Liebe, Sex und andere Katastrophen
High-Society-Spross kennen, er integriert mich augenblicklich komplett in sein märchenhaftes Leben, und all das innerhalb weniger Tage. Da sitze ich nun in illustrem Kreis an opulent gedeckter Tafel und alle tun so, als gehörte ich dazu. Als mir Nummer vierzehn die Schüssel mit den Kartoffeln rüber reichte, und sich unter der Schüssel unsere Hände und über der Schüssel unsere Blicke trafen, durchschoss mich schon wieder so ein Blitz. Scheiße, mich hatte es erwischt. Ich war verknallt.
Auf dem Rückweg wünschte ich, die Zeit würde anhalten. Ich wollte, dass dieser Sommer niemals vorbei geht. Ich wollte nicht nach Hause, ich wollte bei Nummer vierzehn bleiben und mir noch ganz viel von sich und seinem Leben zeigen lassen. Ich platzte plötzlich vor Glück. Und als ich an meinen Freund dachte, holte mich das wieder auf den Boden der Tatsachen zurück. Scheiße, nicht schon wieder Herzenskuddelmuddel! Da ich aber in solchen Situationen immer ohne Rücksicht auf Verluste handelte, scherte ich mich nicht um die Alarmglocken und das schlechte Gewissen. Das hier ist mein Sommer, mein Ritter, und mein einzigartiges Prinzessinnenabenteuer. Als mich Nummer vierzehn vor meiner Haustür absetzte, saßen wir noch eine Weile im Auto. Er bedankte sich für das tolle Wochenende mit mir und sagte, dass er eigentlich gar keine Lust habe, mich jetzt gehen zu lassen. Noch so ein Blitz durch meinen Bauch. Und wieder diese Panik, dass jetzt bestimmt gleich geknutscht wird, wenn ich nicht auf der Stelle abhaue. Ich wollte so gern knutschen, aber wie so oft erwischte mich die Panik vor diesem ersten Schritt. Ich sprang aus dem Auto. Rannte zu meiner Haustür. Dort drehte ich mich um und sah, dass Nummer vierzehn noch wartete. Verdammt, soll dieses schöne Wochenende so enden? Nein, ich musste noch einen ganz besonderen Akzent setzen. Nicht knutschen, das wäre viel zu ordinär und gewöhnlich gewesen. Ich ging zurück zu seinem Auto, und ehe mein Gehirn meiner Zunge die nachfolgende Aktion verbieten konnte, war es auch schon geschehen. Ich beugte mich ins offene Fenster, holte tief Luft und sagte den Satz „Je crois que je suis tombée amoureuse avec toi.“ Ich wurde rot, lächelte verlegen, ließ ihn stehen und verschwand im Haus. Ich wollte seine Reaktion nicht sehen. Hatte ich mich mal wieder zum Deppen gemacht? Und wie konnte das überhaupt aus mir so einfach heraus purzeln? War ich von allen guten Geistern verlassen? Ich kannte den Kerl doch erst seit einer Woche! Seine Antwort hatte ich wenig später per E-Mail.
Er schrieb, dass er auf der Heimfahrt gejubelt habe und total happy sei und grinsen musste, denn sowas süßes hätte noch nie ein Mädchen zu ihm gesagt. Charmant wie er war, gab er mir per Mail zu verstehen, dass es nicht etwa heißt „tomber amoureuse avec toi“, sondern „tomber amoureuse de toi“. Ich war so verwirrt von meiner spontanen Gefühlsoffenbarung, dass ich die englische Ausdrucksweise, wo es ja in der Tat heißt „fall in love with somebody“ mit der französischen verwurstelte. Ich hatte ihm also gesagt „Ich glaube, ich verliebe mich gerade mit dir“ statt „Ich glaube ich verliebe mich gerade in dich“. Offensichtlich habe ich aber genau mit diesem kleinen grammatikalischen Fehler ins Schwarze getroffen, denn er war schier entzückt davon. Logo, wir würden ja auch völlig darauf abfahren, wenn ein schnuckeliger Franzose in gebrochenem Deutsch ein „iesch bin so gefallen in Liebe von dir“ von sich geben würde. Wir würden ihn sicher auf der Stelle heiraten! Nun gab es das kleine Problem, dass ich mich ja nun eigentlich nicht verlieben sollte. Denn ich sollte ja nun eigentlich in meinen Freund, Nummer zehn, verliebt sein. Und auf dieses dezente Problem wies mich auch Nummer vierzehn in seiner Mail hin. Er wusste, dass ich eigentlich vergeben war und schrieb, ganz Gentleman, er würde sich sehr freuen, wenn wir etwas gemeinsam aufbauen könnten, denn auch er sei „verknallt mit mir“, aber er will mich auch nicht in die Bredouille bringen aufgrund meiner Situation. Mein Herz pochte und mir war heiß. Da hatte ich mal wieder den Salat. Ich war hin und her gerissen. Ich wollte luxemburgische Prinzessin sein und diesen irrealen Sommertraum weiter leben. Aber ich wollte meinen Freund nicht schon wieder enttäuschen. Wieso kann man eigentlich nicht zwei Freunde haben, fragte sich mein trotziges verwirrtes naives Hirn. Nummer vierzehn und ich sahen uns die nächsten Tage erst mal nicht,
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