Liebe, Sex und andere Katastrophen
überhaupt nicht. Dabei sah ich blendend aus. Er flirtete stattdessen mit meiner Messekollegin, mit der ich nach München gekommen war. Die blöde Kuh flirtete schamlos zurück, obwohl sie wusste, wie sehr ich in ihr Flirtopfer verknallt war. Von diesem ganzen unschönen Verlauf des Abends völlig eingeschüchtert, war auch von meiner selbstbewussten großen Klappe nichts mehr übrig. Ich versuchte, seine Aufmerksamkeit auf mich zu lenken, indem ich besonders sexy und lasziv tanzte. Aber ich hätte mich nackt um eine Go-Go-Stange wickeln können, er hätte mich nicht registriert. Mein Frust wurde immer größer. Statt ihn wieder dreist und frech anzumachen wie auf der Messe, zog ich mich schmollend und frustriert zurück. Was eine Mega-Pleite. Die beiden Mädels, ein paar Jahre älter als ich, versuchten mich zu trösten. Aber da die eine völlig rücksichtlos mein Revier übernommen hatte, kam es mir wie reiner Hohn vor. Ich wurde immer kleiner mit Hut und fühlte mich zunehmend dicker, hässlicher und dümmer inmitten der schicken Münchner Partymeute. Ich versuchte es mit Aufmerksamkeit erhaschen durch kurzzeitiges Abhauen, denn in Filmen klappt das doch immer. Ich spazierte draußen eine Weile herum, in der Hoffnung man würde mich vermissen und mir dramamäßig hinterher rennen, aber es war saukalt und natürlich vermisste mich niemand.
Irgendwann beschlossen die Mädels nach Hause zu fahren. Wir übernachteten alle bei der Münchnerin. Die Jungs begleiteten uns noch zum Auto. Und während ich schon mal frustriert einstieg und Nummer sechs mit Nichtachtung strafte, sah ich, wie die vermeintliche Messefreundin und meine Nummer sechs knutschten. Mein Alptraum nahm einfach kein Ende! Ich war fassungslos und am Boden zerstört. So viel Pech, Frust, Schmäh und Demütigung auf einmal. Wochenlang sehnte ich mich nach diesem Typen, dann endlich der Moment, auf den ich so hin fieberte, und dann bin ich so verkrampft, dass ich es total verkacke, und dann schnappt mir diese doofe impertinente Arschkuh den Kerl auch noch ungeniert vor der Nase weg. Ich schob mir die Schuld selbst in die Schuhe. Hätte ich nicht so auf schüchternes, verliebtes kleines Mädchen gemacht, und hätte ich ihn mir gleich geschnappt, dann würde ich es jetzt vielleicht sein, die da von ihm geknutscht wird.
Ich konnte meine Tränen nicht mehr verbergen und schluchzte hemmungslos. Jetzt war eh alles egal, ich hatte mich zum Brot gemacht, dann ist das jetzt auch Wurscht. Ich versank auf dem Rücksitz und zog mir meinen Pullover übers Gesicht. Meine Tränen sollten die anderen nicht sehen. Die beiden Mädels stiegen kichernd ins Auto und bedachten mich mit mitleidigen Worten. Dass die Lady sich noch nicht mal schämte, mir meinen Kerl weggeschnappt zu haben. Ich war stinkewütend. Dennoch machte ich, wie so oft, gute Miene zum bösen Spiel, machte einen Witz, wir alle kicherten und für die beiden Mädels war die Sache damit erledigt. Nun musste ich auch noch im Gästezimmer neben der falschen Schlange schlafen. Ich tat die ganze Nacht vor Wut und Enttäuschung kein Auge zu.
Mit der Zeit legte sich die emotionale Konfusion von alleine. Alles Strampeln nützte nichts, und so kehrte ich zur emotionalen Tagesordnung zurück. Die Gedanken an Nummer sechs wurden immer weniger, die Erinnerung blasser. Auch hier tat die Zeit das, was sie am besten kann. Mit den Messemädels hatte ich seitdem keinen Kontakt mehr. Ich besann mich wieder darauf, in Nummer fünf verliebt zu sein. Aber ein Knacks ist geblieben, denn die nächste kleine Dummheit folgte. Wie zum Beispiel Nummer sieben.
Wie sich Vorurteile bewahrheiten: Großes Ego, kleine Bestückung
Nummer sieben war ein Freund aus dem Studium aus der großen Studiums-Clique. Wir waren wie eine Familie, trafen uns häufig, feierten und hingen zusammen ab. Zu der Zeit war ich immer noch mit Nummer fünf zusammen, aber das Ende rückte immer näher. Nummer sieben gehört zu der Kategorie Affäre, die man lieber für sich behält. Es gibt diese Art Männer, mit denen man eine leidenschaftliche Affäre anzettelt, aber für die man sich gleichzeitig in Grund und Boden schämt. Nummer sieben war so einer. Er war nicht gerade mit Schönheit gesegnet. Er sah aus wie ein Albino-Pittbull. Er war dicklich, hatte ein blasses sommersprossiges Bulldoggengesicht und kurzgeschoren gegelte rötlich-blonde Haare. Hinzu kam seine gewöhnungsbedürftige Art. Er war laut, völlig von sich selbst überzeugt, machohaft und
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