Liebe ohne Schuld
Muskeln fühlen. Durch die schaukelnde Bewegung des Pferdes wurde ihr zunehmend schwindlig. »Ich fürchte, ich muß mich übergeben, wenn ich mich nicht aufsetzen darf!«
»Also gut«, gestand er stirnrunzelnd zu und brachte sein Pferd zum Stehen. Dann zog er sie hoch und setzte sie rittlings vor sich auf den Sattel. Dabei schob sich ihr Rock ein wenig hoch, so daß er ihre hübschen Beine bewundern konnte. Er schluckte heftig.
Dann faßte er um sie herum die Zügel und warnte sie: »Keine falsche Bewegung!«
»Wer sind Sie? Was wollen Sie von mir?«
Er schwieg.
»Wohin bringen Sie mich?«
Seine Arme umfaßten sie nur fester. »Sei still!« zischte er leise direkt in ihr linkes Ohr.
Arielle war verzweifelt. Diese Situation war zuviel für sie. Soeben erst hatte sie begonnen, ihre Freiheit zu genießen, und schon war alles wieder vorbei! Er schien stark und kräftig zu sein, und sie fürchtete sich vor ihm. Im Augenblick hätte sie alles darum gegeben, eine Pistole zu besitzen. »Was haben Sie mit Geordie gemacht?«
Burke hörte die Angst in ihren Worten. »Ihm wird nichts geschehen. Das verspreche ich.«
»Dann sagen Sie mir doch, was Sie wollen!«
»Bald. Ruhe dich jetzt lieber ein bißchen aus, denn wir haben noch einen weiten Weg.«
Dieser Mensch mußte tatsächlich verrückt sein! Wie konnte sie in dieser Situation überhaupt nur an Ruhe denken! Doch die gleichmäßige Bewegung und der überstandene Schrecken zeigten irgendwann Wirkung, und kurze Zeit darauf war sie tatsächlich eingeschlafen. Burke war sehr erleichtert, denn es ersparte es ihm, ihr die Augen verbinden zu müssen.
Er bettete Arielle in seine Armbeuge und hatte endlich Zeit, das Mädchen zu betrachten. Er war wirklich verrückt, dachte er wieder, während er vorsichtig die Hutnadeln entfernte, bevor er ihr die verrutschte Kappe abnahm. Dann fuhr er mit den Fingern durch ihr wunderschönes, leuchtendes Haar. Er stellte sich vor, daß es ihr Gesicht wie ein Strahlenkranz umgab, während sie auf seinem Bett lag und er sich über sie beugte und spürte, wie sie ihre Schenkel für ihn öffnete.
Sein leises Stöhnen riß ihn ziemlich unvermittelt aus seinem schönen Traum, und er konzentrierte sich wieder auf den Weg. Dandy legte ein hübsches Tempo vor, so daß es bis zum Jagdhaus von Knight Winthrop, das etwa zwei Meilen nördlich von Shepherd Smeath lag, nicht mehr allzu weit war. Kurze Zeit später erreichten sie eine Gabelung, an deren Wegweiser sich Burke erinnerte. Links ging es nach Rowhams und rechts nach Shepherd Smeath. Kurz nach der Gabelung verengte sich die Straße, und mächtige Eichen bildeten ein dichtes Dach, unter dem sie entlangritten. Dann passierten sie Hookham Farm, wie Knight es beschrieben hatte, und bogen kurz darauf in einen Seitenweg ab, der direkt zu einem kleinen, zweistöckigen Haus führte. Es war von oben bis unten mit Efeu bewachsen, und rundherum duftete es nach Sommerrosen und Hibiskus.
Burke war erleichtert, daß Arielle immer noch schlief. Vorsichtig stieg er vom Pferd und hielt sie dabei fest im Arm. Dann schloß er die Tür auf und trug seine Last nach oben, wo er sie im hübsch möblierten Schlafzimmer des Hausherrn aufs Bett legte. Sorgfältig deckte er sie zu, bevor er das Zimmer wieder verließ und die Tür hinter sich abschloß. Als nächstes führte er Dandy in den kleinen Stall hinter dem Haus, versorgte ihn und kehrte kurze Zeit später ins Haus zurück.
Als Arielle erwachte, blieb sie erst einmal ganz still liegen. Sie saß nicht mehr auf dem Pferd und wurde auch nicht mehr festgehalten. Vorsichtig blickte sie sich um und stellte fest, daß sie unter einer dünnen Wolldecke auf einem breiten, mit Brokat bezogenem Himmelbett lag. Sie war völlig angezogen und trug sogar noch ihre Schuhe.
Ihr Entführer war nirgendwo zu sehen. Ganz langsam setzte sie sich auf und blickte sich im Raum um. Sie hatte keine Ahnung, wo sie war, und auch der schwere, geschnitzte Eichenschrank und die kleine Kommode mit der Waschschüssel und dem Krug aus feinem Porzellan halfen ihr nicht weiter. Die Tür war natürlich verschlossen, worauf Arielle rasch zu den Fenstern hinüberging und die Gardinen zur Seite schob. Das Schlafzimmer befand sich im ersten Stock, doch das schreckte sie nicht. Rasch entriegelte sie das Fenster und schob es nach oben. Von der Brüstung bis zum Boden waren es schätzungsweise vier Meter. Höchstwahrscheinlich würde sie sich ein bißchen verletzen, aber trotzdem …
In diesem
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