Liebe mit beschrankter Haftung
Unglück, deshalb warten wir damit noch ein Weilchen. Marko tritt hinter mich und legt die Arme um mich.
»Dieser Stuck aus Styropor sieht wirklich echt aus«, sage ich anerkennend und weise an die Zimmerdecke.
»Sag ich doch.« Er küsst mich leicht auf den Nacken. »Lust auf ein letztes Mal sündigen Sex als freie Frau?«
»Warum nicht?«
»Zu mir oder zu dir?«
Am nächsten Morgen wecken mich die Sonnenstrahlen, die durch das Fenster auf mein Gesicht fallen. Ich räkele mich wohlig und bin dann plötzlich hellwach. Denn heute ist ein ganz besonderer Tag. Mein Herz beginnt vor lauter Aufregung, schneller zu schlagen. Ich schwinge die Füße aus dem Bett und schalte meinen I-Pod an, der in der Lautsprecheranlage auf der Kommode steht. Die ersten Takte vom Schostakowitsch-Walzer erklingen und ich summe vergnügt mit, während ich meinen Kleiderschrank öffne und das Kleid hervorhole, das ich mir vor vier Wochen eigens für diesen Tag gekauft habe. Ich lasse meine Hände ehrfürchtig über den edlen, schimmernden Stoff in einem hellen Fliederton gleiten, halte das gute Stück vor meinen Körper und mache ein paar Walzerschritte durch den Raum. Idefix springt aus seinem Körbchen, das am Fußende meines Bettes seinen Platz gefunden hat, und hüpft bellend um mich herum.
»Mia, bist du schon wach?«
»Äh, ja.« Ich halte mitten in der Bewegung inne und wende mich in Richtung Tür, wo jetzt Markos Kopf erscheint. Schnell verstecke ich das Kleid hinter meinem Rücken.
»Guten Morgen.«
»Morgen.«
»Interessante Musikauswahl.«
»Ja, mir war heute so nach Klassik«, antworte ich.
»Und was versteckst du da hinter deinem Rücken?«
»Wer? Ich?« Ich lache nervös. »Ich verstecke gar nichts.« Widerstrebend halte ich ihm das Kleid hin. »Es ist bloß das Kleid, das ich heute anziehe.«
»Schick«, meint er anerkennend, nachdem er einen kurzen Blick darauf geworfen hat. »Neu?«
»Nö.« Das ist nicht mal gelogen. Immerhin ist es schon fast einen Monat her, dass ich es gekauft habe.
»Da muss ich mich ja ganz schön anstrengen, um mitzuhalten.« Das ist natürlich Unsinn. Marko würde auch in einem Kartoffelsack gut aussehen.
»Mach das!«, sage ich trotzdem und werfe das Kleid über den kleinen Ledersessel am Fenster. »Wann müssen wir dort sein?«, erkundige ich mich unschuldig, obwohl ich es natürlich ganz genau weiß. Unser Termin ist um elf Uhr, also in genau drei Stunden und vierundzwanzig Minuten. Genug Zeit, um in Ruhe zu baden und mich nach allen Regeln der Kunst aufzurüschen.
Um zehn Uhr, ich bin gerade dabei, mir zum zweiten Mal sorgfältig die Wimpern zu tuschen, klingelt es an der Tür.
»Machst du bitte auf?«, rufe ich in den langen Flur.
Kurz darauf betritt Kati, gefolgt von einem etwas irritiert dreinschauenden Marko, mein Zimmer. Sie ist jetzt bald im achten Monat und sieht in ihrem lila geblümten Umstandskleid, aus dem ihr üppiger Busen beinahe rausquillt, aus wie das blühende Leben.
»Hallo, Süße! Toll siehst du aus!«
»Du aber auch«, gebe ich das Kompliment zurück. Wir tauschen Wangenküsschen, dann frage ich Marko: »War irgendwas?«
»Äh, nein.« Seine Augen kleben in Katis Ausschnitt.
»Marko! Ich bin hier oben.«
»Verzeihung. Es ist schwer, daran vorbeizusehen.«
»Schon gut.« Kati winkt großmütig ab. »An die Brüste könnte ich mich auch gewöhnen, wenn das hier bloß nicht wäre.« Sie streicht sich seufzend über ihren kugeligen Bauch.
»Meine BHs sind mir mittlerweile auch schon alle zu eng«, bemerke ich und versetze Marko einen Rippenstoß.
»Ist mir aufgefallen«, grinst er und ich bin wieder versöhnt.
»Wo ist denn Paul? Ich hoffe doch, er hält sein Versprechen, sich für heute frei zu nehmen?«
»Na klar. Ehrensache. Er sucht nur einen Parkplatz.«
»Paul? Ich höre immer Paul«, geht Marko verwundert dazwischen. »Und nichts für ungut, aber was machst du eigentlich hier, Kati? Für unsere Einweihungsparty bist du ungefähr zehn Stunden zu früh.«
»Das weiß ich selber, Dummerchen. Paul und ich kommen mit zum Standesamt.«
»Ach was?«
»Du hast doch nichts dagegen, oder?«, frage ich. Er zuckt ein wenig unschlüssig mit den Schultern.
»Ne, natürlich nicht. Bloß wozu? Ist doch nur ’ne Unterschrift.«
»Und immerhin der Start in euer Familienleben«, erklärt Kati und schiebt Marko sanft, aber bestimmt zur Tür hinaus. »Da dürfen die besten Freunde nicht fehlen. Und jetzt entschuldige uns bitte.«
»Apropos beste Freunde«,
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