Liebe, Sex und andere Katastrophen
völlig blöde an uns aus. Der schöne Traum vom perfekten Sommerkleid – geplatzt! Ernüchtert verlassen wir den Laden. Die Gefahr, dass genau das mit einem Flirt passiert, ist groß. All das schoss mir durch den Kopf und ich beschloss, diesen tollen Flirt einfach einen tollen Flirt sein zu lassen, und nichts weiter zu unternehmen, als dem Marmorsockelsunnyboy bedauernd einen Abschiedskuss zu zu pusten und ihm ein letztes Mal mein strahlendes Lächeln zu schenken. Die Neugier auf ihn war groß, und ich hätte zu gern versucht, ihn näher kennen zu lernen. Aber ich kannte mich, ich wusste selbst nur zu gut, wo das hingeführt hätte. Und da ich ja nun eigentlich mit Nummer zehn zusammen war, beschloss ich heldenhaft, einfach mal brav zu sein und keine Dummheiten zu machen. Braves Mädchen. Meine Freundin und ich wühlten uns also durch wimmelndes Partyvolk Richtung Ausgang, denn wir wollten nach Hause.
Braves Mädchen? Denkste. Denn plötzlich stand Nummer elf vor mir. Er zog mich am Arm zurück und sagte in bestimmendem Ton: „Du glaubst doch nicht etwa, ich lass dich hier einfach so gehen, ohne dass ich weiß, wie du heißt, ohne deine Telefonnummer und ohne die Aussicht, dich bald wieder zu sehen?“ Wow, das war sexy! Cooler Auftritt. Und so herrlich kerlig. Unter dem Einfluss der aufgeheizten Stimmung resultierend aus der ganzen Flirterei der letzten Stunden fand ich ihn auch aus der Nähe betrachtet äußerst lecker. Engelchen und Teufelchen boten sich auf meiner Schulter gerade einen Kickboxing-Fight vom Allerfeinsten, das Engelchen wollte mich sofort von ihm wegzerren, das Teufelchen wollte mich ihm auf der Stelle an den Hals schmeißen. Das Teufelchen gewann. Ich schmiss mich zwar nicht an seinen Hals, aber ich gab ihm meine Telefonnummer. Und obwohl ich sehr genau wusste, dass der Akt der Telefonnummernübergabe den Akt des körperlichen intensiven Beisammenseins in der Horizontalen recht bald unweigerlich nach sich ziehen würde, so redete ich mir ein, dass in Bezug auf Nummer zehn keine Gefahr im Verzug sei, man wird ja wohl noch nette Menschen kennen lernen dürfen. Hm, ist klar.
Der junge Mann rief natürlich ein paar Tage später an. Er hat mich tatsächlich einige Tage warten lassen. Ich hatte noch gehofft, er würde sich nicht melden, damit auch ja nichts passieren kann. Ich hätte ihm natürlich einfach einen Korb geben können, nach dem Motto, „nee Schätzchen, ich war betrunken, vergiss es, du bist zwar süß, aber ich hab ´nen Freund, und deshalb lassen wir das ganze besser.“ Aber dazu war ich nicht in der Lage. Wie ein hypnotisiertes sabberndes Kaninchen sagte ich sofort zu, als er mich um ein Date bat.
Wir trafen uns in meinem Lieblingsclub. Meinem Freund, Nummer zehn, sagte ich am Telefon, ich sei mit meinen Freundinnen verabredet. Erstes Anzeichen, dass du was vorhast, was du nicht vorhaben solltest: Du lügst deinen Freund an. Das betont gelangweilt vorgetragene „Och, ich habe heute abends nichts besonders vor, ich treffe mich bloß mit meinen Mädels“ ist besonders verdächtig. Aufgeregt wartete ich auf Nummer elf, Mist, ich war zu früh, der große Auftritt war also ihm vorbehalten. Dann war es soweit, mit großen Schritten und selbstbewusst spazierte er lässig durch die Tür, groß, langer dunkler Mantel, dunkler Rollkragenpullover und alles an ihm verdammt männlich. Als er dann vor mir stand, verschwand aber mein erstes Entzücken: Aus der Nähe und ohne Alkoholeinfluss sah er doch nicht mehr so umwerfend aus. Seine Haare hatte er komisch gegelt und sein Gesicht wirkte plötzlich bubihaft. Wo war denn bloß der lässige auf dem Marmorsockel tanzende saucoole Kerl? Enttäuschung machte sich in mir breit, denn wenn der erste Gedanke beim ersten Date nicht ist `Komm her du, ich will mich auf der Stelle auf dich stürzen!` sondern `Ach du grüne neune, wo hat er nur seinen Sexappeal liegen lassen?` ist das kein gutes Zeichen. Aber nun waren wir schon mal hier, und ich war der Meinung, was man angefangen hat, muss man auch durchziehen. Die Ich-muss-weg-Nummer beherrsche ich leider gar nicht, und so katapultiere ich mich immer wieder in böses-Mädchen-Situationen. Nummer elf und ich plauderten locker über dieses und jenes. Es floss ein bisschen Alkohol, aber in Maßen, und der Abend begann dann doch, recht unterhaltsam zu werden. Trotz der anfänglichen Ernüchterung fingen kleine freche Gedanken an, in meinem Kopf herum zu schwirren, die sich fragten, wie es wohl mit Nummer
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