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Liebe mit beschrankter Haftung

Liebe mit beschrankter Haftung

Titel: Liebe mit beschrankter Haftung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Voosen Jana
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Augen.
    »Hilde«, sage ich erstaunt, obwohl es eigentlich nicht verwunderlich ist, dass ich sie hier treffe. Schließlich ist die »Schleuderei« direkt gegenüber.
    »Störe ich?«, fragt sie gut gelaunt und beugt sich zu Idefix hinunter, der begeistert an ihr hochspringt und ihre Hände ableckt. Ohne meine Antwort abzuwarten, zieht sie sich einen Stuhl heran und setzt sich mir gegenüber an den kleinen, runden Fenstertisch.
    »Ähm, nun ja.«
    »Arbeitest du gerade?«, erkundigt sie sich und verrenkt sich den Hals, um auf meinen Computermonitor sehen zu können.
    »Nicht direkt«, gebe ich zu.
    »Sondern?« Ruhig sieht sie mich mit ihren klaren Augen an und plötzlich platzt die ganze Geschichte aus mir heraus. Die Worte sprudeln förmlich aus meinem Mund, ich erzähle ihr von meiner Beziehung mit Timo, dem Liebeskummer, meiner vergeblichen Suche nach einem neuen Partner, unserer Begegnung in der Kirche und schließlich unserem E-Mail-Wechsel. Hilde hört ruhig zu, ohne mich ein einziges Mal zu unterbrechen. Mein Redefluss wird erst gestoppt, als die Kellnerin mit den pink gefärbten Haaren an unseren Tisch tritt.
    »Hallo, Hilde«, begrüßt sie meine Tischnachbarin, »wie immer?« Hilde nickt.
    »Hallo, Andrea. Gerne, aber in zweifacher Ausfertigung.« Zwei Minuten später steht ein doppelter Baileys auf Eis vor mir, den ich misstrauisch betrachte, während Hilde mir auffordernd ihr Glas zum Anstoßen hinhält.
    »Um diese Zeit?«, frage ich unschlüssig. »Ich muss eigentlich noch arbeiten.«
    »Ein Drink wird dich nicht umbringen. Sondern beleben. Nun komm schon.« Sie strahlt mich an und ich bringe es nicht übers Herz, sie abzuweisen. Also stoßen wir an und ich nippe an dem Getränk. Plötzlich ist mir mein Ausbruch ein bisschen peinlich.
    »Tut mir leid, dass ich dich so zugequasselt habe. Ich weiß gar nicht, was mit mir los ist. Dabei kennen wir uns doch kaum.«
    »Mach dir keine Sorgen. Das bin ich schon gewöhnt. Irgendwas scheine ich bei meinen Mitmenschen auszulösen.«
    »Ehrlich?« Neugierig sehe ich sie an und versuche zu ergründen, was es damit auf sich hat. Sie guckt freundlich zurück. »Irgendwie hast du so etwas … Vertrauenerweckendes«, versuche ich es schließlich in Worte zu fassen und sie nickt zustimmend.
    »Das wird es wohl sein.«
    »Und stört es dich?«
    »Überhaupt nicht. Ich finde Menschen spannend und mag es, wenn sie mir von sich erzählen.«
    »Und kannst du ihnen auch helfen?«, erkundige ich mich, während ich mein Glas in den Händen hin und her drehe.
    »Helfen?«
    »Naja, wenn sie dir ihre Probleme erzählen, weißt du dann auch immer eine Lösung dafür?« Verständnislos lächelnd schaut sie mich an. »Ich jetzt zum Beispiel«, hake ich nach, »was rätst du mir?«
    »In Bezug worauf?«, fragt Hilde freundlich.
    »Na, Timo.« Sie legt den Kopf schief und sieht mich erwartungsvoll an. Ich warte. Sie schaut. Eine Minute geht das so, was mich zunehmend irritiert. Ich nehme noch einen Schluck und frage: »Äh, hast du vor, mir zu antworten?« Sie schüttelt lächelnd den Kopf.
    »Ich löse keine Probleme. Ich höre nur zu.«
    »Aha.«
    »Die Antwort liegt in dir selbst. Du musst nur hinhören.« Ihre steingrauen Augen ruhen weiter unverwandt auf mir. Wieder wandert mein Blick zum Monitor meines Laptops. Was soll ich tun? Mein erster Impuls war, wie gesagt, Timo eine wutschnaubende Mail zurückzuschreiben. Ihm zu sagen, was ich von ihm und seiner emotionslosen, kalten Art halte. Dass er einen Eisklumpen hat, wo bei anderen Leuten das Herz schlägt. Und wie wird er darauf reagieren? Ich sehe seine Antwort förmlich vor mir.
    Von: Timo Schweitzer < [email protected] >
    An: Mia Sommer < [email protected] >
    Betreff: Re: Re: Re: Re: Treffen
    Hallo Mia,
    1) Wie immer, wenn du dich aufregst, bist du auch jetzt nicht mehr in der Lage, sachlich zu argumentieren.
    2) Für normale Menschen sind vier Monate ein ausreichender Zeitraum, um mit einer Beziehung abzuschließen und sich dem Leben wieder zu öffnen.
    3) Auf die Sache mit dem Eisklumpen gehe ich hier gar nicht ein, das ist einfach nur eine alberne Annahme. Jeder Mensch hat ein Herz, sonst wäre er nicht lebensfähig.
    Gruß,
    Timo
    Dann würde ich wieder Gift und Galle spucken und er würde irgendwann nicht mehr antworten und damit gewonnen haben. Ich sehe Hilde an, die mich in den letzten Minuten unverwandt betrachtet hat, ohne meine Gedanken zu unterbrechen.
    »Nichts?«, frage ich unsicher und merke im selben

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