Liebe mit beschrankter Haftung
pflückt.
»Was ist so komisch?«, fragt der.
»Nichts. Du würdest bestimmt einen tollen Vater abgeben.« Ach ja, richtig. Das hatte ich über der ganzen Aufregung kurzzeitig vergessen. Vielleicht auch verdrängt. Daniel wird hochrot im Gesicht, ich bin nicht sicher, ob vor Wut oder Scham.
»Das würde ich auch«, sagt er. »Einen besseren als du allemal.«
»Ach ja?« Jetzt erhebt sich auch Marko, feindselig stehen sie voreinander und sehen sich direkt in die Augen. Dabei muss Daniel den Kopf ein wenig in den Nacken legen, weil er gut zwanzig Zentimeter kleiner ist.
»Allerdings. Du willst einer Frau ein Kind machen, die du gar nicht kennst. Das ist doch total verantwortungslos.«
»Immerhin bin ich in der Lage, ein Kind zu ernähren. Ich bin nicht sicher, ob dir das mit deinem Tankstellenjob gelingen würde.« Daniel ist zu geschockt, um zu antworten. Diesen Moment nutze ich, um zwischen die Kampfhähne zu treten, auch wenn mir, ich gebe es nur ungern zu, ihr Rüdengehabe irgendwie guttut.
»Schluss jetzt, ihr beiden«, sage ich mit fester Stimme, und zwei Augenpaare wenden sich mir zu. Das eine sieht ziemlich wütend aus.
»Woher weiß der, wo ich arbeite?«
»Ich hab’s wohl mal erwähnt«, sage ich halb entschuldigend.
»Verstehe. Wahrscheinlich habt ihr euch vorgestern noch schön das Maul über deinen Loserfreund Daniel zerrissen.« Schockiert sehe ich ihn an.
»Wie kommst du denn auf die Idee?«
»Na, da wart ihr doch in der richtigen Runde. Der Herr Immobilienmakler und der Herr Bankdirektor. Die haben es wenigstens zu was gebracht im Leben. Die können eine Familie ernähren. Während Daniel durch die Gegend jobbt und seit Jahren an einem Roman schreibt, der nie fertig werden wird.«
»Daniel«, ich will ihm beruhigend meine Hand auf den Arm legen, aber er entzieht sich mir. »Jetzt reg dich doch nicht so auf«, verlege ich mich aufs Bitten, »niemand von uns würde jemals so etwas über dich sagen.«
»Also, ich …«, grinst Marko, der anscheinend glaubt, dies sei der richtige Zeitpunkt für dumme Scherze. Ich sehe ihn so wütend an, dass er verstummt.
»Wenn du wirklich der Vater meines Kindes werden willst, dann hältst du jetzt die Klappe«, sage ich drohend. Eine Sekunde lang herrscht bedrücktes Schweigen, dann nickt Marko.
»Das will ich. Daniel, entschuldige, dass ich das gesagt habe. Es war dämlich von mir.« Er hält seinem Kontrahenten die Hand hin, auf die Daniel in einer Mischung aus Abscheu und Überraschung schaut. Damit hat er wohl nicht gerechnet. Ich übrigens auch nicht. Weil er keine Anstalten macht, die Hand zu ergreifen, lässt Marko sie sinken und fährt fort: »Ich kann dir versichern, dass keiner von deinen Freunden irgendetwas in der Richtung gesagt hat.« Ich nicke vehement. »Ich war nur nicht darauf vorbereitet, auf den letzten Metern noch einen Konkurrenten zu bekommen. Aber natürlich ist es dein gutes Recht, ebenfalls ins Rennen zu gehen. Die Entscheidung liegt ja sowieso nicht bei mir.« Jetzt sehen beide wieder mich an, und auf einmal wird mir klar, was er damit meint. Nämlich, dass ich entscheiden muss. Hilflos sehe ich von einem zum anderen. Auf der einen Seite Marko, dieser schöne Mann, groß, gut gebaut und mit unglaublich blauen Augen. Und auf der anderen Seite Daniel. Mein bester Freund. Ratlos hebe ich die Schultern.
»Du musst dich ja nicht gleich entscheiden«, sagt Daniel sanft und ich atme erleichtert aus.
»Aber am besten innerhalb der nächsten paar Tage, wenn ich das richtig sehe?« Fragend sieht Marko mich an und ich nicke schwach.
»Jetzt hetz sie doch nicht. So etwas will wohlüberlegt sein. Dann warten wir eben noch einen Monat.«
»Mal sehen. Aber es wäre schon gut, wenn wir bald loslegen könnten«, sage ich. »Ich will nicht mehr allzu lange warten. Wer weiß, wie lange es dauert, bis ich schwanger werde. Es würde glatt an ein Wunder grenzen, wenn es sofort beim ersten Mal klappt.« Plötzlich schauen beide Herren sehr selbstbewusst und zuversichtlich drein. Na klar, jeder von ihnen glaubt natürlich, dass er Turbo-Spermien besitzt, die ihr Ziel gar nicht verfehlen können. Offensichtlich haben sie sich nicht, wie ich, nächtelang in irgendwelchen Internetforen herumgetrieben, in denen unerfüllter Kinderwunsch diskutiert wird.
»Ich schlage vor, du schläfst eine Nacht drüber, und morgen Abend treffen wir uns noch einmal. Dann bekommt jeder von uns zehn Minuten Zeit, um dich von sich zu überzeugen. Und dann entscheidest
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