Liebe ohne Skrupel
blinzelte. »Wie bitte? Hat er vielleicht nicht regelmäßig gebadet?«
»Oh, nein. Er war ein durch und durch reinlicher Mensch.« Clare lächelte schwach. »Aber er roch einfach nicht richtig, wenn Ihr versteht, was ich meine.«
»Nein, ich verstehe nicht, was Ihr meint, aber es steht mir wohl kaum zu, mit Euch darüber zu streiten.« Gareth machte eine kurze Pause. »Und der zweite Grund, aus dem Ihr Euch so sicher seid, daß Ihr ihn nicht liebt?«
Cläre holte tief Luft. »Ich kann den Magier unmöglich lieben, Mylord, weil ich nämlich Euch liebe.«
»Mich?« Gareth starrte sie an.
»Ja. Ihr riecht richtig. Ich wußte es schon am ersten Tag, als Ihr mich wie eine Blume von der Klostermauer gepflückt und vor Euch auf das Pferd gesetzt habt. Ich glaube, bereits in diesem Augenblick habe ich mich in Euch verliebt.«
17. KAPITEL
Gareth starrte auf das sanfte Lächeln, das Clares Lippen umspielte, und spürte, wie sein Blut zu Eis gerann.
»Macht Euch ja nicht über mich lustig.« Mit wenigen Schritten durchquerte er das Zimmer, ging um den Schreibtisch herum und streckte beide Hände nach ihr aus. »Nicht, wenn es darum geht.«
»Mylord, was habt Ihr vor?« Clares Lächeln verflog, als sie versuchte, von ihrem Stuhl zu fliehen.
Gareth packte ihre Arme und zog sie auf die Füße. Er hob sie einfach hoch, so daß sie ihm direkt in die Augen sehen mußte.
»Ich habe Euch davor gewarnt, daß ich die Scherze und Witze, die andere zum Lachen bringen, meistens nicht sonderlich amüsant finde.«
»Beim Daumen der heiligen Hermione, das war kein Scherz, Mylord.« Clare legte die Hände auf seine Schultern und starrte ihn böse an. »Laßt mich sofort runter. Ihr legt genau das anmaßende Benehmen an den Tag, das ich bei großen Männern so unerträglich finde.«
Er ignorierte den Befehl. »Sagt das noch mal.«
»Ich sagte, Ihr legt genau das anmaßende Benehmen an den Tag -«
»Nicht diesen Unsinn.« Er sah ihr direkt in die Augen. »Das, was Ihr davor gesagt habt.«
»Den Unsinn, den ich davor von mir gegeben habe?« wiederholte sie mit schwacher Stimme.«
»Verflucht, Madam, ich bin nicht in der Stimmung für solche Scherze.«
Erneut spielte ein wehmütiges Lächeln um Clares Mund. »Ich liebe Euch.« »Weil ich gut r ieche? «
»Nicht immer gut«, sagte sie einschränkend, »aber immer richtig.«
»Richtig? Richtig ?«
»Ich weiß, das klingt wahrscheinlich seltsam, Sir, aber ich bin ein Mensch, der viele Dinge nach ihrem Geruch beurteilt.«
»Einschließlich Männern?«
Cläre errötete leicht. »Ich wußte, daß Ihr diese Erklärung für unsinnig halten würdet.«
»Sie ist mehr als unsinnig. Eher eine glatte Lüge. Als ich Euch von der Mauer gehoben habe und Euch vor mir in den Sattel gesetzt habe, hatte ich gerade einen viertägigen Ritt hinter mir. Ich hatte nicht ein einziges Mal gebadet, höchstens mal das Gesicht und die Hände gewaschen. Ich habe nach Pferd und Schweiß und Staub gestunken.«
»Ja. Aber auch nach etwas anderem. Nach etwas, das ich erkannt habe.«
»Ich habe nicht gerade wie ein Liebhaber gerochen.«
Sie sah ihn fragend an. »Wie riecht ein Liebhaber, Mylord?«
»Keine Ahnung. Ich nehme an, nach Rosen, Lavendel und Nelken. Auf jeden Fall nicht nach Pferd, Schweiß und Staub.«
»Vielleicht habt Ihr recht, was den Geruch anderer Liebhaber betrifft, Mylord. Ich weiß es nicht.<< Clare nahm sein Gesicht sanft zwischen ihre Hände. »Ich kenne nur Euren Geruch. Ich habe ihn bereits am ersten Tag erkannt, obwohl ich nicht wußte, daß es der Geruch eines Geliebten ist. Ich wußte nur, daß er richtig war.«
»Wie rieche ich denn?«
»Ihr verströmt den Duft des aufkommenden Sturmes, des Meeres kurz vor Sonnenaufgang. Es ist ein kräftiger, aufregender Duft, der meine Sinne verwirrt.«
»Cläre.« Langsam ließ er sie hinunter, bis ihre Zehenspitzen den Boden erreichten. » Cläre .« Dann preßte er seinen Mund auf ihre Lippen.
Höchstwahrscheinlich war es ihre Leidenschaft, die sie glauben machte, daß sie ihn liebte, dachte Gareth. Die Macht dieses Gefühls war schließlich etwas Neues für sie. Vielleicht war es aber auch einfach ihr natürlicher Drang, allen Heimatlosen ein Zuhause zu geben.
Oder vielleicht -
Ja, vielleicht liebte sie ihn wirklich.
Er fürchtete sich davor, dies zu glauben, aber er war durchaus gewillt zu nehmen, was er bekommen konnte.
Sie schlang ihre Arme um seinen Hals und öffnete ihre Lippen. Gareth spürte ihre Finger in seinem Haar. Er
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