt durchnässten, sie aber nicht, wie sonst, kurz vor einem Nervenzusammenbruch stand. Seine Umarmung war seltsam tröstlich, etwas, was sie während der Monate nach dem Unfall nie empfunden hatte, auch wenn eine ihrer Kolleginnen sie ungefragt in die Arme geschlossen hatten.
„Das Feuer... es hatte sie eingeschlossen. Ich habe es mir tausend Mal erklären lassen, aber ich... ich habe es nicht verstanden, wieso es unmöglich gewesen war, sich aus der Küche zu retten. Ich verstehe es bis heute nicht. Es kommt mir so vor... als würden sie jeden Moment durch die Tür kommen... als würde ich sie reden hören... Aber ich habe die Gräber gesehen, dennoch kommt es mir nicht real vor...“
Beth atmete tief ein und aus, konnte ihren rasenden Herzschlag bei den Erinnerungen, die auf sie einprasselten, nicht entspannen.
„Lässt du deshalb den Fernseher laufen?“
Sie nickte nur und wurde sofort von neuen Schluchzern überrollt. Besänftigend strich er über ihren Rücken, küsste ihr Haar und murmelte sanfte Worte in ihr Ohr, dabei wiegte er sie langsam hin und her, bis Beth schließlich ihre Arme von ihrem Oberkörper löste und sich an ihm festhielt.
Das erste Mal seit dem Unfall fühlte sie sich nicht so schrecklich alleine gelassen. Das erste Mal war jemand da, der zwar ihre Familie nie kennen gelernt hatte und auch sie kaum kannte , und doch wusste er scheinbar genau, was er tun musste, um ihren Schmerz abzumildern.
Kapitel 13
Mac beobachtete Beth, die eng an ihn geschmiegt neben ihm lag. Die halbe Na cht hatte er kein Auge zugetan, weil er andauernd daran denken musste,
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