Liebe ohne Schuld
es ist einfach entsetzlich! Was wollen Sie von mir, Burke?«
Er fühlte sich grenzenlos erleichtert, daß sie nicht absichtlich gesprungen war. »Zuerst einmal möchte ich, daß du wieder ›du‹ zu mir sagst, wie gerade eben, und dann möchte ich schnellstens ins Haus gehen, weil es gleich regnen wird.«
Als er aufstand, zog er sie mit sich. »Komm jetzt!« Er packte ihre Hand, doch als Arielle ihre Beine gegen den Boden stemmte, zerrte er sie einfach mit sich.
»Ich muß nach Southampton!« protestierte sie, doch er reagierte nicht, sondern schob sie energisch ins Haus und knallte die Tür hinter ihnen zu. »Wo sind Dorcas und Sam, und was ist aus Geordie geworden? Falls sie verletzt wurden, werde ich …«
»Den Schrank hätte ich mit Leichtigkeit beseite gerückt«, unterbrach er sie. Dann ließ er sie los und betrachtete sie. Ihr Haar hing in Strähnen herunter, ihr gelbes Kleid war unter dem rechten Arm eingerissen und eines ihrer Schuhbänder hatte sich gelöst. Sie sah einfach wundervoll aus!
»Der Schrank ist aus Eichenholz und sehr schwer.«
»Trotzdem! Schließlich bin ich ein Held, wie du mir einmal gesagt hast, und Helden können schwere Schränke mit Leichtigkeit rutschen.« Er lachte sie an. »Ist es nicht schön hier? Dieses Jagdhaus gehört einem Freund von mir. Es heißt Hobhouse.«
Arielle schenkte der Balkendecke, der wunderschönen
Täfelung und den bleiverglasten Fenstern kaum Beachtung. »Das ist mir alles gleichgültig! Ich möchte nur weg!«
Er trat einen Schritt auf sie zu, doch als sie zurückschreckte, hielt er inne. Er erkannte die Angst in ihren Augen und fühlte sich unwohl. Es war nur natürlich, daß sich eine Frau fürchtete, die mit einem Mann, mit dem sie nicht verheiratet war, allein in einer Jagdhütte, mitten in der Wildnis, saß.
»Hab keine Angst!« beruhigte er sie. »Komm, wir gehen jetzt ins Wohnzimmer, trinken einen Sherry und besiegeln unsere Freundschaft.«
»Ich möchte lieber fort«, wiederholte Arielle.
»Noch nicht.« Er streckte die Hand aus und fuhr in energischerem Ton fort, wie er das als Kommandant gelernt hatte: »Und falls du nicht gehorchst, werde ich dich eben tragen!«
Sie wußte, daß sie keine andere Wahl hatte, als ihm zu gehorchen, denn ohne Zweifel war er in der Lage, sie zu allem zu zwingen.
Sie nahm sich vor, auf seine Wünsche einzugehen. Außerdem war ein Glas Sherry noch nicht das Schlimmste. Sie zuckte die Achseln und ging zwei Schritte, bis sie über eines ihrer Schuhbänder stolperte.
»Bleib stehen!« sagte Burke. Dann bückte er sich und befestigte das Band um ihren Knöchel. Arielle sah indessen auf sein dunkles Haar hinunter und dachte unwillkürlich an Paisley, der an dieser Stelle kahl gewesen war. Sie schüttelte sich, doch sofort zwang sie sich zur Ruhe.
»Fertig«, verkündete Burke und lächelte sie an. »Aber ich hätte dich auch gern getragen.«
Wortlos ging sie an ihm vorbei, in den Wohnraum, der mit einem blaßblauen Sofa, zwei passenden Sesseln und verschiedenen Tischchen ebenso stilvoll möbliert war wie der Schlafraum im oberen Stockwerk. Ein dicker, rosafarbener Teppich bedeckte den Boden.
Burke ging zu einem Tischchen hinüber und schenkte zwei Gläser ein. Als er Arielle eines reichte, berührte er ihre eiskalten Finger und runzelte die Stirn. »Ist dir kalt?«
»Nein«, antwortete sie. Sie hatte nur Angst.
»Komm, setz dich, Arielle!«
Sie gehorchte und nahm auf den Sofa Platz. Nach längerem Schweigen brach es dann ganz plötzlich aus ihr heraus. »Ich werde keinesfalls deine Geliebte. Du kannst mich also genauso gut gleich nach Southampton bringen.«
Er war so verblüfft, daß ihm die Worte fehlten. Langsam ging er zum Kamin hinüber, lehnte sich gegen den Sims und betrachtete gedankenvoll sein Glas. »Vielleicht irre ich mich ja«, sagte er schließlich, »doch ich kann mich nicht erinnern, daß ich dich jemals um eine derartige Gunst gebeten hätte.«
»Ich hoffe sehr, daß du bereits eine hast!«
»Nun – eigentlich ja, aber nur bis …«
»Na, wunderbar! Dann laß doch mich in Ruhe!« Sie stürzte ihren Sherry in einem Zug hinunter und sprang auf.
»Setz dich wieder hin, Arielle!«
Sie kannte diesen herrischen Ton nur zu gut und erschauerte. Wie gebannt blickte sie auf ihre Hände und wagte nicht, den Blick zu heben.
»Du glaubst also tatsächlich, daß ich eine Frau entführen muß, wenn ich meine Lust befriedigen will? Das ist ja wirklich kein sehr großes Kompliment!«
»Nun ja, –
Weitere Kostenlose Bücher