Liebe ohne Skrupel
kümmert.»
»Ja, Mylord.»
Gareth blickte ein letztes Mal auf die Karte. »Eine natürliche Festung. Wir haben wirklich gutes Land bekommen, Ulrich.« Er rollte das Pergament zusammen. »Gutes Land.» ..Es heißt, heute morgen sei auf dem Laken im Ehegemach ein riesiger Blutfleck gewesen«, murmelte Ulrich. »Viel mehr Blut, als man infolge der normalen Aktivitäten in der Hochzeitsnacht erwarten würde.«
»Der Großteil des Blutes stammt von meiner Wunde. Das verdammte Ding hat geblutet wie ein geschlachtetes Huhn.«
Ulrich grinste. »Gareth, wir stehen uns seit über zehn Jahren so nahe wie zwei Brüder. Ihr könnt mir also ruhig die Wahrheit sagen.«
»Worüber?«
»Über Euren kleinen Unfall mit dem Dolch. Was ist wirklich passiert? Stimmt es, daß es Eurer Braut nicht gefallen hat, wie Ihr Euch ihr genähert habt, und daß sie versucht hat, Euch mit Eurem eigenen Dolch abzuwehren?«
Gareth runzelte die Stirn. »Sagen das die Leute?«
»Das ist eines der Gerüchte.« Ulrich zog die Brauen hoch. »Es gibt auch noch andere, aber keines davon ist auch nur annähernd so amüsant. Wenn ich wüßte, was wirklich passiert ist, könnte ich ein paar der Gerüchte vielleicht zum Verstummen bringen.«
Gareth sah seinem Freund ruhig in die blitzenden Augen. >> Ich habe Euch die Wahrheit gesagt. Es war ein Unfall.«
»Um Himmels Willen, Mann, ich bin Euer alter Waffenbruder, falls Ihr Euch daran erinnert. Ich weiß, wie Ihr mit einer Waffe umgeht. Erwartet also bloß nicht, daß ich glaube, Ihr wärt versehentlich mit Eurem Dolch ausgerutscht, als Ihr damit auf einem Bett herumjongliert habt.«
»Wie gesagt, Unfälle kommen schon mal vor.« Gareth machte eine Pause. »Vor allem im Ehebett.«
Ulrich unterdrückte mit Mühe einen Fluch. »Also gut. Wenn Ihr es nicht anders haben wollt, dann bitte.«
Ehe Gareth darauf etwas erwidern konnte, klopfte es an die Tür.
»Herein«, rief er.
Die schwere Holztür schwang langsam auf und Gareth entdeckte die aufgeregten, aber zugleich entschlossenen Gesichter von William und Dallan.
»Guten Tag, Mylord«, sagte William. Er hatte eine kleine Fleischpastete in der Hand.
>>Guten Tag.« Gareth starrte auf das Essen.
William verbarg die Pastete eilig hinter seinem Rücken und warf Dallan einen besorgten Blick zu. Es war offensichtlich, daß er auf die Führung oder die Rückendeckung von seinem älteren Begleiter wartete.
Dallan schluckte sichtlich. Seine Stirn war schweißbedeckt. Seine Finger umklammerten nervös die Falten seiner Tunika. »Wir sind gekommen, um mit Euch zu sprechen, Mylord.« Er warf einen bedeutsamen Blick auf Ulrich. »Wir würden gern allein mit Euch reden.«
Gareth sah Dallan aufmerksam an. Der Barde hatte offenbar furchtbare Angst, aber er schien der Konfrontation nicht aus-weichen zu wollen. Gareth hatte die Erfahrung gemacht, daß es nur eines gab, was einem jungen Mann die Kraft gab, seine Furcht zu überwinden: eine Frau.
»Ich nehme also an, es geht um Lady Clare?« fragte er leise.
Dallan blinzelte heftig. »Ja, Mylord, das stimmt.«
William starrte Gareth mit weit aufgerissenen Augen an. »Stimmt es, daß sie Euch gestern nacht in den Arm geschnitten hat, weil Ihr versucht habt, ihr weh zu tun, Sir?«
Gareth klopfte sich leicht mit dem zusammengerollten Pergament auf den Schenkel. »Hat sie euch das erzählt?«
»Nein, Sir«, setzte William eifrig an. »Sie sagt -«
»Mylady sagt, es wäre ein Unfall gewesen«, unterbrach Dallan ihn zornig. »Sie behauptet, Ihr hättet sie unterhalten, indem Ihr mit Eurem Dolch jongliert hättet, und dabei sei die Waffe abgerutscht. Aber das glaube ich nicht.«
»Was meinst du denn, was passiert ist?«
»Ich glaube, Ihr habt sie angegriffen und sie war gezwungen, sich zu verteidigen. Sie hat uns schon oft erzählt, daß sie große, arrogante, anmaßende Ritter nicht mag. Sie sagt, sie sind einfältig und haben ein schlechtes Benehmen und sie haben nicht die Seele von Poeten.«
Ulrich hüstelte dezent.
Gareth wandte den Blick nicht von Dallan. »Ihr zweifelt also die Erklärung der Lady für meine Verletzung an?«
Dallan ballte die Fäuste. Sein beleidigter Blick verriet Ablehnung und Furcht, aber er blieb standhaft. »Ich glaube, sie hat Angst davor, uns die Wahrheit zu sagen, Mylord. Es ist typisch für sie, daß sie versucht, William und mich zu beschützen.«
»Wovor?<< fragte Gareth.
»Vor Euch«, sagte William hilfsbereit. »Dallan sagt, daß wir unser Leben riskieren, wenn wir so
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