Liebe, nichts als Liebe
keinen Sinn, ihr Verantwortungsgefühl zu bekämpfen, Jared", riet Vikki ihm weise. „Wenn Sie gewinnen wollen, müssen Sie es ihr von den Schultern nehmen."
„Ich weiß doch gar nicht, worum es geht!"
„Hat Sie denn nicht mit Ihnen gesprochen?"
„Nicht darüber. Seit ich sie kenne ..."
„Bleibt sie immer einen Schritt aus Ihrer Reichweite", vollendete Vikki seinen Satz.
„Ja, ich habe es gestern Abend beobachtet. Mein Verdacht, dass sie eine berechnende Frau ist, die nur mit Ihnen spielt, war falsch. Sie will Sie, aber ..."
„Aber was?" drängte Jared.
Die alte Chinesin zuckte die Schultern. „Das müssen Sie herausfinden. Ich weiß nur so viel: Das gute, gesunde Wesen des Kindes kommt von der Mutter. Christabel Valdez besitzt eine starke Integrität, die sich nicht brechen lässt. Ich glaube, sie wird immer das tun, was sie für richtig hält."
Aber es war doch richtig, dass sie sich liebten! Wie konnte Christabel einfach dem den Rücken kehren, was sie vergangene Nacht miteinander geteilt hatten? Wie konnte sie es einfach so aufgeben?
Vielleicht hatte sie es ja gar nicht. Es war Montag, ein normaler Schultag. Und außerdem hatte Christabel heute Vormittag einen Termin mit ihm im Büro. Er hatte dieses Treffen noch vor seiner Reise nach Hongkong arrangiert, um ihr die Fotos von der Ausstellung ihrer Entwürfe in Hongkong zu zeigen und auch in der Hoffnung, weitere Aufträge mit ihr auszuhandeln und ihr die Aussicht auf eine eigene Karriere innerhalb von „Picard Pearls" nahe zu bringen.
Gestern Abend hatte sie zwar den Gedanken an eine Karriere weit von sich gewiesen, aber da waren immer noch die Fotos von der Ausstellung, die er ihr gestern noch nicht gezeigt hatte. Wenn Christabel also vorhatte, ihn bei „Picard Pearls" zu treffen, sobald ihre Tochter in der Schule war, hätte er ihren Aufbruch im Morgengrauen völlig falsch interpretiert.
Er riss sich zusammen. Die vergangene Nacht hatte ihm so viel bedeutet, dass es ihn wie ein Schock getroffen hatte, Christabel heute früh nicht mehr vorzufinden. Aber es bestand kein Grund, diese Tatsache überzudramatisieren. Vikki Chan besaß eine ausgeprägte Menschenkenntnis. Christabel würde tun, was sie für richtig hielt ... und Alicia auf diese Weise zunächst aus ihrer Beziehung heraushalten, bis man klarer sah.
„Ich mache viel zu viel Aufhebens davon", sagte er.
Vikki sah ihn fragend an.
Er lächelte. „Sie haben Recht, Vikki. Es ist ein Schultag ... und ein Arbeitstag für mich."
„Dann also Frühstück wie gewöhnlich?"
„Ja. Danke." Er wandte sich ab, um wieder ins Badezimmer zu gehen.
„Ihre Mutter kommt heute zurück", rief Vikki ihm nach.
„Ach ja."
Es war ihm egal, was seine Mutter über Christabel erfuhr. Sollte sie ruhig den ganzen Tag mit Vikki über ihre Beziehung spekulieren. Jared wusste, dass seine Mutter sich nicht einmischen würde, bis er sie ausdrücklich um Rat bat - und er hatte nicht vor, das zu tun.
Vikki hatte ihm nichts gesagt, was er nicht schon wusste. Seine Mutter war auch nicht im Besitz von besseren Informationen. Die einzige Person, die ihm sagen konnte, was er wissen musste, war Christabel selbst, und es war höchste Zeit, dass sie endlich anfing, mit ihm über die Lasten zu reden, die sie mit sich herumschleppte.
Der lange Schatten ihres verstorbenen Ehemannes. Ihre Angst vor Männern in Anzügen.
War eine der Lasten während ihrer langen Liebesnacht leichter geworden? Auf jeden Fall rechnete Jared damit, dass sie zumindest ihm gegenüber offener sein würde, wenn sie sich später am Vormittag treffen würden. Vergangene Nacht hatte er ihr Vertrauen gewonnen. Mehr als nur ihr Vertrauen. Sie hatten sich Stunden geliebt. Es musste ihr mehr bedeutet haben als nur eine Nacht voller Sex.
Es wurde elf Uhr. Der Termin mit Christabel kam und verstrich. Die Fotos lagen ausgebreitet auf Jareds Schreibtisch, aber die Minuten tickten vorbei, ohne dass Christabel auftauchte. Jareds Anspannung wuchs, und seine ursprünglichen Zweifel kehrten wieder.
Er dachte daran, wie er gestern Abend mit Christabel auf die Freiheit angestoßen hatte. „Für diese eine Nacht", hatte sie geantwortet.
Eine Nacht. Er war sich so sicher gewesen, mehr daraus machen zu können.
Irgendwie musste er es immer noch schaffen!
Ein Klopfen an der Tür ließ ihn erfreut zusammenzucken. Sie war doch gekommen.
Etwas spät, aber ...
Seine Mutter betrat das Büro. Jared lehnte sich enttäuscht zurück.
„Wie war die Reise?" fragte
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