Liebe mit beschrankter Haftung
Hast du Zeit für einen Kaffee?«
»Mein Benehmen von heute Nacht tut mir leid«, sage ich geradeheraus, als wir ein paar Minuten später in einem gemütlichen, kleinen Café an einem wackeligen Ecktischchen sitzen. Marko schweigt, offensichtlich reicht ihm diese Entschuldigung noch nicht. »Ich weiß auch nicht, was in mich gefahren ist. Sonst bin ich überhaupt nicht so.« Das ist eine kleine Notlüge, denn zugegebenermaßen bin ich eben manchmal doch so. Eine Dramaqueen, die sich über die dümmsten Kleinigkeiten maßlos aufregen kann. Aber ich halte es nicht für klug, das jemandem auf die Nase zu binden, der sein Leben mit mir teilen wird. Vermutlich wird er noch früh genug dahinterkommen.
»Wie bist du sonst nicht?«
»Na, so zickig und … überempfindlich und … dramatisch.« Er nickt bei jedem meiner Worte für meinen Geschmack ein wenig zu nachdrücklich, aber da will ich jetzt nicht kleinlich sein. Schließlich bin ich hier, um mich mit ihm zu versöhnen. »Ich glaube, es sind die Hormone.« Ich lächele zerknirscht.
»Heißt das, du bist jetzt die nächsten neun Monate so?«
»Nein, natürlich nicht«, beeile ich mich zu sagen, obwohl ich das ja gar nicht wissen kann. »Ich denke, das wird sich schnell einpendeln. Am Anfang ist das halt ein wahrer Hormonschwall, damit muss der Körper erst mal fertigwerden.« Ich rede daher, als wüsste ich, wovon ich spreche. »Aber ich habe gehört, dass die meisten Frauen nach ein paar Wochen wieder ganz ruhig und ausgeglichen sind.« Was dann bei mir zum ersten Mal in meinem Leben überhaupt der Fall wäre.
»Und selbst wenn nicht«, Marko ergreift über den Tisch hinweg meine Hand und sieht jetzt wieder ganz entspannt aus, »dann ist das auch okay.«
»Wirklich?«
»Natürlich. Das ist doch schließlich ein Ausnahmezustand. Eine Schwangerschaft ist eine große Sache für eine Frau, denk nicht, dass ich mir dessen nicht bewusst bin. Das ist schon in Ordnung, wenn du dich irrational verhältst.«
»Danke.« Dann muss ich mich also doch nicht allzu sehr verstellen. Zumindest nicht, bis das Baby da ist.
»Nur tu mir einen Gefallen, und lauf nicht mehr mitten in der Nacht weg. Es hat ja dann auch noch plötzlich zu regnen angefangen. Du hättest dich erkälten können. So ganz ohne Höschen.« Er grinst anzüglich und prompt bekomme ich weiche Knie.
»Das habe ich so schnell nicht gefunden.«
»Glaub nicht, dass du es wiederbekommst. Das hängt als Trophäe an meinem Computermonitor und meine Angestellten sind ganz neidisch.«
»Wie bitte?«
»Nur ein Scherz.« Er lächelt und lehnt sich entspannt zurück. »Ich bin wirklich froh, dass wir das geklärt haben. Ich hatte schon befürchtet, dass dein Abgang einen ganz anderen Grund gehabt haben könnte.«
»Ehrlich, was denn für einen?« Kaum habe ich die Frage ausgesprochen, möchte ich mir auf die Zunge beißen, aber zu spät.
»Ich dachte, dass du vielleicht … Also … Mia, du bist nicht verliebt in mich, oder?« Ich lache ein wenig zu schrill.
»Was? Wie kommst du denn darauf?«
»Bist du?« Für den Bruchteil einer Sekunde zögere ich. Müsste ich ihm der Fairness halber nicht eigentlich die Wahrheit sagen? Aber was würde das bringen? Das Kind ist bereits in den Brunnen gefallen beziehungsweise gezeugt, und jetzt kann ich nur hoffen, dass sich alles irgendwie regeln wird.
»Nein, ich bin nicht in dich verliebt.« Er lächelt so erleichtert, dass es wehtut. Dann sieht er mich herausfordernd an.
»Aber du schläfst gerne mit mir, oder?« Darf ich das zugeben? Ich entscheide mich für ein unbestimmtes Schulterzucken.
»Es ist ganz nett.«
»Nett?« Er sieht tödlich beleidigt aus und ich freue mich, dass endlich mal ich die Oberhand habe.
»Na schön, ziemlich nett.«
»Das klang aber gestern Nacht ganz anders.« Offensichtlich hat er sich wieder gefangen, denn er zieht mich so offensichtlich mit seinen Blicken aus, dass ich anfange, unruhig auf meinem Stuhl hin und her zu rutschen.
»Schon gut. Ja. Ich schlafe gerne mit dir.«
»Sag, dass es großartig ist.«
»Das hättest du wohl gerne.« Unser Geplänkel beginnt, mir zu gefallen.
»Hast du eigentlich jetzt ein Höschen an?«
Selbstverständlich hatte ich, aber das hat uns nicht davon abgehalten, in dem kleinen verstaubten Lagerraum von Markos Immobilienbüro übereinander herzufallen, während Markos Kollege auf Idefix aufgepasst hat und nun tatsächlich ziemlich neidisch dreinschaut, als wir ein bisschen zerknittert und atemlos
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