Liebe mit beschrankter Haftung
in deinem Alter suchen«, kann ich mir nicht verkneifen zu sagen.
»Ich weiß«, gibt er friedfertig zurück, »ich habe ein Problem.«
»Ich auch! Frohes Neues!«
Kopfschüttelnd verstaue ich das Telefon wieder in meiner Manteltasche und hoffe, dass Daniel Franzi wieder versöhnen kann. Ich würde ihm so sehr wünschen, dass mal eine seiner Beziehungen funktioniert, aber irgendwie hält er es nie länger als drei Monate durch. Ich erhebe mich von der kalten Bank, um jetzt endlich mit mir selbst auf das neue Jahr anzustoßen. Gerade, als ich nach der Flasche greife, streift mich ein Luftzug. Im nächsten Moment rast ein dunkles Wollknäuel auf mich zu und springt schwanzwedelnd und freudig bellend an mir hoch.
»Tequila! Aus! Komm sofort hierher. Du weißt genau, dass du das nicht darfst. Lass die Frau in Ruhe.«
»Ach, ist schon gut«, sage ich und kraule Tequila, einen kohlrabenschwarzen Mischlingshund, zwischen den Ohren. »Ich habe selber einen Hund. Das riecht er wahrscheinlich.«
»Er ist völlig außer Rand und Band!« Jetzt taucht auch Tequilas Frauchen hinter der langen Reihe von Waschmaschinen auf, eine kleine Frau, die in ihrem langen, schwarzen Daunenmantel fast versinkt. Nur ein winziges, von Falten durchzogenes Gesichtchen lugt aus der riesigen Kapuze hervor. »Diese Knallerei da draußen macht den armen Hund ganz wahnsinnig.« Ich nicke verständnisvoll. Aus dem gleichen Grund habe ich Idefix schon gestern Abend zu meinen Eltern gebracht, die eine knappe Autostunde von Hamburg entfernt auf dem Land leben. »Vielleicht hätte ich ihn gar nicht nach draußen bringen sollen, aber was muss, das muss! Außerdem wollte ich hier noch schnell nach dem Rechten sehen.« Sie schält sich aus ihrem Monstrum von Jacke und übrig bleibt eine zierliche Gestalt in Jeans und dickem, rotem Wollpullover. Ein dünner, grauer Zopf fällt ihr über den Rücken bis auf die Taille.
»Ich kenne Sie doch, oder?«, frage ich.
»Aber ja«, nickt sie. »Wir haben uns hier schon ein paarmal gesehen.« Na klar, die Putzfrau, fällt bei mir der Groschen.
»Mir gehört der Waschsalon.« Ups. Knapp daneben. »Ein frohes neues Jahr wünsche ich Ihnen!«
»Danke, Ihnen auch!«
Sie wirft einen Blick auf meinen Wäscheberg. »Da haben Sie sich ja einen interessanten Zeitpunkt ausgesucht, um Ihre Wäsche zu waschen«, kommentiert sie ohne eine Spur von Ironie in der Stimme. »Ich hätte eigentlich nicht erwartet, jemanden hier anzutreffen. Außer Hartmut vielleicht.« Mit dem Daumen deutet sie auf den schlafenden Mann, der hier also offensichtlich nicht zum ersten Mal übernachtet.
»Ja, ich, also …« Ich winde mich vor Verlegenheit, aber sie schüttelt lächelnd den Kopf. Anscheinend verlangt sie gar keine Erklärung von mir.
»Sie werden schon Ihre Gründe haben«, meint sie und sieht mich freundlich aus ihren wachen, grauen Augen an. »Genauso, wie ich meine Gründe habe, meinen Mann zu Hause vor dem Fernseher sitzen zu lassen, um hier nach dem Rechten zu sehen.« Sie lächelt vor sich hin, während sie die Waschpulvergefäße, die einfach auf den Maschinen stehen gelassen wurden, einsammelt und zurück zum Münzautomaten bringt.
»Das wollte ich auch gerade machen«, rufe ich ihr schuldbewusst hinterher, aber sie winkt ab.
»Warum? Dazu bin ich doch da.« Wirklich? Die Besitzerin des Waschsalons ist dafür da, hier aufzuräumen? »Ich heiße übrigens Hilde.« Sie sammelt die fahrbaren Waschkörbe ein und stellt sie in Reih und Glied an der Wand auf.
»Mia«, stelle ich mich vor und schüttele ihre Hand, die so winzig ist wie die eines achtjährigen Kindes, aber dabei kräftig und voller Schwielen. In diesem Moment fällt mir der Schampus in meiner anderen Hand wieder ein.
»Stoßen Sie mit mir aufs neue Jahr an?«, frage ich und sie nickt.
»Gerne.« Mit einem lauten Knall fliegt der Korken aus der Flasche und der Champagner ergießt sich in weißem Schaum auf das graue Linoleum.
»Kein Problem. Das wische ich dann weg«, sagt Hilde.
»Aua!«, ertönt gleichzeitig ein Aufschrei zu unserer Rechten, gefolgt von einem rasselnden Hustenanfall. Besorgt schaue ich zu dem zerlumpten Mann hinüber, den ich offensichtlich mit meinem Korken abgeschossen habe und der sich jetzt mühsam und nach Luft ringend aufrappelt.
»Entschuldigung, das war keine Absicht«, rufe ich verlegen zu ihm rüber, während Hilde hingeht und ihm resolut auf den Rücken klopft.
»Danke«, krächzt er heiser, »es geht schon.«
»Na, dann ist ja
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