Liebe ohne Skrupel
zur Hölle angeboten hatte.
»Ich gebe zu, daß Ihr ein gewisses Talent für große oder eindrucksvolle Gesten habt.« Ulrich strich sich nachdenklich über das Kinn. »Für gewöhnlich lockt Ihr die Menschen mit derartigen Gesten immer in irgendwelche cleveren Fallen. Aber dies hier war ungewöhnlich, selbst für Euch.«
»Es war ja auch eine ungewöhnliche Situation.«
»Trotzdem war es mal wieder eine Falle, nicht wahr? Ihr habt der Lady keine andere Wahl gelassen, als das Tor zur Hölle anzunehmen.«
Gareth zuckte mit den Schultern.
»Es wäre dumm gewesen, wenn sie das Schwert genommen und versucht hätte, es Euch in den Bauch zu rammen.«
»Das hätte sie wohl kaum getan. Aber es bestand durchaus das Risiko, daß sie sich weigern würde, die Waffe entgegenzunehmen.« Gareth hielt sich die parfümierte Seife unter die Nase und schnupperte vorsichtig daran. »Ist Euch schon aufgefallen, daß hier auf Desire alles nach Blumen duftet?«
»Die ganze Insel riecht wie ein einziger, großer Garten. Ich schwöre, selbst der Abwassergraben im Dorf ist parfümiert.«
»Er scheint durch eine Art Kanal mit dem Meer verbunden zu sein.« Gareth runzelte nachdenklich die Stirn. »Die Abwässer werden zweifellos mit der Ebbe hinausgespült. Die Räume hier auf der Burg scheinen an ein ähnliches System angeschlossen zu sein. Höchst interessant.**
»Ich habe Eure Begeisterung für irgendwelche neuen Erfindungen noch nie verstanden. << Ulrich atmete den Frühlingsduft, der durch das offene Fenster hinter ihm ins Zimmer drang, tief ein. »Erzählt mir, was hättet Ihr getan, wenn die Lady das Schwert nicht angenommen hätte?«
»Das ist doch jetzt egal, oder nicht? Schließlich hat sie es angenommen.«
»Und zugleich ihr Schicksal besiegelt. Ist es das, was Ihr denkt? Da wäre ich mir an Eurer Stelle nicht so sicher, mein Freund. Ich habe das Gefühl, als sei die Lady of Desire eine einfallsreiche Frau. Nach allem, was Ihr mir erzählt habt, ist schließlich sie diejenige, die dafür sorgt, daß die Ländereien so üppige Erträge einbringen.«
»Ja. Ihre Mutter hat sie in das Geheimnis der Parfümherstellung eingeweiht. Ihr Bruder hat offenbar seine ganze Zeit auf irgendwelchen Turnieren verbracht, bis er schließlich bei einem umkam. Ihr Vater war ein gelehrter Mann, der kein Interesse an der Verwaltung seiner Güter hatte. Er zog es vor, seine Zeit damit zu verbringen, durch die Gegend zu reisen und wissenschaftliche Abhandlungen aus dem Arabischen zu übersetzen.<<
Ulrich lächelte leicht. »Wie schade, daß Ihr ihn nie kennen-gelemt habt. Ihr hättet bestimmt viel miteinander zu besprechen gehabt.«
»Ja.« Plötzlich wallte eine ungewohnte Zufriedenheit in Gareth auf. Wenn er erst einmal verheiratet wäre, würde er aufhören Banditen zu jagen und sich ganz seiner großen Liebe widmen - der Jagd nach den Schätzen, die in den Büchern und Manuskripten versteckt waren.
Ein regelrechter Wasserfall ergoß sich von seiner riesigen Gestalt, als er aufstand und nach einem Handtuch griff. »Verdammt. Ich rieche wie eine frisch erblühte Rose.«
Ulrich grinste. »Vielleicht weiß Eure Lady den Duft ja zu schätzen. Erzählt mir, wie habt Ihr erraten, daß das Mädchen auf der Klostermauer in Wahrheit die Herrin von Desire war?« Gareth winkte ab und rubbelte sich die Haare trocken. »Ganz offensichtlich hatte sie genau das richtige Alter. Und sie war besser gekleidet als irgendeiner der Dorfbewohner.«
»Ja. Trotzdem -«
»Sie strahlte SeIbstbewußtsein und eine gewisse Autorität aus. Ich wußte also, daß sie entweder eine Bewohnerin des Klosters sein mußte, die noch nicht den Schleier trug, oder aber die Lehnsfrau. Ich habe es einfach darauf ankommen lassen.«
Gareth erinnerte sich daran, wie er Clare erblickt hatte. Er hatte beobachtet, wie sie auf die Steinmauer geklettert war, eine geschmeidige, elegante Gestalt in einem grünen Kleid und einem safranfarbenen Umhang. Kragen, Saum und Ärmel ihrer Tunika waren gelb und orangefarben bestickt gewesen, genau wie der Gürtel, der locker um ihre Hüfte gehangen und ihre schmale Taille sowie die durch und durch weiblichen Schenkel betont hatte.
Gareth war die Frau auf der Mauer wie die Personifizierung des Frühlings erschienen, so frisch und lebendig wie die Rosen-und Lavendelfelder, mit denen die Insel übersät war.
Ihr langes, dunkles Haar, das von einem kleinen Reif und einem Band aus feinem Tuch locker zusammengehalten wurde, hatte in der Sonne
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