Liebe mit beschrankter Haftung
Platzmangel im Ofen aufbewahre, hervorzieht und auf die Kochplatte stellt.
»Nein, nein. Setz dich nur. Ich mache das schon.« Er deutet auf meinen kleinen, runden Küchentisch, an dem sich Marko schon niedergelassen hat, und ich setze mich ebenfalls.
»Wäre das nicht ein großartiger Zeitpunkt, um zu schreiben?«, nehme ich einen erneuten Anlauf, ihn aus meiner Wohnung zu vertreiben. Er sieht mich kurz über die Schulter hinweg an, überlegt eine Sekunde und schüttelt dann den Kopf.
»Nein. Ich fühle keine Inspiration.«
»Soso. Weißt du, Daniel schreibt nämlich einen Ro man.«
»Tatsächlich? Worüber denn?«
»Es ist ein Juristen-Thriller«, erkläre ich ihm.
»Verstehe. So was wie John Grisham?« Daniel rührt übereifrig in der vor sich hindampfenden Milch.
»So ähnlich. Hab nur gerade ’ne Schreibblockade.«
»Aber erst seit ein paar Jahren«, flöte ich, was mir einen bösen Blick einbringt. »’tschuldigung.« Ich weiß, ich bin gemein, aber wieso kann er nicht einfach gehen? Er hat doch gemerkt, dass er stört. Dann muss ich eben ekelhaft werden, so leid es mir tut.
»Warum so biestig heute Morgen? Bekommst du etwa deine Tage?« Daniel lässt sich ganz offensichtlich nicht aus der Ruhe bringen.
»Im Gegenteil«, platzt es aus mir heraus, »ich stehe kurz vor dem Eisprung und Marko ist hier, weil wir diesbezüglich noch einiges besprechen wollen. Würdest du also jetzt bitte gehen?«
»Ach so, ihr wollt die Nacht der Nächte planen. Ich verstehe. Das nennt man dann wohl Geschlechtsverkehrs-Regelung.« Seelenruhig schöpft er geschäumte Milch in eine Tasse und reicht sie mir. »Hier, mit koffeinfreiem Espresso natürlich. Gut für die Fruchtbarkeit. Und für dich tatsächlich auch«, fährt er an Marko gewandt fort, »Koffein kann die Beweglichkeit der Spermien beeinträchtigen, und das wollen wir ja nicht, oder?« Peinlich berührt starre ich in meinen Milchkaffee, dessen Schaum unter dem Kakaopulver langsam zu schmelzen beginnt. Wenn er doch endlich abhauen würde. Was kann ich denn noch machen, als ihn quasi rauszuschmeißen? Aber Marko nimmt ihm seinen Becher ab und das Ganze gelassen.
»Danke, dass du mitdenkst.« Er grinst und auch ich wage jetzt ein zaghaftes Lächeln.
»Ja, wirklich lieb von dir. Danke fürs Kaffeemachen.«
»Keine Ursache. Wozu sind denn Freunde da?« Damit nimmt er einen weiteren der bunten Becher vom Küchenregal und stellt ihn unter die Espressomaschine.
»He, Moment mal …«
»Nur ein schneller Kaffee, dann verschwinde ich. Du weißt doch, ohne meinen Kaffee am Morgen komme ich einfach nicht in die Gänge.«
»Es ist schon Mittag. Und außerdem ist da doch gar kein Koffein drin.«
»Ach ja.« Daniel stutzt einen Moment lang, zuckt aber dann mit den Schultern. »Umso besser. Besonders für meine Spermien.« Ich sehe ihm dabei zu, wie er seinen Kaffee zubereitet und sich dann auf den kleinen Schemel hockt, der in Ermangelung eines dritten Stuhls am Tisch steht.
»Deine Spermien interessieren mich überhaupt nicht«, sage ich. Er nimmt einen tiefen Schluck, strahlt mich an und ist offensichtlich nicht im Geringsten beleidigt.
»Vielleicht sollten sie das aber, Schneewittchen.« Der Mann spricht in Rätseln. »Ich habe nämlich nachgedacht.«
Kapitel 11
»Du willst was?« Ungläubig starre ich Daniel an, nachdem er mit seinem Vorschlag herausgerückt ist. Das muss ich erst mal verdauen.
»Dass du mich als weiteren Kandidat für deine Familienplanung in Erwägung ziehst«, wiederholt er brav und sieht sehr erleichtert aus. Er nimmt einen zufriedenen Schluck aus seinem Kaffeebecher und lehnt sich entspannt zurück, ohne daran zu denken, dass ein Hocker üblicherweise keine Rückenlehne besitzt. Mit einem Aufschrei kippt er nach hinten und reißt bei seinem Sturz noch den bis zum Rand gefüllten Mülleimer um. Cappuccino spritzt durch die Küche und Daniel verschwindet unter einem Berg übel riechender Küchenabfälle. »Aua, heiß«, jammert er und fasst sich an den Bauch, auf dem der größte Teil des Kaffees gelandet ist. Kläglich schaut er zu mir auf.
»Hast du dir wehgetan?«, frage ich besorgt.
»Nein, schon gut.« Er rappelt sich mühsam vom Boden auf und zerquetscht dabei eine schimmelige Tomate mit der rechten Hand. »Iiiiih!«
»Hier!« Ich reiche ihm einen feuchten Lappen und kann mir nur mit Mühe das Lachen verkneifen. Marko ist da nicht so zurückhaltend, er grinst vor sich hin, während er eine Kartoffelschale von Daniels Schulter
Weitere Kostenlose Bücher