Liebe mit beschrankter Haftung
du.« Marko sieht jetzt richtig unternehmungslustig aus. Offensichtlich belebt auch in diesem Fall Konkurrenz das Geschäft. Unschlüssig sehe ich Daniel an, der entschlossen nickt.
»Na gut«, sage ich gedehnt. »Wenn ihr meint.« Erneut hält Marko Daniel die Hand hin, die dieser jetzt ergreift. Stumm sehen die beiden einander an, ich bilde mir ein, Knochen knacken und Kiefermuskeln hervortreten zu sehen.
»Möge der Bessere gewinnen«, sagt Marko und Daniel nickt.
Auf meinen telefonischen Hilferuf reagiert Kati unerwartet gelassen, und selbst als sie an diesem Nachmittag bei mir auf der Couch sitzt, scheint ihr die Dramatik der Situation noch immer nicht bewusst zu sein.
»Ich weiß wirklich nicht, warum du dich so aufregst. Vor drei Wochen dachtest du noch, du findest nie einen Mann, der mit dir eine Familie gründen will, und jetzt hast du sogar zwei zur Auswahl. Freu dich doch.«
»Freuen? Soll das ein Witz sein?«, frage ich. »Das ist eine Katastrophe.« Sie schüttelt lächelnd den Kopf.
»Überhaupt nicht. Im Gegenteil. Lass es dir von einer Anthropologin sagen: Es läuft genauso ab, wie die Natur das vorgesehen hat. Die Männchen plustern sich auf und werben, und das Weibchen erwählt schließlich denjenigen mit der besten genetischen Fitness.«
»Das klingt furchtbar«, sage ich inbrünstig.
»So ist es aber. Und falls du dir Sorgen um das abgewiesene Männchen machst, dann kann ich dich beruhigen. Es wird nicht daran sterben. Männer können eine Abfuhr viel besser verkraften, als wir allgemein annehmen. Denn es gehört einfach zu ihrem Leben dazu. Verstehst du? Die Männer werben, die Frauen wählen, so ist es immer schon gewesen.«
»Ach ja?«, frage ich und denke an die zahlreichen Male, in denen ich Männern hinterhergelaufen bin. »Ist mir noch gar nicht aufgefallen.«
»Das liegt daran, dass du dich auf Männer spezialisiert hattest, die dich nicht wollten. Die du erst überzeugen musstest!«
»Hmm.« Etwas Intelligenteres fällt mir dazu leider nicht ein.
»Das hat oft tiefenpsychologische Hintergründe, die wahnsinnig kompliziert sind. Aber auf die Urinstinkte zurückgerechnet ist es so: Der Mann trifft eine Vorauswahl und die Frau dann die endgültige Entscheidung.«
»Und für wen soll ich mich entscheiden?« Sie zuckt mit den Schultern.
»Das kann dir nun wirklich keiner abnehmen.«
»Wen würdest du denn nehmen?«, versuche ich es anders. Sie stützt den Kopf in die Hände, denkt einen Augenblick angestrengt nach und sagt dann: »Paul.«
»Witzig.«
»Nicht wahr? Hast du eigentlich schon mal was von Killerspermien gehört?«
»Wovon?«
»Killerspermien. Das sind Spermien, die giftige Substanzen absondern, und zwar einzig und allein zu dem Zweck, die Spermien anderer Männer in den weiblichen Fortpflanzungsorganen zu zerstören.« Sie grinst breit. »Cool, was?«
»Bitte sag, dass das nicht dein Ernst ist«, flehe ich. »Du schlägst nicht wirklich vor, dass ich mit beiden schlafen und abwarten soll, wessen Sperma sich durchsetzt?« Alleine bei dem Gedanken schüttelt es mich innerlich und ich bin sehr erleichtert, als Kati abwinkt.
»Natürlich nicht. Darauf würden sich die beiden vermutlich auch gar nicht einlassen.«
» Ich würde mich nicht darauf einlassen«, betone ich.
»Die Existenz von Killerspermien ist lediglich ein weiterer Beweis dafür, dass Männer mit Rivalität durchaus umgehen können. Dass sie ein Teil ihres Daseins ist. Und dass du jetzt aufhören solltest, dir um den Verlierer Sorgen zu machen.« Ihre klaren, blauen Augen mustern mich eindringlich. »Viel wichtiger ist, dass du einen Gewinner wählst.«
In dieser Nacht bekomme ich kaum ein Auge zu. Mein Eisprung rückt plötzlich in geradezu bedrohlichem Tempo näher, meinen Berechnungen nach müsste es in wenigen Tagen so weit sein. Und bis dahin will ich eine Entscheidung gefällt haben. Aber wie? Immer wieder nehme ich ein Stück Papier zur Hand, um darauf die Fürs und Widers der beiden Kandidaten aufzulisten, wie Kati es mir geraten hat. Aber sobald ich die Namen oben auf den Zettel geschrieben habe, lasse ich den Stift sinken.
»Du musst dich nicht schlecht fühlen«, hat Kati mir beim Gehen versichert, »wenn du dir nun mal in den Kopf gesetzt hast, deine Familienplanung rational zu entscheiden, ist es nur konsequent, die beiden auf Herz und Nieren zu prüfen.« Doch irgendwie überzeugt mich diese Argumentation nicht, schließlich handelt es sich bei Marko und Daniel um Menschen und nicht
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