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Liebe ohne Schuld

Liebe ohne Schuld

Titel: Liebe ohne Schuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Coulter
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Rendel aus dem Haus gewiesen worden war. Er hatte sich alle Vorwürfe und Beleidigungen angehört, Informationen gesammelt und sich am folgenden Tag bei Lady Rendel vorgestellt, die ihn vom Fleck weg eingestellt hatte. Behalten Sie einen kühlen Kopf, Mädchen, mahnte er sie im stillen, und zeigen Sie ein wenig Rückgrat! Nachdem sie außer Sichtweite war, ging er rasch hinüber zur Ostseite, wo einige Fenster im Erdgeschoß geöffnet waren.
    Der untersetzte Butler Turp überbrachte Evan die Nachricht, daß seine Schwester im kleinen Salon auf ihn wartete. Verblüfft runzelte Evan die Stirn. Weshalb besuchte sie ihn nach so vielen Monaten so plötzlich, wo sie ihm doch einige Male das Betreten von Rendel Hall untersagt hatte? Er wollte sie jetzt dafür ein wenig warten lassen, bis er seine Gedanken geordnet hatte. Was Etienne betraf, so hatte er seine Zweifel und wollte ihn lieber vorläufig aus dem Spiel lassen.
    »Meine liebe Arielle!« begrüßte er sie, als er nach einiger Zeit den Raum betrat. »Wie hübsch du aussiehst. Gar nicht wie ein trauernde Witwe!«
    Arielle erbleichte, und ihre Hände wurden feucht. »Hallo, Evan!« Erleichtert hörte sie, daß ihre Stimme völlig natürlich klang. »Du siehst ebenfalls gut aus. Aber weshalb schließlich auch nicht?«
    Er verbeugte sich. Sein gutsitzendes Jackett verbarg sehr geschickt seine schmächtige Brust und die schmalen Schultern, doch seine Beine sahen immer noch wie Strohhalme aus.
    »Diesen Raum hat mein Vater ganz besonders geliebt«, bemerkte Arielle, während sie sich umsah. »Abends haben wir immer hier am Kamin Schach gespielt.«
    »Diese reizende Szene gehört ja wohl mittlerweile der Vergangenheit an, oder nicht? Ich habe dich einige Male aufgesucht, weil ich mir Sorgen um dich gemacht habe.«
    »Ich nehme an, ich darf mich setzen«, sagte sie, während sie sich auf einem Stuhl niederließ und ihr Reitkleid zurechtzupfte. Ein heimlicher Blick aus dem Fenster hatte ihr bestätigt, daß Geordie hinter dem Eibengebüsch auf seinem Posten stand.
    »Wie ich schon gesagt habe, habe ich mir Sorgen gemacht«, bemerkte Evan noch einmal kühl. Das kleine Biest hatte sich ganz offensichtlich verändert und wollte es ihm zeigen. »Doch offenbar glaubst du mir nicht, dabei bist du doch meine Schwester.«
    »Halbschwester, Evan.«
    »Außer mir hast du niemanden, Arielle. Wo Nesta steckt, wissen wir nicht, und wann wir sie und ihren Baron wiedersehen werden, ist äußerst ungewiß.«
    Entschlossen fixierte ihn Arielle. Sie mußte dieses Gespenst endlich loswerden! »Paisley hat mir gesagt, was du getan hast, Evan. Du mußt jetzt nicht den liebenden Bruder spielen. Ich weiß, daß du mich verkauft hast. Paisley hat fünfzehntausend Pfund für mich bezahlt und, nachdem ich dich um Hilfe angefleht hatte, noch einmal fünftausend als Lösegeld!«
    Evan erblaßte und ballte die Fäuste. »Das ist eine schamlose Lüge! Du hast dem alten Bastard doch hoffentlich nicht geglaubt? Ich schwöre, daß kein Wort davon wahr ist!«
    Ganz ruhig sah sie ihn an. »Vielleicht ist es ja verrückt, doch ich glaube, daß er die Wahrheit gesagt hat, die volle Wahrheit.«
    »Höre mich an, Arielle! Ich mußte dich an diesem Morgen mit ihm gehen lassen. Ich hatte keine andere Wahl, denn er ist – war dein Mann und alle Rechte waren auf seiner Seite. Er hat mich bedroht! Er wollte mich vernichten.«
    Sie glaubte ihm kein Wort und erhob sich ganz langsam. »Ich bedauere zutiefst, daß wir dieselbe Mutter haben!« sagte sie verächtlich, während sie zur Tür ging.
    »Arielle, warte! Hör zu, er hat mir an diesem Morgen versprochen, daß er dich nicht wieder schlagen würde. Er hat es geschworen! Das habe ich von ihm verlangt.«
    Arielle ließ sich nicht beeindrucken und ging weiter.
    »Bleib stehen! So kannst du nicht gehen!«
    Sie fühlte, wie seine langen, dünnen Finger ihren Oberarm umklammerten. Sekundenlang stieg entsetzliche, lähmende Furcht in ihr hoch, doch dann blieb sie ganz ruhig stehen. Sie hatte keine Angst mehr, jetzt nicht mehr. Doch noch während sie das dachte, überfielen sie Zweifel und sie fragte sich, ob das wohl ihr Leben lang so weitergehen würde.
    »Hör mir zu, Arielle! Es ging nicht um Lösegeld! Paisley besaß Informationen, vernichtende Informationen über meinen Vater und hat mir gedroht, sie auszuplaudern, wenn ich dich nicht mit ihm verheirate. Es ist die reine Wahrheit! Ich bin zwar nicht besonders stolz auf ihn, doch ich liebe meinen Vater und konnte das

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