Liebe ohne Skrupel
bekommt.«
»Mylord.« Dallan sprang auf die Füße. »Ich habe Euch nicht kommen hören.«
William runzelte die Stirn. »Ich verstehe das Ganze nicht. Wer ist dieser Magier?«
Cläre blickte Gareth an, dessen Augen die Farbe des wolkenverhangenen Himmels hatten. Er sah sie an und wartete auf die Antwort.
»Wir kannten ihn als Raymond de Coleville«, sagte sie.
»Bei allen Heiligen«, flüsterte Joanna. »Dein hübscher Raymond?«
»Ja.« Clare wandte den Blick nicht ein einziges Mal von Gareths grimmigem Gesicht. »Nun, das ist doch wirklich beruhigend, nicht wahr?«
»Warum ist das beruhigend?« wollte Dallan wissen.
»Weil ich sowohl Sir Raymond als auch Lord Gareth sehr gut kenne.« Clare erhob sich und sah in die erwartungsvollen Gesichter der anderen. Sie lächelte. »Und ich kann versichern, daß der Magier für unseren Höllenhund kein Gegner ist.«
Gareth stand am Fenster von Clares Studierzimmer und starrte hinaus aufs Meer. Über den stahlfarbenen Wellen hatte sich ein unangenehmer grauer Nebel ausgebreitet, der die ganze Insel einzuhüllen drohte.
»Er war für Euch die Verkörperung des idealen Ritters, das Vorbild, nach dem Ihr Euer Rezept für einen Ehemann zusammengestellt habt«, sagte er ohne eine Spur von Gefühl in der Stimme.
«Es stimmt, ich habe Raymond de Coleville als Modell benutzt.<< Clare saß kerzengerade auf ihrem Stuhl und hatte die Hände auf dem Tisch gefaltet. »Eine Frau braucht schließlich ein Grundrezept, an das sie sich halten kann.«
»Ach, ja?«
Cläre seufzte. »Ich kenne nicht viele Ritter, Mylord. Und die wenigen, die ich kennengelernt habe, waren nicht besonders beeindruckend. Sie ähnelten entweder Sir Nicholas oder meinem Bruder. Mein Vater war ein Ritter und ich habe ihn durchaus respektiert, aber ich wollte keinen Ehemann, der sich so vor seinen Verpflichtungen drücken würde, wie er es tat.«
»Und dann tauchte der Magier hier auf Eurer Insel auf und hat Euch verzaubert.«
Cläre rümpfte die Nase. »Ganz so würde ich es nicht ausdrücken.«
»Eines wüßte ich gern«, sagte Gareth.
»Ja, Mylord?«
»Liebt Ihr ihn immer noch?«
Cläre erstarrte. »Nein. Ich liebe weder Raymond de Coleville noch Lucretius, wie auch immer er sich nennt.«
Gareth wandte sich zu ihr um. Sein Gesicht war angespannt. »Seid Ihr Euch sicher? Wahrscheinlich werde ich ihn töten müssen, Clare.«
Sie erschauderte. »Es wäre mir lieber, wenn Ihr niemanden töten würdet.«
»Mir auch. Aber dieser Magier ist ein Mörder.«
»Beatrice?«
»Er muß derjenige gewesen sein, der sie erwürgt hat.«
»Ja, das glaube ich auch, obwohl es mir unmöglich ist, an Raymond als an einen Mörder zu denken.«
»Außerdem müßt Ihr die Möglichkeit in Betracht ziehen, daß er vielleicht Euren Vater getötet hat.«
»Meinen Vater?« Clare war sprachlos. »Aber mein Vater wurde in Spanien von Banditen ermordet.«
»Was hatte Euer Vater bei sich, daß es sich gelohnt hätte, ihn umzubringen?- fragte Gareth leise. »Denkt einmal darüber nach, Clare.«
»Das Buch mit übersetzten alchemistischen Rezepten-, flüsterte sie. »Dasselbe Buch, auf das es der Magier abgesehen hat.»
»Ja. Wir wissen, daß der Magier einmal wegen dieses Buches getötet hat. Möglicherweise hat er deswegen zwei Morde begangen.«
Cläre schloß schmerzerfüllt die Augen. »Es fällt mir schwer, das zu glauben. Es tut mir wirklich leid, daß wir Euch hier auf Desire soviel Mühsal bereiten, Mylord. Ich weiß, daß Ihr gehofft hattet, hier ein ruhiges, friedliches Leben führen zu können.<<
»Man bekommt niemals etwas umsonst. Noch nicht einmal ein ruhiges, friedliches Leben. Und ich bin bereit, für das, was ich will, zu bezahlen.«
Cläre öffnete die Augen und sah ihn fragend an. »Ja. Das weiß ich. Ich hoffe nur, daß Ihr eines Tages finden werdet, wonach Ihr sucht.«
»Das hoffe ich auch.« Gareth senkte den Blick. »Und Ihr seid sicher, daß Ihr den Magier nicht liebt?«
»Ich bin mir ganz sicher, Mylord. In Wahrheit wußte ich schon vor langer Zeit, daß ich ihn niemals würde lieben können.«
»Woher wußtet Ihr -« Gareth unterbrach sich, als suche er nach den richtigen Worten. »Was hat Euch zu der Überzeugung gelangen lassen, daß Ihr ihn nicht liebt? Woher wißt Ihr, daß Ihr ihn nicht immer noch liebt?«
»Es gibt zwei Gründe. Den ersten werdet Ihr wahrscheinlich nicht verstehen.«
»Und der wäre?«
Cläre zuckte mit den Schultern. »Er hat nie richtig gerochen .«
Gareth
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