Liebe ohne Skrupel
»Eure Männer nennen Euch den Höllenhund von Wyckmere. Seid Ihr das wirklich?«
»Ja.«
»Es heißt, Euer Wort ist ebensoviel wert wie Euer Schwert.«
»Ja.«
»Wenn wir die Wahrheit sagen, gebt Ihr uns dann Euer Wort, daß wir ein schnelles Ende haben werden?«
»Ja.« Noch nie in seinem Leben hatte er einen Mann gefoltert, aber es war ja nicht unbedingt erforderlich, das diesen drei Kerlen zu sagen.
Der Bogenschütze dachte kurz nach. »Die Sache is' die, M'lord, wir kennen keinen Lucretius de Valemont.«
»Wer hat euch angeheuert?«
Der Mann zuckte mit den Schultern. »Ein herrenloser Ritter, der sich Sir Raymond nannte. Er hat uns gut dafür bezahlt, daß wir heute nacht mit einem Boot übergesetzt sin'. Er sagte, er wüßte, wie er uns durch den Nebel bringen würde.«
»Warum wollte er, daß ihr hierher nach Desire kommt?«
»Er meinte, wir könnten hier im Dorf leichte Beute machen. Aber ich schwöre, daß er uns nicht gesagt hat, daß die Insel von den Männern des Höllenhundes von Wyckmere verteidigt wird.«
»Wie hat er euch durch den Nebel geführt?«
Die Bogenschützen tauschten verlegene Blicke aus, ehe ihr Anführer sich erneut an Gareth wandte. »Sir Raymond ist mitgekommen. Er hat uns die Richtung gewiesen, nachdem er irgendein Zaubergerät befragt hatte, das in seinem Umhang versteckt war.«
»Schwarze Magie.« Einer der Bogenschützen spuckte angewidert auf den Boden. »Ich hab euch gleich gesagt, wir sollten uns nich' mit ihm einlassen. Mir hat die ganze Sache von Anfang an nich' gefall'n, auch wenn uns dieser verdammte abtrünnige Ritter genug Beute versprochen hat, um damit ein ganzes Schiff zum Untergehen zu bringen.«
Auch der dritte Mann starrte den Anführer böse an. »Du warst es doch, der Brock un' Dagget un' uns beide zum Mitmachen überredet hat. Du hast gesagt, die Beute würde uns genug für den Rest unseres Lebens bringen. Statt dessen werden wir deinetwegen alle hängen.«
Gareth brauchte nur seine Hand auf den Griff seines Schwertes zu legen, um die drei zum Schweigen zu bringen. »Wo ist dieser Sir Raymond?«
»Wie gesagt, wir wissen es nich', M'lord«, sagte einer der drei.
Der Anführer trat von einem Bein auf das andere. »Er hat sich 'n paar Meter weiter unten von uns absetzen lassen. Dann is' er in ein kleineres Boot geklettert, das wir mitgebracht hatten, um die Beute drin zu verstauen. Un' dann is' er damit im Nebel verschwunden.«
Gareth sah ihn reglos an. »Und ihr fünf seid dann weitergefahren bis zum Hafen?« »Ja. Nich', daß wir 'ne andere Wahl gehabt hätten. Wir konnten bei dem Nebel ohne Sir Raymond un' sein verdammtes Zaubergerät sowieso nich' nach Seabern zurück.« Der Bogenschütze zuckte schicksalsergeben mit den Schultern. »Eure Männer haben uns am Kai erwartet un' das war's dann.«
»Meine Ma hat immer schon gesagt, daß ich mal am Strick baumeln würde«, bemerkte einer der anderen.
Ulrich sah Gareth an. »Vielleicht lügen die drei Kerle ja, Mylord.«
»Ja.« Gareth sah in die Gesichter der Bogenschützen. In ihren Augen lag nichts außer Dummheit und stumpfer Resignation. Dann blickte er auf die beiden Leichen. »Holt Dallan.«
»Ja, Mylord. Er ist vorhin gekommen.« Ulrich drehte sich zu den Männern um, die in der Nähe herumstanden. »Dallan, mein Junge, komm her. Wir brauchen deine Hilfe.«
Keine Antwort.
»Er ist nicht mehr da, Sir«, sagte einer der Waffenträger und sah sich verwirrt um. »Vielleicht ist er von einem Pfeil getroffen worden.«
»Ich werde die Dorfbewohner fragen«, sagte Malden und ging hinüber zu der Gruppe Schaulustiger.
Als er kurze Zeit später zurückkam, war seine Miene sehr ernst.
»Nun?« fragte Gareth.
»Dallan scheint verschwunden zu sein, Mylord.«
Ulrich sah nachdenklich aus. »Ich habe Euch davor gewarnt, daß der Junge uns gefährlich werden könnte, Mylord. Vielleicht hat er Euch die ganze Zeit über belogen.«
Cläre stocherte in der glühenden Kohle herum, mit der das Zimmer geheizt wurde, in dem sie mit Joanna und William saß. »Kommt es dir heute nacht auch so kalt vor, Joanna?«
»Bald ist Sommer.« Joanna blickte auf ihre Stickarbeit.
William stand am Fenster, die Augen auf den mit Fackeln erhellten Hof gerichtet. -Ich frage mich, ob sie den Magier schon erwischt haben. Glaubt ihr, daß einer der Bogenschützen, die sie im Hafen gestellt haben, wirklich Lucretius de Valemont ist?«
Cläre runzelte die Stirn. »Sir Raymond hat nie etwas davon erzählt, daß er ein
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