Liebe ohne Skrupel
beeilte sich, eine ernste Miene aufzusetzen.
Cläre schien dieses kleine Zwischenspiel nicht beobachtet zu haben. Sie schlang ihre Arme um sich und rieb sie mit den
Händen warm. »Habt Ihr schon bemerkt, daß dieser Nebel wirklich unangenehm riecht?«
»Nein.« Gareth legte seine Hand auf den Griff des Tors zur Hölle. »Er riecht wie jeder Nebel. Feucht und dunkel.«
Cläre schnupperte. »Ich glaube, es liegt noch ein anderer Geruch darin.«
»Was für ein Geruch, Mylady?« wollte Ranulf wissen.
»Ich erkenne ihn nicht«, sagte Clare. »Aber er gefällt mir nicht.«
Plötzlich ertönte Hufgeklapper in der Dunkelheit und das schwache Licht einer Fackel flackerte zwischen den Nebelschwaden auf.
»Öffnet das Tor«, rief eine bekannte Stimme von der Straße herauf. »Ich habe Neuigkeiten.«
Ranulf beugte sich über die Brüstung und spähte hinunter. »Es ist Malden Comstock, Mylord.«
»Öffnet das Tor«, befahl Gareth. Er blickte hinab, als der Bote durch das Tor in den von Fackeln erleuchteten Hof geritten kam. »Was für Neuigkeiten, Malden?«
»Mylord, im Schutz des Nebels ist ein Boot mit fünf Männern im Hafen gelandet. Wir haben zwei von ihnen getötet, aber die anderen haben sich im Bootshaus verbarrikadiert.«
»Also hat es der Magier geschafft, durch den Nebel hindurch hierherzukommen«, murmelte Ranulf. »Vielleicht versteht er wirklich etwas von den dunklen Künsten.«
Gareth ignorierte ihn. »Warum wurden die übrigen drei Männer nicht gefangengenommen, Malden?«
»Sie sind geübte Bogenschützen, Sir. Es ist ihnen gelungen, unsere Männer abzuwehren. Sir Ulrich hat uns befohlen zu warten, bis sie alle Pfeile verschossen haben. Er sagt, wir werden sie noch früh genug zu fassen kriegen.«
»Ja. Den Eindruck habe ich auch. Ich komme hinunter.« Gareth wandte sich an Ranulf. »Ich reite zum Hafen. Ihr bleibt hier oben auf dem Turm.«
»Ja, Mylord.» Ranulf sah enttäuscht aus, aber er widersetzte sich nicht. »Glaubt Ihr, daß einer der Männer, die Sir Ulrich und die anderen in die Falle gelockt haben, der Magier ist?«
»Ich weiß es nicht. Wenn man es mit einem Alchemisten zu tun hat, ist nichts sicher. «
Cläre trat von einem Fuß auf den anderen. »Mylord, bitte seid vorsichtig. Mir gefällt das Ganze nicht.«
Gareth machte einen Schritt auf sie zu und hob sanft ihr Kinn. »Bis zum Morgengrauen ist alles vorbei.« Er gab ihr einen flüchtigen Kuß. »Geht zurück in die Burg und verriegelt die Tür. Kommt unter keinen Umständen heraus, bis ich zurück bin. Habt Ihr mich verstanden?«
Sie strich ihm sanft über die Wange. »Ja, Mylord.«
Es gab so vieles, was er ihr plötzlich hätte sagen wollen, aber dies war weder die rechte Zeit noch der rechte Ort dafür. Also blickte er ihr nur tief in die Augen. »Später. Wir werden später miteinander sprechen.« Er ließ von ihr ab und wandte sich zur Treppe.
William hatte das Pferd, das auf seinen Befehl hin die ganze Zeit über gesattelt bereitgestanden hatte, bereits in den Hof geführt.
»Kann ich mitkommen, Mylord?«
»Nein.« Gareth schwang sich in den Sattel und ergriff die Zügel. »Du wirst hier bei Clare und deiner Mutter und den Bediensteten bleiben. Du wirst das Innere der Burg bewachen, während Ranulf draußen Wache hält. Verstanden?«
William straffte die Schultern. »Ja, Mylord.«
Gareth riß das Pferd herum und galoppierte in den dichten Nebel hinaus. Malden Comstock hob seine Fackel und folgte ihm.
Einer der Diener schloß hinter ihnen das Tor.
Ulrich hatte seinen Auftrag gerade erfüllt, als Gareth und Maiden Comstock den Hafen erreichten. Das Licht der Fackeln flackerte gespenstisch über die Körper der beiden getöteten Eindringlinge. Die drei anderen standen in düsterem Schweigen daneben, die Hände auf dem Rücken gefesselt.
Eine Gruppe von Dorfbewohnern war herübergekommen, um zu sehen, was los war.
Gareth stieg von seinem Pferd und warf Malden die Zügel zu. »Gut gemacht, Ulrich.«
»Das ist der Haufen«, sagte Ulrich. »Es war nicht besonders schwierig.«
Gareth sah die drei überlebenden Bogenschützen an. »Wer von euch ist Lucretius de Valemont?«
Die Gefangenen starrten ihn an. Einer schüttelte den Kopf.
Gareth blickte die Männer nachdenklich an. »Es gibt viele Arten zu sterben. Nicht alle von ihnen sind sonderlich angenehm. Gebt mir lieber die Antworten, die ich haben möchte.«
Einer der Bogenschützen, ein Kerl mit gewölbter Brust in mittleren Jahren, sah ihn unvermittelt an.
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