Liebe ohne Schuld
nicht jemanden, der dich mag? Was du getan hast, ist doch völlig verrückt!«
»Ich hätte dir ja auch nach Amerika folgen können, doch ich war um deine Sicherheit besorgt, da sich die beiden Länder ja noch immer im Krieg befinden.«
Verblüfft starrte sie ihn an. »Du hast mich also nur entführt, um mich zu retten?«
»So kann man es ausdrücken.«
Völlig unvermittelt erinnerte sich Arielle plötzlich an den Nachmittag vor drei Jahren, als sie diesen eindrucksvollen Helden bewundert hatte. Sie hörte auch wieder, wie er sie sanft und spöttisch geneckt hatte – eigentlich genau wie heute. Nein – Arielle schüttelte den Kopf diese kleine, verrückte Närrin existierte nicht mehr. Sie hatte damals nicht gewagt, an die Zuneigung eines so eindrucksvollen Mannes zu glauben, aber insgeheim hatte sie ihre romantischen Gefühle gehegt, bis ihr Vater plötzlich gestorben war.
Danach hatte sie den Kummer kennengelernt. Sie war mit Paisley Cochrane verheiratet worden und hatte begriffen, daß Männer ihre Frauen genauso benutzten, wie sie es mit Pferden, Hunden und Dienern taten. Und ohne nachzudenken, fragte sie ihn: »Hast du wirklich eine Geliebte?«
»Ja, doch mit Sicherheit nur bis zu unserer Hochzeit, denn danach werde ich dich keine einzige Sekunde von meiner Seite lassen. Für eine Geliebte ist dann kein Raum mehr.«
Weil du dann alles tun mußt, was sie jetzt tut!
hätte Arielle am liebsten ergänzt. Wenn er jedoch seine Geliebte behielt, ließ er sie vermutlich in Frieden. »Wie heißt sie?« fragte sie ganz ruhig.
»Laura.« Er schüttelte den Kopf. »Weshalb möchtest du das wissen?«
Sie zuckte die Achseln. »Es ist ein schöner Name. Vielleicht möchtest du das Mädchen ja lieber behalten?«
Burke konnte kaum glauben, daß Arielle ihre Worte ernst meinte. »Nein, das möchte ich bestimmt nicht, denn ich finde es entsetzlich, wenn ein verheirateter Mann seine Frau betrügt und belügt.«
Mit diesen Sätzen hätte er das kleine Mädchen von vor drei Jahren sicherlich überzeugen und beeindrucken können, doch nicht Arielle Leslie Cochrane, Lady Rendel! »Ich halte das nicht für so wichtig.«
»Soll das heißen, daß du dir als meine Frau ohne Ge wissensbisse einen Liebhaber nehmen würdest?«
Diese Vorstellung war so lächerlich, daß sie kicherte. »Einen Liebhaber?«
»Ja oder nein?«
Sie schüttelte den Kopf und gab kleine, glucksende Laute von sich.
»Das ist die verrückteste Unterhaltung, die ich je ge führt habe, Arielle! Willst du mich heiraten?«
Mit einem Schlag erstickte das Lachen. Sie sah ihn an, doch sie ließ sich nicht täuschen. Sie hatte viel zuviel Angst, noch einmal abzulehnen. »Ich – ich weiß nicht. Ich möchte dich um Zeit bitten, damit ich es mir überlegen kann.«
»Das ist doch immerhin ein Anfang«, entgegnete er und lächelte.
Sie seufzte erleichtert. Offenbar hatte sie genau die richtigen Worte gefunden. Ganz langsam stand sie auf und erwartete in jedem Augenblick, zurückgezogen zu werden, doch er berührte sie nicht. »Ich möchte mich ein wenig hinlegen.«
»Aber du wirst nicht wieder aus dem Fenster springen, oder?«
»Nein.« Doch sie dachte an zusammengeknotete Bettü cher.
»Oh, bevor ich es vergesse: Ich habe deine hundert Pfund an mich genommen. Falls es dir also gelingen sollte, unverletzt den Erdboden zu erreichen, ohne mich ein weiteres Mal zu zerschmettern, wirst du trotzdem nicht allzu weit kommen.«
Sie wirbelte herum. »Dazu hattest du kein Recht! Du hast mich bestohlen! Ich hasse dich!« Dann warf sie die Tür hinter sich zu und lief nach oben.
Burke blieb still sitzen. Wenn sie unbedingt wegrennen wollte, sollte er sie eigentlich gehen lassen. Doch er wußte genau, daß er das nicht konnte. Er glaubte fest daran, daß sie ihn eines Tages lieben würde. Er mußte ihr nur Zeit lassen – aber nicht genug, um irgendwelche Betttücher zusammenzuknoten. Vielleicht sollte er sie doch besser in dem kleinen Schlafraum einsperren, dessen Fenster so schmal waren, daß man sich nicht hindurchzwängen konnte.
Während er die Treppe hinaufstieg, dachte er an ihre Unterhaltung, falls man das überhaupt so nennen konnte. Arielles zwischen Unterwürfigkeit und Trotz schwankendes Benehmen war ihm unerklärlich, aber sie würden es schon noch lernen, einander zu verstehen. Jedenfalls wollte er nicht von seiner eingeschlagenen Linie abweichen.
Er konnte es einfach nicht. Hatte sie ihn vielleicht belogen und trauerte sie doch immer noch um ihren
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