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Liebe mit beschrankter Haftung

Liebe mit beschrankter Haftung

Titel: Liebe mit beschrankter Haftung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Voosen Jana
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um Mobilfunkgeräte unterschiedlicher Hersteller. Und selbst bei diesen würde ich eher aus dem Bauch heraus entscheiden, als eine Pro-und-Contra-Liste zu verfassen.
    Am folgenden Tag sitze ich vor meinem Laptop und versuche mich an der Kolumne »Entrümpeln bis der Arzt kommt« für die »Femina«, aber wie zu erwarten war, bringe ich nicht einen einzigen vernünftigen Satz zustande. Nach zwei Stunden, die ich mehr oder weniger damit verbracht habe, grübelnd auf den Bildschirm zu starren, gebe ich auf und beschließe, stattdessen in die »Schleuderei« zu gehen. Lange stehe ich vor meinem Kleiderschrank und überlege, welches die perfekte Bettwäsche wäre, um darin ein Baby zu zeugen. Unschuldige rosa Baumwolle? Verruchter schwarzer Satin? Verspieltes Blumenmuster? Ich entscheide mich schließlich für rote Rosen auf weißem Grund und ziehe mit meiner Ikea-Tasche los.
    Im Waschsalon riecht es nach Zitronen und Seife, auf einer der roten Plastikbänke sitzt Kaugummi kauend und lautstark telefonierend ein junges Mädchen mit grünen Haaren. Ich nicke ihr zu und schleppe meine Wäsche zur Maschine mit der Nummer 13.
    »Hallo«, sagt eine Stimme hinter mir und ich mache einen erschrockenen Satz nach vorne. Hilde lächelt mich an.
    »Ach, hallo!«
    »Nanu, was machst denn du für ein Gesicht? Ist was nicht in Ordnung?«, fragt sie und sieht mich forschend an.
    »Kann man so sagen.« Ich nicke und warte darauf, dass sie etwas sagt. Mich zum Beispiel auffordert, zu erzählen, was mich bedrückt. Aber sie steht nur stumm da in ihrem blauen Overall, das Kinn auf das obere Ende ihres Feudels gestützt, mit dem sie gerade noch den Boden gewischt hat. Ich beiße mir auf die Unterlippe, weil ich die Worte in mir aufsteigen spüre. Aber dieses Mal werde ich nicht wieder ungefragt meine Lebensgeschichte vor ihr ausbreiten. Die arme Frau! Das muss doch wahnsinnig anstrengend für sie sein, wenn jeder sie immer sofort mit seinen Problemen überschüttet. Ich stopfe den letzten Kissenbezug in die volle Waschmaschine. Nein. Ich werde hübsch meinen Mund halten, sie vielleicht lieber mal fragen, wie es ihr eigentlich so geht.
    »Wie geht es dir denn so, Hilde?«
    »Danke. Sehr gut!«
    »Das freut mich.«
    »Na komm schon. Raus damit.« Auffordernd nickt sie mir zu.
    »Ich weiß einfach nicht, was ich machen soll«, platze ich heraus und Hilde lächelt mich an.
    »Luke schließen, Waschpulver einfüllen, Programm wählen, Maschine starten.« Verwirrt sehe ich sie an.
    »Ja, das weiß ich doch.«
    »Gut für dich.« Sie beginnt, wieder den Boden zu wischen. Irritiert sehe ich auf den mir zugewandten, schmalen Rücken, die knochigen Schultern. Sie summt leise vor sich hin und ich gehe zum Automaten, um Waschpulver und Weichspüler zu holen. Während ich auf den Knöpfen herumdrücke, feudelt Hilde um meine Füße herum.
    »Zwei Männer wollen ein Kind mit mir machen und ich weiß nicht, für welchen ich mich entscheiden soll«, sprudelt es aus mir heraus. Hilde blickt auf und ihre rechte Augenbraue hebt sich einen Millimeter, was ihr einen milde erstaunten Ausdruck verleiht. Sie pustet sich eine Strähne aus der Stirn und nickt, was ich als Aufforderung sehe, mit meiner Geschichte fortzufahren. Als ich geendet habe, ruhen diese unheimlichen, grauen Augen noch immer auf mir. »Das war alles«, sage ich. »Was soll ich tun?« Hoffnungsvoll sehe ich sie an. »Und bitte sag jetzt nicht, nichts.«
    »Tja.«
    Tja? Das ist alles? Plötzlich komme ich mir albern vor. Was habe ich denn erwartet? Dass sie mir einen Namen nennt und damit mein Problem gelöst ist? »Natürlich kann ich dir diese Entscheidung nicht abnehmen«, sagt sie langsam. »Aber ich kann dir sagen, was ich tue, wenn ich in einer Situation wie deiner stecke und nicht weiterweiß.«
    »Ehrlich?« Ich hätte nicht geglaubt, dass auf der ganzen Welt jemals irgendeine Frau sich in eine Situation manövriert hätte, die mit meiner vergleichbar wäre.
    »Ich nenne es die Waschmaschinen-Meditation.« Hilde öffnet die Luke meiner Waschmaschine, greift hinein und zieht ein rot-grün gestreiftes Ringelsöckchen hervor. Sie hält es mir hin und ich nehme es in die Hand, weil ich nicht weiß, was ich sonst machen soll.
    »Nehmen wir mal an, das bist du.«
    »Die Socke?«
    »Genau. Die Socke. Jetzt steck sie wieder rein.«
    »Aber du hast sie doch eben erst rausgeholt.«
    »Genau. Und du steckst sie wieder rein.«
    »Von mir aus.« Ich zucke mit den Schultern und stopfe den Strumpf zurück

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