Liebe mit beschrankter Haftung
während Daniel völlig ungerührt wartet, bis der Tisch fertig gedeckt ist und Emilio mit Schwung unsere Gläser füllt.
»Traubensaft für die Damen«, erklärt er dabei und verschwindet, nicht ohne Daniel noch einmal verschwörerisch zugezwinkert zu haben. Marko stößt einen verärgerten Laut aus, während Daniel selbstzufrieden vor sich hinstrahlt.
»Na, dann Prost.« Kati hebt ihr Glas. »Auf einen fairen Kampf!« Wir stoßen an und ich nehme einen Schluck der süßen Flüssigkeit. »Wer möchte anfangen?«, fragt Kati.
»Ich«, sagt Marko schnell und Daniel nickt.
»Ist mir recht.«
»Sehr schön. Nur einen kleinen Moment noch.« Kati beginnt, in ihrem Monstrum von einer Handtasche herumzukramen und zieht schließlich eine Eieruhr in Form eines Huhns sowie einen großen Hammer aus knallgrünem Plastik hervor. Verwirrt sehe ich auf das Spielzeug. »Den habe ich vorhin zufällig in einem Schaufenster entdeckt.« Vergnügt hebt sie den Hammer und lässt ihn dreimal auf die Tischplatte knallen. »Ich erkläre die Verhandlung für eröffnet.«
»Ich glaube, du nimmst die ganze Sache nicht wirklich ernst«, sage ich etwas verstimmt.
»Ich nehme die Sache sehr ernst. Aber das heißt nicht, dass wir nicht auch ein bisschen Spaß haben können.«
»Das nicht, aber …«
»Ruhe im Gerichtssaal«, herrscht sie mich an und wieder knallt das Plastikding auf den Tisch. Offensichtlich bereitet ihr diese Rolle ein unbändiges Vergnügen.
»Verzeihung, Frau Vorsitzende«, gehe ich deshalb auf ihr Spiel ein und sie nickt gnädig. Dann piekst sie zielsicher einen Zahnstocher in eine große, gefüllte Olive und steckt sie sich in den Mund. »Also, Herr Graf, bereit, wenn Sie es sind«, nuschelt sie mit vollem Mund. Marko starrt sie ungläubig und ein wenig hilflos an, doch ich lächele ihm ermutigend zu. Er zuckt mit den Schultern und zieht aus seiner Aktentasche einen schwarzen Schnellhefter hervor, den er mit wichtiger Miene aufschlägt.
»Ich spreche im Fall Graf gegen Puck zur Frage der anstehenden Vaterschaft des Kindes von der hier anwesenden Mia Sommer.« Er räuspert sich und Kati nickt begeistert, weil er so bereitwillig in das Spiel einsteigt. Ich dagegen bin immer noch abgelenkt von der Mappe, in der sich offensichtlich so etwas wie eine Präsentation befindet. Da die Schrift von mir aus gesehen auf dem Kopf steht, kann ich zwar nichts lesen, aber offensichtlich hat Marko sogar diverse Graphiken erstellt. Davon bin ich dann doch schwer beeindruckt, jetzt schon.
»Sie haben das Wort«, erklärt Kati und greift nach der Eieruhr. »Zehn Minuten.«
»Danke. Zunächst möchte ich einen kurzen Überblick über meine finanziellen Verhältnisse und bisherige Karriere geben, denn ich denke, dass der Aspekt der Versorgung ein wichtiger ist. Mein Maklerbüro wurde vor sechs Jahren von mir gegründet und verzeichnet seit fünf Jahren stetigen Gewinnzuwachs. Ich beschäftige drei Angestellte und habe beträchtliche Ersparnisse, die ich in dieser Liste zusammengetragen habe. Wenn ich sie Ihnen vorlegen dürfte?«
»Selbstverständlich.« Marko entnimmt seinem Schnellhefter ein Blatt Papier und reicht es ihr.
»Wow! Ich meine, hm, interessant.« Sie bringt ihren Gesichtsausdruck wieder unter Kontrolle und reicht mir den Zettel, der sich als Vermögensaufstellung von Markos Bank entpuppt und ein dickes Depot sowie mehrere Festgeldkonten ausweist. Kati hat Recht. Wow! Eine rasche Abfolge von Bildern fährt durch meinen Kopf, ohne dass ich es verhindern könnte. Meine Tochter in einem riesigen Kinderzimmer voller Spielsachen, beim Klavierunterricht, Ballett, Schüleraustausch. Ich rufe mich zur Ordnung. Geld ist nicht alles. Mir fällt die Super-Luxus-Version des Maxi-Cosi ein, den Kati und ich uns letztens mit vor Begeisterung feuchten Augen angesehen haben. Beim Blick auf das Preisschild ist mir dann doch ein bisschen schlecht geworden. Na gut, es muss ja nicht von allem das Beste sein, aber unbestritten kostet ein Kind Geld. Ich hebe den Blick und treffe den von Daniel, der versucht, unauffällig auf das Papier in meiner Hand zu schielen.
»Darf ich die Aufstellung zurückhaben?«, fragt Marko in diesem Moment. »Sie verstehen sicher, dass es mir lieber wäre, wenn lediglich Mia meine finanziellen Verhältnisse kennt. Von Ihnen natürlich einmal abgesehen, Frau Vorsitzende.« Er deutet eine kleine Verbeugung an und Kati kichert vergnügt.
»Das ist doch selbstverständlich. Seien Sie versichert, dass sämtliche Ihrer
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