Liebe, nichts als Liebe
sicher auch mit ihm zusammen sein, daran zweifelte Jared nicht.
Genauso sehr, wie er mit ihr zusammen sein wollte. Also musste er ihr nur die Tür offen lassen, so dass sie eintreten konnte, wann immer es ihr benagte.
Um zwölf Uhr griff er zum Telefon und wählte die Nummer des Wohnwagenparks am Town Beach. Brian Galloway, der Manager, war selbst am Apparat. Er war ein Bär von einem Mann mit dröhnender Bassstimme und einem gewaltigen Bierbauch. In Broome kannte und mochte ihn fast jeder.
„Brian, hier ist Jared King."
„Was kann ich für Sie tun?" lautete die prompte Antwort.
„Ich hatte eigentlich heute Vormittag einen Termin mit Christabel Valdez hier im Büro von ,Picard Pearls'. Sie hat mich leider versetzt. Könnte ich bei Ihnen eine Nachricht für Christabel hinterlassen, dass sie mich anruft, wenn es ihr passt, um einen neuen Termin mit mir zu vereinbaren?"
„Natürlich. Überlassen Sie das nur mir. Ich werde dafür sorgen, dass die junge Dame Ihre Nachricht erhält."
„Danke, Brian. Es ist wirklich wichtig."
„Kein Problem. Ich erledige es sobald wie möglich."
„Ich bin Ihnen wirklich sehr verbunden."
Christabel hatte gestern durchaus Interesse an den Fotos verraten. Sicher würde sie ihre Neugier über die Ausstellung ihrer Entwürfe in Hongkong früher oder später befriedigen wollen. Und ein geschäftliches Treffen konnte sie nicht als bedrohlich empfinden. Wenn sie also nervös war und Angst davor hatte, welche Hechte er aus den Ereignissen der vergangenen Nacht für sich ableiten könnte, musste die Bitte um einen rein geschäftlichen Termin ihr eigentlich genug Selbstvertrauen verleihen, damit sie wieder bei ihm auftauchte.
Und was dann? Sollte er sie packen und auf dem Schreibtisch lieben? Sie so verrückt nach ihm machen, dass sie ihm endlich verriet, warum es keine gemeinsame Zukunft für sie beide geben sollte? Jared ballte die Hände zu Fäusten. Er würde bis ans Ende seines Lebens um Christabel kämpfen. Sie war seine Frau, und nach der vergangenen Nacht hatte er jedes Recht, um sie zu kämpfen. Wenn sie es nur zuließe und ihm sagte, gegen wen er antreten musste!
Jared atmete tief ein. Bislang hatte es immer noch funktioniert, wenn er ihr genügend Zeit und Raum gelassen hatte. Er würde es noch einmal auf diesem Weg versuchen, bevor er selbst die Initiative ergreifen würde. Aber wie viel Zeit sollte er ihr lassen? So viel, bis er es nicht mehr ertragen konnte?
An diesem Tag rief Christabel jedoch nicht mehr an und genauso wenig am Dienstag.
Am Ende des Tages konnte Jared seine Enttäuschung über ihr Schweigen kaum noch verhehlen. Immerhin hatten sie einen geschäftlichen Termin. Sie hätte wenigstens aus Höflichkeit anrufen können.
Falls sie seine Nachricht erhalten hatte. Er griff nach dem Telefon und rief noch einmal Brian Galloway an.
„Jared King hier, Brian. Haben Sie Christabel Valdez meine Nachricht geben können?" fragte er, bemüht, seine Ungeduld zu verbergen.
„Ja. Ich habe es ihr gestern Nachmittag ausgerichtet, als sie mit ihrer Tochter von der Schule kam. Allerdings war sie heute auch den ganzen Tag unterwegs, so dass sie es vielleicht nicht geschafft hat, Sie anzurufen. Aber jetzt ist sie zu Hause. Soll ich sie noch einmal erinnern?"
„Nein, nein, schon gut. Ich wollte mich nur vergewissern, dass sie meine Nachricht auch bekommen hat. Vielen Dank, Brian."
Sie war jetzt zu Hause. Er verspürte den starken Wunsch, direkt zum Town Beach hinauszufahren. Aber was konnte er vor Alicia schon sagen oder tun? Nein, das wäre ein schlechter Schachzug. Er musste warten, bis Christabel zu ihm kam. Er brauchte etwas Zeit mit ihr allein, um irgendeinen Fortschritt zu erzielen.
Außerdem bedeutete die Tatsache, dass sie an beiden Tagen unterwegs gewesen war, bis Alicia von der Schule kam, dass sie einem persönlichen Besuch seinerseits bewusst ausgewichen war. Vielleicht brauchte sie etwas Zeit, um über alles nachzudenken. Er konnte nur hoffen, dass sie zu einem positiven Schluss kommen würde.
Mittwoch. Jared saß bereits eine Stunde an seinem Schreibtisch, als ihm einfiel, dass Alicia ihm etwas von einem Schulausflug zu einer Vogelwarte erzählt hatte, der Mittwoch stattfinden sollte. Was möglicherweise bedeutete, dass Christabel die Klasse begleiten würde, denn zu solchen Ausflügen wurden immer Mütter um Hilfe gebeten.
Er hatte lange genug die Papiere auf seinem Schreibtisch herumgeschoben und auf einen Anruf gewartet, der nicht kommen würde.
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