Liebe ohne Schuld
bestimmt gefallen! Mein Vater hat mir verraten, daß Sie Zärtlichkeiten lieben. Es wird Ihnen gefallen, Arielle! Ich möchte Sie gern für immer behalten und Sie nach einer angemessenen Frist heiraten.«
Arielle war zur Klingel hinübergegangen und hatte daran gezogen.
»Was haben Sie vor?«
Sie hatte nur den Kopf geschüttelt, und als Philfer drei Minuten später den Raum betreten hatte, hatte sie ihm befohlen, Monsieurs DuPons‘ Sachen zusammenpacken zu lassen und dafür zu sorgen, daß er binnen einer Stunde das Haus verließe.
»Wie Sie wünschen, Mylady.«
Etienne hatte gewartet, bis Philfer hinausgegangen war, doch dann hatte er sich nicht länger zurückhalten können.
»Non!
Das können Sie mir nicht antun! Schließlich ist dieses Haus auch mein Haus – mein Vater wollte, daß ich bleibe. Ich begehre Sie wirklich, Arielle!«
Das war zuviel gewesen. Hatte er wirklich geglaubt, daß sie in dieser entsetzlichen Nacht Vergnügen empfunden hatte? Sie hatte nur den Kopf geschüttelt. »Hören Sie, Etienne! Ich mag Sie nicht und möchte ein für allemal nichts mehr mit Ihnen zu tun haben! Ihr Vater hat mich zu Dingen gezwungen, die ich nicht tun wollte. Verstehen Sie mich? Ich möchte Sie niemals wiedersehen! Verlassen Sie augenblicklich mein Haus!«
Seine blassen Augen hatten so gefährlich geglitzert, daß sie unwillkürlich einen Schritt zurückgetreten war.
»Ich werde Sie bekommen, Arielle! Mein Vater hat es mir versprochen!«
»Ihr Vater ist tot. Tot und begraben!«
Nach einem langen, durchdringenden Blick hatte Etienne sich schließlich knapp verbeugt und den Raum verlassen.
Wenn sie jetzt darüber nachdachte, begriff sie, daß sie auch aus diesem Grund seitdem die Gesellschaft anderer Menschen mied. Ihr war unerklärlich, wie Etienne auf den Gedanken hatte kommen können, daß sie die entsetzliche Prozedur genossen hätte. Hatte er es aus ihrem Benehmen geschlossen? Hatte er vielleicht sogar mit anderen darüber gesprochen? Seufzend drängte sie die Gedanken zurück, denn die Begebenheit lag nun schon mehrere Monate zurück.
»Wohin reiten wir, Mylady?« fragte Geordie, als er auf Rigby zurückkam.
Arielle mußte sich richtiggehend zusammenreißen. »Mir ist alles recht. Haben Sie einen Vorschlag?«
Er sah sie geradewegs an. »Ja, ich würde mich gern in die Höhle eines gräßlichen Löwen wagen.«
Sie erstarrte. »Eines bestimmten gräßlichen Löwen?«
»In die Höhle eines Löwen, der in Wirklichkeit ein gottverdammter Schurke ist, falls Sie mir meine Ausdrucksweise verzeihen!«
Arielle hatte niemals mit Geordie über ihren Halbbruder gesprochen. Woher wußte er von ihm? Wenn sie genau darüber nachdachte, war sie Evan während der vergangenen sieben Monate wie ein Feigling ausgewichen. Vielleicht sollte sie wirklich endlich beginnen, den Tatsachen ins Auge zu sehen. »Also gut«, stimmte sie zu, während sie Mindle in die andere Richtung dirigierte. »Sehen wir uns ein bißchen um. Vielleicht können wir herausfinden, ob sich Monsieur DuPons bei Evan Goddis eingenistet hat.«
Geordie rieb sich die Hände. »Diese kleine Ratte!«
Arielle mußte herzlich lachen, doch Augenblicke später fühlte sie, wie die Furcht rasch zurückkehrte. Als sie mehr als eine Stunde später das Herrenhaus vor sich liegen sah, empfand sie keinerlei Heimweh. Alles machte einen lieblosen, wenig gepflegten Eindruck.
»Miß Arielle!«
»Hallo, Jud! Wie geht es Ihnen? Ist Mr. Goddis zu Hause?«
»Ja, Madam. Mir geht es gut und meiner Frau auch. Möchten Sie Mr. Goddis besuchen?«
»Aber ja«, erwiderte sie und ließ sich vom Pferd helfen. Dann wandte sie sich an Geordie. »Ich kann Sie nicht gut mit hineinnehmen, aber ich möchte Sie bitten, sich in der Nähe der Fenster dort drüben aufzuhalten. Fühlen Sie sich jetzt wie der Heilige Georg, Geordie?«
»Ein wenig schon, Mylady.«
Geordie sah ihr nach, wie sie mit erhobenem Kinn und aufrechtem Gang auf die breite Haustür zuging. Armes, kleines Ding, dachte er, doch er wußte, daß sie diesen Gang hinter sich bringen mußte, wenn sie die Angst vor ihrem teuflischen Halbbruder endlich loswerden wollte. Sie hatte sich viel zu lange von allem zurückgezogen und nur mit ihren Ängsten gelebt, statt sich um ihren Besitz zu kümmern, wie es ihre Pflicht war. Vielleicht konnte sie nach dieser Begegnung endlich in ein normales Leben zurückfinden.
Er erinnerte sich noch gut daran, wie er vor etwa sechs Monaten einen Mann getroffen hatte, der gerade von Lady
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